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Kreml-Kritiker Garri Kasparow über Russland: "Im April geht Putin die Munition aus"


Kremlkritiker über Kriegsverlauf
Kasparow: "Im April geht Putin die Munition aus"

Von t-online, csi

Aktualisiert am 05.10.2022Lesedauer: 3 Min.
imago 78415935Vergrößern des BildesGarri Kasparow: In einem "Spiegel"-Interview äußerte sich der Kremlkritiker unter anderem zu einem möglichen Kriegsende.
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Alle, die jetzt noch in Russland leben, seien Teil der Kriegsmaschinerie, sagt Kremlkritiker Garri Kasparow. Er äußerte sich auch zum möglichen Kriegsende.

Der Kremlkritiker und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow hat sich in einem Interview zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geäußert. Er vermutet, dass Putin im Frühjahr die Munition ausgehen wird. "Spätestens im April geht ihm die Munition aus, die Wirtschaft wird nicht einmal mehr die Grundbedürfnisse der Russen decken können", sagt Kasparow.

Der 59-Jährige erklärte im "Spiegel"-Interview, dass Russland eine faschistische Diktatur sei und dass jeder, der jetzt noch in Russland lebe, Teil der Kriegsmaschinerie sei. Auf den Einwand, dass Litauen beispielsweise die Grenzen für Russen geschlossen habe, schlug Kasparow vor, nur jene Russen einreisen zu lassen, die eine Erklärung unterschreiben. Diese Erklärung solle drei Prinzipien beinhalten: "Der Krieg ist verbrecherisch, das Putin-Regime ist illegitim, und die Ukraine unteilbar". Menschen einfach so hin- und herreisen zu lassen, sei unmöglich. Der 59-Jährige verglich die Situation mit der Deutschlands während der NS-Zeit: "Es gab auch keinen deutschen Tourismus in London 1941."

Es gehe aber nicht um die Einteilung in "gute" und "schlechte" Russen, erwiderte Kasparow auf den Vorwurf, mit seinem Vorschlag einen "Gute-Russen-Pass" einzuführen. Es sei für die Ukrainerinnen und Ukrainer wichtig zu sehen, dass nur Russen in den Westen einreisen dürfen, die sich vom russischen Machthaber Wladimir Putin distanzieren. "Und wer diese Erklärung unterschreibt, macht sich nach Putins Gesetzen gleich dreifach strafbar", so Kasparow.

Dass Putin nicht isoliert sei, sieht der 59-Jährige anders. "Bekanntermaßen mögen Diktatoren Verlierer nicht, und Putin ist gerade dabei, den Krieg zu verlieren." Der Iran habe aktuell seine eigenen Probleme, sagt Kasparow in Anspielung auf die Proteste gegen das iranische Regime und die damit verbundenen Gewaltausschreitungen der Polizei. China mache nichts für Putin und auch Kasachstan habe sich abgewandt. "Sogar Serbien hat sich geweigert, die sogenannten Referenden anzuerkennen."

Kremlkritiker: Deutschland hat zu Putins Arroganz beigetragen

Insgesamt sieht Kasparow in dem Überfall auf die Ukraine einen großen Fehler Russlands – auch aus strategischer Perspektive. Allerdings habe Putin nach seinen Erfahrungen mit Amerika, Frankreich und Deutschland "vernünftigerweise davon ausgehen" können, dass sie ihm auch den Angriffskrieg durchgehen lassen würden. Deutschland habe sehr zu Putins Arroganz beigetragen. Weil der russische Diktator wisse, dass eine Kriegsniederlage "sein politisches und physisches Überleben kosten könnte", mobilisiere er derzeit alle Ressourcen.

Weiter glaubt der Kremlkritiker, dass viele Russen nicht bereit seien, um die von Russland annektierte Halbinsel Krim zu kämpfen. "Es ist das eine, wenn man das alles im Fernsehen sieht, oh, die Krim, wie toll. Aber dafür zu sterben? Nein danke." Die Menschen in Moskau und St. Petersburg stimmten jetzt schon "mit den Füßen ab", so Kasparow, indem sie vor der Teilmobilmachung fliehen.

Die Zustimmung vieler Russen zu Putin sei nur so lange hoch, wie der russische Machthaber gewinnt. Allerdings bestreite Kasparow auch nicht, dass die Mehrheit der Russen über eine Unterwerfung der Ukraine froh wäre. "Aber jetzt verliert Putin, und das heißt, sie müssen den Preis für den Krieg zahlen."

Russland muss sich nach Niederlage Richtung Westen orientieren

Russland könne sich allerdings nur erholen, wenn es die territoriale Integrität der Ukraine und anderer russischer Nachbarstaaten akzeptiere. Das von Kasparow mitgegründete oppositionelle "Russische Aktionskomitee" sei der Auffassung, dass Russland kein Imperium mehr sein sollte. "Und wenn dann Tatarstan oder Tschetschenien eigene Wege gehen will, ist das in Ordnung."

Nach einer Niederlage Russlands müsse das Land sich nach Ansicht von Kasparow Richtung Westen orientieren. Ansonsten werde Russland zum "Satellitenstaat Chinas". "Peking wartet doch nur auf den Zusammenbruch Russlands." Demografisch und wirtschaftlich sei das die größte Bedrohung für die Existenz Russlands, weil nahezu die Hälfte des russischen Territoriums laut offizieller chinesischer Geschichtsschreibung eigentlich zu China gehöre, so Kasparow.

Verwendete Quellen
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