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Gender-Debatte: "Das Gendern ist sexistisch und undemokratisch"


Gender-Sprache
"Das Gendern ist sexistisch und undemokratisch"

MeinungVon t-online, Mth

Aktualisiert am 21.01.2023Lesedauer: 4 Min.
Gendersternchen stoßen bei vielen auf Ablehnung.Vergrößern des BildesGendersternchen stoßen bei vielen auf Ablehnung. (Quelle: Imago Images / Christian Ohde)
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Es ist seit Jahren ein Aufregerthema: Viele Politiker oder Moderatoren bedienen sich der Gender-Sprachform. t-online-Leser diskutieren.

"Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" gehört der Vergangenheit an, wenn es nach Karl Lauterbach geht. Kürzlich sorgte der Bundesgesundheitsminister für Aufsehen damit, dass er eine gegenderte Version des bekannten Arzneimittelhinweises befürwortet.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hingegen ist kein Fan des Genderns. Er betonte kürzlich, besonders Schulen müssten sich an den Rat für deutsche Rechtschreibung halten. Auch t-online-Leser, die sich zu dem Thema äußern, lehnen Gendersternchen, Binnen-Is und Ähnliches mehrheitlich ab. Manche können dem Ganzen aber auch etwas abgewinnen.

"Höchst überflüssig"

Michael Klaws schreibt: "Ich finde das Gendern höchst überflüssig. Die breite Mehrheit der Bevölkerung ist genervt von einer verkrampften Kunstsprache, die im Alltagsgebrauch nichts bewirken kann. Wahrscheinlich sind die Diskussionen darüber auch so hitzig, weil es von bestimmten Gruppierungen von oben 'verordnet' wird und diese gegenderten Texte dann oft aufdringlich wirken."

"Niemand wird gezwungen sein zu gendern"

Manfred ist einer gendergerechten Sprache gegenüber aufgeschlossen. Sie sei kein Problem für solche, die verstanden hätten, "dass niemand gezwungen sein wird zu gendern". Aus seinem persönlichen Umfeld wisse er, "dass sich speziell Freunde, Bekannte und Verwandte dagegen sträuben, die auf jede Veränderung mit Angst und Unbehagen reagieren". Seine Sprachkompetenz reiche aus, um damit umgehen zu können, sagt er.

"Was sich mit dem Gendern abspielt, ist gruselig"

Cornelia Jahr widerspricht Manfreds Behauptung, es gebe keinen Zwang zum Gendern. Sie nennt das Beispiel von Studenten, die sich kaum noch wagten, nicht zu gendern, um eine schlechte Bewertung zu vermeiden, "seien die Arbeiten noch so brillant". "Natürlich wird keinem der Prozess gemacht. Keiner wird ins Gefängnis geworfen, so er sich weigert, diesen 'Sprech' zu benutzen. Er wird dann eben nur nicht eingestellt oder so unter Druck gesetzt, dass er sich 'ergibt'."

Cornelia Jahr hat beruflich mit Sprache zu tun und sagt: "Was sich derzeit bei uns mit diesem Gendern abspielt, ist gruselig! Man kann kaum noch zuhören. Und was soll das bringen? Glaubt man ernsthaft, dass man dadurch die Gleichberechtigung vorantreibt? Die deutsche Sprache hat so eine wunderbare Sache wie das generische Maskulinum hervorgebracht, in dem alle Geschlechter vertreten sind. Wozu dann noch Sternchen und Doppelpunkte erfinden?", fragt die t-online-Leserin.

"Die Mühe machen, Geschlechter zu benennen"

Intolerant sei man nicht, wenn man keine Gendersprache anwendet, schreibt Tobias, "aber besonders inklusiv oder gerecht eben auch nicht". "Es geht beim Gendern nicht darum, andere zu tolerieren. Durch Gendern zeigst du, dass du andere Geschlechter auch sprachlich als gleichwertig akzeptierst und dir deswegen die Mühe machst, sie zu benennen."

Man müsse es nicht tun, aber es wäre Tobias' Ansicht nach eine Anerkennung zum Beispiel der Kapitänin, der Soldatin oder des Sekretärs, bei denen es lange keine Selbstverständlichkeit gewesen sei, dass sie diese Berufe ausüben.

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Quelle: t-online-video

"Andere Dinge, die aufregen"

"Ich kann nicht nachvollziehen, dass das Gendern immer wieder bei Menschen Empörung hervorruft", sagt Anna-Sofia Behrens. "Die eigentlichen Themen bleiben vor lauter 'Hört auf mit dem Gendern' oft vollkommen auf der Strecke. Vor allem laufen diese Appelle grundsätzlich ins Leere, sie sind also reine Energieverschwendung."

Die t-online-Leserin interessiere es überhaupt nicht, wenn gegendert wird. "Ich höre und lese darüber hinweg", verrät sie. "Da gibt es andere Dinge in unserer Welt, die aufregen. Wer das will, macht das – und wer nicht, lässt es. Mich stört weder das Eine, noch das Andere."

"Sexistisch, gesellschaftsspalterisch, undemokratisch"

"Sprachwissenschaftlich betrachtet ist das Gendern ein artifizielles Konstrukt des manipulativen Narrativs sprachfeministischer Ideologen", meint Albert Buchmeier. "Es ist sexistisch, weil es die Menschen ständig mit einer geschlechtlichen Markierung versieht. Es ist gesellschaftsspalterisch, weil es der Sprachgemeinschaft vorgaukelt, progressiv und moralisch besser zu sein, wenn man gendert. Diejenigen, die das nicht tun, sind entsprechend 'rückständig'."

Zudem sei der Gebrauch in den Medien undemokratisch, da die überwiegende Mehrheit des Publikums das Gendern ablehne und die Medien durch nichts legitimiert seien, sich zum Büttel ideologischer Spracherzieher zu machen.

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"Zehn Jahre später kräht kein Hahn mehr danach"

Knut Danker glaubt, dass die Alternative zum generischen Maskulinum nur Zeit braucht: "Ob Rauchverbot in den Gaststätten oder die Mini-Rechtschreibreform in den Neunzigern; ob die heißgeliebte D-Mark, die Gurt-Anschnallpflicht oder E-Autos: Immer dann, wenn es um fleischgewordene Lebensgewohnheiten geht, geht ein Teil der Bevölkerung steil, lärmt und protestiert nach Leibeskräften. Und zehn Jahre später kräht kein Hahn mehr danach."

"Ein großer Irrweg"

"Wir müssen ent-gendern, nicht gendern", ist James überzeugt. "Wir müssen dafür sorgen, dass jeder unabhängig von seinen Attributen neutral angesprochen wird. Wir müssen Unterschiede unsichtbar und nicht sichtbar machen. Diese ganze Sichtbarmacherei ist ein großer Irrweg, der jedem bewusst werden muss, wenn man weiter denkt."

Menschen seien so unterschiedlich, dass es unmöglich sei, jeden unterschiedlich sprachlich abzubilden. Dies sei nicht nur unmöglich, sondern auch vollkommen unnötig, sagt der t-online-Leser. "Mich interessiert nicht, welches Geschlecht, welche Hautfarbe, welche Religion jemand hat. Für mich ist jeder Mensch einzigartig und toll, ich brauche keine Schubladen und muss nicht andauernd auf Unterschiede aufmerksam gemacht werden."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern. Einzelne Leser möchten anonym bleiben, weshalb wir sie nur beim Vornamen nennen.
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