Betrug mit Flüchtlingsheim Italienische Mafia soll Millionen erschlichen haben

Laut Ermittlern hat die italienische Mafia Millionen Euro an öffentlichen Geldern mit einem Aufnahmelager für Migranten erschlichen. Jetzt sind bei einer Razzia im Süden des Landes Dutzende Verdächtige verhaftet worden, darunter einen Pfarrer und ein Vertreter einer Hilfsorganisation.
Den Ermittlern zufolge gelang es der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta bereits vor einem Jahrzehnt, das Aufnahmelager in der Stadt Isola Capo Rizzuto zu unterwandern. Von den 103 Millionen Euro, die zwischen 2006 und 2015 in die Einrichtung flossen, landeten demnach mindestens 36 Millionen in den Kassen der Kriminellen.
Die Täter hätten sich Luxusautos, Wohnungen und Boote gekauft, sagte Staatsanwalt Nicola Gratteri. Bei den Razzien seien Vermögenswerte von 84 Millionen Euro beschlagnahmt worden. Im Haus eines Mannes seien etwa 200.000 Euro gefunden worden. Der Verdächtige habe bei den Steuerbehörden aber nur ein Jahreseinkommen von 800 Euro geltend gemacht.
Das Aufnahmezentrum Sant'Anna, wo bis zu 1200 Migranten untergebracht werden können, ist eines der größten in Europa. Italien ist seit vielen Jahren das Ziel von Einwanderern aus Afrika und dem Nahen Osten. Seit 2014 kamen mehr als eine halbe Million Menschen zumeist über Libyen per Boot in das EU-Land.