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Großbritannien vor Wahl: Elmo und Lord Binface stellen sich auf


"Ich fordere jeden auf, geht wählen"
Weltraumkrieger und Plüschfiguren wollen ins britische Parlament

Von reuters
Aktualisiert am 03.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Lord Binface bei der Wahl zum Londoner Bürgermeister (Archivbild): Der Komiker will ein Zeichen für die Demokratie setzen.Vergrößern des BildesLord Binface bei der Wahl zum Londoner Bürgermeister (Archivbild): Der Komiker will ein Zeichen für die Demokratie setzen. (Quelle: IMAGO/Martyn Wheatley / i-Images/imago-images-bilder)

Absurd anmutende Kandidaten haben bei britischen Wahlen Tradition. Doch hinter ihrem merkwürdigen Aussehen verbergen sich teilweise sehr ernste Anliegen.

Bei der Parlamentswahl in Großbritannien mischen ungewöhnliche Kandidaten die Politik auf. Wenn die Wähler am Donnerstag an die Wahlurnen treten, können sie ihr Kreuz etwa beim Mülltonnenmann machen oder ihre Stimme einer Person im flauschigen Elmo-Kostüm geben. Unter den mehr als 4.500 Kandidaten, die um die 650 Sitze im britischen Parlament kämpfen, befinden sich Vertreter von Kleinparteien, Einzelthemen-Aktivisten und Personen, die das Ganze ins Lächerliche ziehen wollen.

Die bekannteste Figur dieser Kategorie ist Count Binface ("Graf Mülleimerkopf"), ein selbsternannter intergalaktischer Weltraumkrieger mit einem silbernen Mülleimer als Helm, der in seinem Outfit an den Star-Wars-Bösewicht Darth Vader erinnert. Er fordert den amtierenden Premierminister Rishi Sunak in seinem eigenen Wahlkreis im Norden Englands heraus. Das britische Wahlsystem macht es möglich. "Genau so ist es, nach dem britischen System kann ich gegen Premierminister Rishi Sunak antreten, das ist großartig", sagte Count Binface, der eigentlich Jonathan Harvey heißt und Komiker ist.

Klamauk mit Tradition

Im Königreich ist Count Binface kein Unbekannter. Bei britischen Wahlen trat er schon 2017 gegen Theresa May und 2019 gegen Boris Johnson an. Auch an den Bürgermeisterwahlen in London nahm er 2021 und 2024 teil, zuletzt kam er im Mai auf 24.000 Stimmen.

Satire-Kandidaten wie der Mülltonnenmann haben in Großbritannien Tradition. Zu den Veteranen gehört die Official Monster Raving Loony Party (Offizielle Partei der rasenden verrückten Ungeheuer), die Anfang der 1980er Jahre gegründet wurde und seitdem mit bizarr wirkenden Programmen regelmäßig an Wahlen teilnimmt. In diesem Jahr treten 22 Kandidaten an, darunter der Parteivorsitzende Howling Laud Hope, Baron Von Thunderclap und Earl Elvis von East Anglia.

Schräge Kandidaten, ernste Anliegen

Auch Künstliche Intelligenz (KI) sorgt im Wahlkampf für Aufsehen - nicht mit ihren Funktionen, sondern mit einer Kandidatur für einen Sitz im Parlament. AI Steve, so der Name des Bewerbers, hofft, das weltweit erste Avatar-Mitglied eines Parlaments zu werden. Anderswo im Königreich verspricht ein Mitglied der Psychedelic Movement Party, das Gesetz zu ignorieren und rund um die Uhr geöffnete Cannabis-Cafés zu gründen. Auf dem Wahlzettel steht 2024 auch wieder Elmo, eine Figur aus der Kinder-Fernsehserie Sesamstraße. Hinter dem roten Plüschkostüm steht Bobby Smith, der wie der Mülltonnenmann schon an zahlreichen Wahlen teilgenommen hat.

Die schräg anmutenden Kandidaten und Programme haben auch ernsthafte politische Anliegen. Elmo möchte etwa das Gesetz zu Väterrechten ändern, während Count Binface an den Schutz der Demokratie appelliert. "Ich bin hier, um wertzuschätzen, zu verteidigen, zu feiern, dass jeder im Vereinigten Königreich nicht nur wählen, sondern auch kandidieren kann, egal welche Plattform er hat oder wie idiotisch er aussieht", sagte er. "Ich fordere jeden auf, geht wählen."

Umfragen zufolge dürfte die Regierungszeit der Konservativen nach 14 Jahren zu Ende gehen. Premierminister Sunak hinkt in Umfragen weit hinter der Labour-Partei und deren Chef Keir Starmer hinterher. Dem Oppositionsführer sagen Meinungsforscher einen Vorsprung von rund 20 Prozentpunkten voraus. Damit hat der 61-Jährige große Chancen auf die Übernahme des Regierungssitzes in der Downing Street.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur Reuters
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