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Kandidatur Donald Trump: Warum glaubt er, dass er nochmal antreten sollte?


Donald Trumps Kandidatur für 2024
Reise in den Abgrund

  • Bastian Brauns
Von Bastian Brauns, Washington

Aktualisiert am 16.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Donald Trump am Tag der Zwischenwahlen: Der Ex-Präsident will sehr wahrscheinlich 2024 erneut zur Wahl antreten. (Quelle: Joe Raedle/Getty Images)

Donald Trump steht vor seiner nächsten Kandidatur. Aufhalten könnten ihn nur die Republikaner. Es wäre ihre letzte Chance, wenn sie als Partei überleben wollen.

"Hoffentlich", so schrieb Donald Trump am Montag, "wird sich der morgige Tag als einer der allerwichtigsten Tage in der Geschichte Amerikas erweisen." Am Dienstagabend hat er nun angekündigt, erneut kandidieren zu wollen und dafür auch die notwendigen Unterlagen eingereicht.

"Hoffentlich einer der allerwichtigsten Tage" – für den "Lautsprecher" Trump klang das fast kleinlaut. Seine Ankündigung wirkte dann ebenfalls ziemlich uninspiriert. Geht ihm etwa schon jetzt die Luft aus?

Grund für leisere Töne hätte Trump nach drei schlechten Wahlen hintereinander für die Republikaner. Er verlor die Zwischenwahlen 2018. Er verlor die Präsidentschaftswahlen 2020. Und bei den Midterms 2022 schnitten seine Kandidaten insgesamt schlecht ab. Aus dem "roten Tsunami" wurde eine Mini-Welle. Die Demokraten kontrollieren weiter den Senat. Die Mehrheit der Republikaner im Repräsentantenhaus ist unsicher und wird wahrscheinlich nur knapp ausfallen.

Warum glaubt Trump also, dass er nochmal antreten sollte? Wie lange soll das so weitergehen? Seit dem 8. November stellen diese Fragen sogar einst Trump ergebene Republikaner. Deren "Grand Old Party" (GOP) bleibt trotz Trumpismus eine machtbewusste Partei. Bleibt der Erfolg aus, hilft auch kein Jammern über angeblich gestohlene Wahlen. Jede Niederlage macht es schwerer, das Loser-Image des Ex-Präsidenten zu leugnen.

Der drohende Zerfall der Republikaner

Trump wird für seine Partei immer mehr zur Belastung. Aber selbst drei desolate Ergebnisse reichen nicht, damit sich mehr Republikaner klar von ihm distanzieren. Zu infiltriert sind die Strukturen der Partei, zu stark auf ihren Anführer ausgerichtet. Für eine Korrektur am Kult fehlt vielfach noch immer die Courage.

Einer der allerwichtigsten Tage in der Geschichte Amerikas könnte dieser 15. November aber trotzdem werden. Trump tritt an und es bietet sich damit die vorerst letzte Chance, ihn loszuwerden. Dafür müssten aber genügend und vor allem aussichtsreiche republikanische Kandidaten gegen ihn antreten.

Das Schicksal der Partei und die Machtoptionen des amerikanischen Konservatismus werden sich daran entscheiden. Wegen des tief verankerten Zweiparteiensystems steht zugleich die Zukunft des politischen Systems und der Gesellschaft auf dem Spiel. Wohin werden Wähler wandern, wenn sie für ihre Interessen keine politischen Optionen mehr sehen? Apathie oder gar Anarchie – beides wären keine guten Aussichten für Amerika. So sehen das immer mehr Republikaner. Sie äußern es zwar noch zaghaft, aber zunehmend selbstbewusster.

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Potenzielle Trump-Nachfolger wie Floridas Gouverneur Ron DeSantis, Ex-Vizepräsident Mike Pence oder andere müssen daher nach dessen Ankündigung ihr Momentum zur Gegenkandidatur nutzen, sonst droht mindestens die nächste Niederlage für die Republikaner. Schafft es die GOP nicht, überzeugendere Antworten als Trump für das Amerika von heute zu finden, könnte das den eigenen Untergang bedeuten.

Der auf Trump ausgerichtete Konservatismus ist in seiner jetzigen Form nicht mehrheitsfähig. Ginge es nur um die reinen Wählerstimmen, war er das in den USA zwar noch nie. Doch jetzt wird klar: Selbst mit dem komplizierten Wahlsystem, dem unverhältnismäßig starken Einfluss der dünner besiedelten Bundesstaaten und zahlreicher Tricks bei den Zuschnitten von Wahlkreisen reicht Trumps Agenda nicht aus, um weit genug vor den Demokraten zu landen.

Gefährlicher als eine weitere künftige Niederlage wäre aber der drohende Zerfall der Partei. Republikaner wie die geschasste Liz Cheney wollen bei einer erneuten Kandidatur Trumps eine neue Partei gründen, zumindest eine Gegenbewegung. Versucht wurde das zwar schon öfter, bislang aber erfolglos. Jetzt könnte ein Richtungsstreit die Partei aber zerreißen. Zu groß ist die Spreizung zwischen Trumpisten und den lange duldsamen, aber nun zunehmend aufgebrachten Vertretern des moderaten Flügels.

Bis in den eigenen Abgrund

Warum Trump trotz all dieser Gefahren für die Partei und für das Land weitermachen will? Eine mögliche Antwort lautet: Verzweiflung.

Würd er nicht kandidieren, stünde er mit dem Rücken zur Wand. Es laufen mehrere Verfahren gegen ihn. Würde er verurteilt, könnte ihn das ruinieren. Ein erneutes politisches Amt könnte ihn davor bewahren, zumindest vorläufig. Sein Kalkül: Tritt er noch einmal an, könnten insbesondere die Verfahren des Generalstaatsanwalts Merrick Garland als politisch motiviert wahrgenommen werden. Das würde ihm erlauben, seine Erzählung einer angeblichen "Hexenjagd" auf ihn weiterzuspinnen. Würde er erneut zum Präsidenten gewählt, könnte ihn die Immunität des Amtes schützen.

Das sind viel Konjunktiv und viel Risiko für das Machtstreben der Republikaner. Soll das private Spiel dieses Mannes mit seinem Schicksal wirklich das Schicksal einer ganzen Partei und damit des ganzen Landes bestimmen?

Darauf gibt eigentlich ausgerechnet Trumps Glaubenssatz die Antwort: America First. Nach diesem 15. November wird sich zeigen, wie viele Republikaner ihn wörtlich nehmen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen und Beobachtungen
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