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UN befürchtet IS-Massaker an kurdischen Zivilisten in Kobane


Fluchtwege sind dicht
UN befürchtet Massaker an kurdischen Zivilisten

Von t-online, ap, dpa, afp
Aktualisiert am 10.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Kurdische Zivilisten sind in und um Kobane von IS-Kämpfern eingekesseltVergrößern des BildesKurdische Zivilisten sind in und um Kobane von IS-Kämpfern eingekesselt (Quelle: Reuters-bilder)
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Die Terrormiliz des Islamischen Staates (IS) hat das Kurden-Hauptquartier in Kobane erobert. Nun befürchten die Vereinten Nationen ein Massaker an den verbliebenen Bewohnern der umkämpften syrischen Grenzstadt. Zwischen 500 und 700 ältere Menschen sowie andere Zivilisten hätten nicht aus der Stadt fliehen können, sagte der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, in Genf. 10.000 bis 13.000 weitere Menschen seien nahe der türkischen Grenze eingekesselt.

Die Islamisten stünden laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kurz davor, die verbliebenen Kurdenkämpfer "vollständig zu umzingeln". Fluchtwege aus Kobane gebe es kaum noch, sagte De Mistura. Nach Angaben kurdischer Aktivisten habe der IS mit massiven Angriffen auf eine wichtige Verbindungsstraße zur türkischen Grenze begonnen.

Damit könnte die Schlinge um Stadt zugezogen werden: Niemand könnte Kobane mehr betreten oder verlassen. Die Stadt wäre vom Nachschub abgeschnitten. Dann würden die Zivilisten dort "höchstwahrscheinlich abgeschlachtet", sagte De Mistura. Der Grenzübergang ist der einzige der Stadt zur Türkei. Der Sprecher der türkischen Regierungspartei AKP, Besir Atalay, sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu hingegen, außer kurdischen "Militanten" halte sich niemand mehr in Kobane auf. Alle Zivilisten seien in die Türkei geflohen.

De Mistura erinnerte an die Massaker während des Balkankrieges - besonders in Srebrenica, wo 1995 etwa 8000 Menschen getötet wurden. "Dort ist Srebrenica", sagte er mit Blick auf die Situation in Kobane. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon habe ausdrücklich klargemacht, dass jeder, der etwas zum Schutz der Zivilisten tun könne, dies auch tun müsse. Dies sei auch von einer entsprechenden UN-Resolution gedeckt.

De Mistura: Türkei soll die Grenze öffnen

Die Extremisten versuchten alles, um den Grenzübergang zu erobern, sagte auch der örtliche Kurdenvertreter Idriss Nassan. "Sie denken, dass Hilfe (für die kurdischen Milizen) über den Durchgang kommen könnte, deshalb wollen sie die Grenze kontrollieren."

De Mistura forderte die Türkei deswegen auf, bereits in die Türkei geflüchtete Kurden unverzüglich zurück über die Grenze zu lassen, damit sie sich an der Verteidigung von Kobane beteiligen können. Zudem drängte er Ankara, die internationale Militärallianz vom eigenen Territorium aus zu unterstützen. Rund 200.000 Menschen sind seit Mitte September vor der Terrormiliz IS aus Kobane in die Türkei geflohen. Sie leben dort in provisorischen Zeltlagern, schlafen auf Baustellen und in Moscheen.

Nato sagt Türkei Schutz zu

Der neue Nato-Generalsekretär Stoltenberg besuchte unterdessen eine amerikanische Patriot-Raketenstaffel in der südosttürkischen Stadt Gaziantep. "Die Nato ist hier, um die Türkei zu schützen und zu verteidigen", versicherte er. "Solidarität steht im Zentrum unseres Bündnisses."

Stoltenberg war am Vortag zu politischen Gesprächen in Ankara. Dabei hatte die türkische Regierung deutlich gemacht, dass sie nicht bereit ist, alleine mit Bodentruppen gegen den IS in Syrien vorzugehen. Auch die Bundeswehr stellt Patriot-Raketen in der Türkei, die zum Schutz etwa vor Raketenangriffen aus Syrien dienen.

Die Türkei hat zwar Truppen an der Grenze zusammengezogen, aber bisher nicht interveniert. Ohne die Entsendung von Bodentruppen scheint Kobane aber nicht zu halten. Zwar gab es auch in der Nacht zum Freitag laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte im Süden und Osten der Stadt Luftangriffe der US-geführten Militärallianz. Doch zeigten diese wenig Wirkung.

IS-Kämpfer passen ihre Taktik an

Angesichts der Verstärkung der Luftangriffe stellten die IS-Kämpfer bei ihrem Vormarsch auf Kobane mittlerweile ihre Taktik um, wie das Beobachtungszentrum weiter berichtete. Weil die Angriffe vor allem Fahrzeuge und Artilleriegeschütze des IS zum Ziel hatten, feuerten die Extremisten nun vor allem Mörsergranaten ab und brächten ihren Kämpfern an der Front mit Motorrädern Nachschub.

Seit Beginn ihrer Offensive Mitte September schafften es die IS-Extremisten in dieser Woche erstmals, in Kobane einzudringen. Mittlerweile kontrollieren die IS-Kämpfer 40 Prozent der Stadt. Nach Angaben von Aktivisten starben bei den Kämpfen um die Kurden-Stadt mehr als 500 Menschen.

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