Krisenregion Bergkarabach: Gefechte nicht ausgesetzt
Zwischen Aserbaidschan und Armenien war eigentlich eine Waffenruhe vereinbart worden. Offenbar hielten sich die beiden Lรคnder nicht daran. Es kam zu neuen Todesopfern.
Ungeachtet internationaler Appelle zur Einhaltung der neuen Waffenruhe dauern die schweren Gefechte um die Sรผdkaukasusregion Bergkarabach nach Angaben von Behรถrden an. Die verfeindeten Nachbarlรคnder Aserbaidschan und Armenien warfen sich am Dienstag gegenseitig massiven Beschuss in der Konfliktregion vor.
Die Behรถrden der nicht anerkannten Republik Bergkarabach teilten mit, dass es Raketen- und Artilleriefeuer von aserbaidschanischer Seite gebe. Das Verteidigungsministerium in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku wiederum warf Armenien vor, zuerst geschossen zu haben. Betroffen sei unter anderem die Region Terter.
Armenien: "Absolute Lรผge"
"Das ist eine absolute Lรผge, Aserbaidschan bereitet den Boden fรผr aggressive Handlungen gegen friedliebende Ortschaften vor", sagte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums in Eriwan. Der Gegner sei zum Angriff aus allen Richtungen รผbergegangen.
Die Anzahl der getรถteten Karabach-Soldaten liege bei 532, hieร es am Nachmittag. 31 Zivilisten seien dort getรถtet worden. Aserbaidschan machte bislang keine Angaben zu Verlusten in den eigenen Reihen. In der Zivilbevรถlkerung habe sich die Zahl der Toten seit Beginn der Gefechte am 27. September nun auf 43 erhรถht.
Einigung der Auรenminister
Der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan sagte, dass die in der Nacht zum Samstag vereinbarte Waffenruhe nicht halte. Die Auรenminister beider Lรคnder hatten unter russischer Vermittlung in Moskau die รbereinkunft erzielt, die aber schon kurz nach Inkrafttreten gebrochen wurde. Russlands Auรenminister Sergej Lawrow forderte am Montag mit Nachdruck eine Einhaltung der Waffenruhe.
Die beiden Ex-Sowjetrepubliken kรคmpfen seit Jahrzehnten um die bergige Region, in der rund 145.000 Menschen leben. Bergkarabach wird von Armenien kontrolliert, gehรถrt aber vรถlkerrechtlich zum islamisch geprรคgten Aserbaidschan. In einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren verlor Aserbaidschan die Kontrolle รผber das Gebiet. Es wird von christlichen Karabach-Armeniern bewohnt. Seit 1994 gilt eine brรผchige Waffenruhe. Die Tรผrkei steht in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans, wรคhrend Armenien Russland als Schutzmacht sieht.
- Nachrichtenagentur dpa