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Donald Trump führt CNN vor: Republikaner verbreitet Lügen


Donald Trump führt CNN vor
Raus aus der Komfortzone

  • Bastian Brauns
MeinungVon Bastian Brauns

Aktualisiert am 11.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Donald Trump (Archivbild): Beim TV-Auftritt bei CNN war er in seinem Element.. (Quelle: Alex Brandon/AP/dpa)

Trumps erster Auftritt bei CNN seit 2016 war ein Tiefpunkt im amerikanischen TV. Trotzdem war die Entscheidung dafür richtig. Denn sie offenbart die Schwächen der Demokratie.

Bastian Brauns berichtet aus Washington.

Es war eine Farce, was am Mittwochabend zur besten Sendezeit beim US-Sender CNN zu sehen war. Ex-Präsident Donald Trump verbreitete dort seine Lügen. Er wiederholte die Mär von der gestohlenen Wahl, lobte die verurteilten Kapitol-Stürmer, verhöhnte deren Opfer und ließ erneut offen, ob er die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland weiter unterstützen würde. Das alles im Stil einer Sitcom der Neunzigerjahre, begleitet vom Gelächter, Jubel und Applaus der Zuschauer – es waren mehrheitlich Trump-Anhänger.

Der Tiefpunkt war erreicht, als das kürzlich gefällte Urteil wegen sexueller Nötigung der Journalistin E. Jean Collins zur Sprache kam: Er verspottete sein Opfer und tat seinen gerichtlich festgestellten Missbrauch als "Techtelmechtel" ab. Sogar da hatte er die Lacher auf seiner Seite. Natürlich könnten Stars Frauen an die Genitalien fassen, behauptete er einmal mehr. Dies sei lediglich die Beschreibung einer Millionen Jahre alten Realität.

Obwohl Moderatorin Kaitlan Collins immer wieder nachhakte und Trump mit seinen Lügen konfrontierte, ging der Republikaner in dieser Umgebung als Sieger vom Platz – zumindest, wenn man die Reaktion des Studiopublikums als Maßstab nimmt. Machohaft machte er deutlich, wo er ihren Platz sieht: weit unter ihm.

Amerikas Realität

Schon vor der Sendung war CNN vielfach dafür kritisiert worden, Trump überhaupt eine solche Bühne zu bieten. Nach der Show fühlten sich die Kritiker einmal mehr bestätigt. Gegen eine Person wie ihn könnten Medien, egal wie redlich sie sich bemühten, nur verlieren. Sie behielten recht. Und doch traf CNN mit der Sendung die richtige Entscheidung. Denn sie bildete schonungslos die Realität der amerikanischen Gesellschaft ab.

Diese lediglich zu ignorieren, würde zwar das öffentliche Forum für Politiker wie Trump verkleinern, aber eben nur scheinbar. Denn er und viele andere erreichen ihre Wähler längst über eigene Kanäle und soziale Foren. Dort geht es genau so und schlimmer zu. Für alle anderen gilt: Ein Blick in diese Welt muss sein, um zu verstehen, dass es dieses andere Amerika gibt.

Trumps Häme und Schamlosigkeit und sein Erfolg bei seinem Publikum zeigen, wie weit entfernt die Menschen von dem sind, was gerade in den Ost- und Westküstenmetropolen als real und richtig angesehen wird. Im Zweifel sind das um die 50 Prozent der Bevölkerung. Würde CNN deren Kandidaten nicht zu Wort kommen lassen, schwächte das nur weiter die Glaubwürdigkeit der Medien – und der Demokratie.

Ein Selbstbetrug der Demokratie

Die Moderatorin Kaitlan Collins hat darum genau das Richtige getan. Raus aus der eigenen Komfortzone und sich dieser anderen Realität stellen. Nur so kann am Ende ein Gegenmittel wider das zersetzende Gift von Trump gefunden werden. Abtauchen ist keine Option, denn das würde bedeuten, ihm und seinen Erzählungen das Feld unwidersprochen zu überlassen.

Trumps Wiederwahl ist möglich, obwohl er inzwischen wegen sexueller Nötigung schuldig gesprochen wurde, obwohl ihm weitere Verurteilungen drohen. Trumps Verhalten stellt erwiesenermaßen eine große Gefahr für die Demokratie dar. Aber zu tun, als sei eine Konfrontation mit ihm ein Spaziergang, der man einfach aus dem Weg gehen könnte, wäre ein großer Selbstbetrug der Demokratie. Und das wäre ebenfalls eine große Gefahr.

Zu versuchen, Trump öffentlich zu stellen, ist der richtige Weg. Das mag stellenweise hilflos wirken. Aber sich von der grölenden Zustimmung seiner treuen Anhänger irritieren zu lassen, verstellt den Blick auf jene, die bereit sind, sich auch anders zu entscheiden. Es lohnt sich durchaus, mit solchen Formaten auch auf die wichtige Gruppe der Wechselwähler zu zielen und ihnen vorzuführen, wie rücksichtslos, verlogen und schamlos Trump ist. Denn sie sind die einzige Chance.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Livestream CNN (englisch)
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