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Forscher: Zuwanderung von Rumänen und Bulgaren gut für Deutschland


Forscher warnt vor Panikmache
"Zuwanderung von Rumänen und Bulgaren gut für Deutschland"

Von dpa
27.12.2013Lesedauer: 3 Min.
Zwei Bewohner eines vor allem von Rumänen bewohnten Mietshause in Duisburg-RheinhausenVergrößern des BildesBürger aus Bulgarien und Rumänien genießen ab 1. Januar die volle Arbeitnehmer-Freizügigkeit innerhalb der EU (Quelle: dpa-bilder)
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Der Migrationsforscher Klaus F. Zimmermann sieht in der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren eine "gute Chance" für den deutschen Arbeitsmarkt. Die große Mehrheit der Zuwanderer aus beiden Staaten seien gut qualifizierte Fachkräfte wie Ärzte oder Ingenieure, die in Deutschland dringend gebraucht würden, heißt es in einer Analyse des Direktors des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit (IZA/Bonn).

Menschen aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien können vom 1. Januar an ungehindert in Deutschland einreisen und Arbeit aufnehmen. Bisherige Beschränkungen, mit denen Deutschland seinen Arbeitsmarkt gegen zuwandernde Niedriglöhner schützen wollte, entfallen dann.

Kommunen befürchten Armutseinwanderung

Die Kommunen befürchten derweil, dass es eine Armutszuwanderung aus Rumänien und Bulgarien mit hohen Kosten geben könnte. "Es ist nicht auszuschließen, dass mit diesen Personen auch eine Vielzahl von Personen kommen, die wir unter die sogenannte Armutseinwanderung fassen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, im Sender WDR 5.

Diese drohende Zuwanderung und ihre Folgen dürften nicht allein Sache der Kommunen sein. Er glaube nicht, "dass die Kommunen in der Lage sind, die Armutszuwanderung in Europa zu lösen".

"Hysterie und Panikmache"

Die Grünen-Vorsitzende Simone Peter warnte vor "Hysterie und Panikmache". Sie erklärte in Berlin: "Wer vor der Einwanderung in Sozialsysteme warnt, bedient in erster Linie fremdenfeindliche Ressentiments, die rechte Parteien und Gruppen für ihre skrupellosen Zwecke nutzen." Stattdessen solle man Zuwanderung grundsätzlich als "Bereicherung unseres sozio-kulturellen Lebens" verstehen.

Ähnlich sieht es der Migrationsforscher Zimmermann: "Entgegen mancher Stammtischparolen zählen Rumänen und Bulgaren schon jetzt zu den besonders gut integrierten Ausländergruppen bei uns. Ein Viertel von ihnen ist sogar hoch qualifiziert." Die Arbeitslosigkeit bei ihnen liege unter dem Schnitt der in Deutschland lebenden Ausländer.

Bis zu 200.000 Zuwanderer erwartet

Zimmermann rechnet damit, dass ab 2014 als Folge der neuen Arbeitnehmerfreizügigkeit insgesamt maximal bis zu 200.000 Bürger aus Rumänien und Bulgarien zusätzlich nach Deutschland kommen. Vergangenes Jahr seien rund 71.000 Menschen aus den beiden Ländern eingewandert. Insgesamt seien derzeit knapp 170.000 Menschen aus Rumänien und Bulgarien in Deutschland beschäftigt. Mehr als 70 Prozent von ihnen zahlten regelmäßig in die Sozialversicherungen ein.

Deutschland ist Einwanderungsland - nicht erst ab dem 1. Januar 2014. Die Zahl der Migranten stieg schon in den vergangenen zwei Jahren deutlich: Von 2011 auf 2012 um 381.000, von 2010 auf 2011 um 216.000. Von 2009 auf 2010 lag der Zuwachs laut Statistischem Bundesamt noch bei 43.000. Im vergangenen Jahr wanderten erstmals mehr Menschen nach Deutschland ein, als Migranten der zweiten Generation hierzulande geboren wurden.

Deutschland ist wegen seiner schrumpfenden einheimischen Bevölkerung auf Zuwanderung angewiesen. Arbeitnehmerfreizügigkeit sei dazu "ein wichtiger Beitrag", heißt es beim Arbeitgeberverband BDA. Einen Grund zur Panikmache gebe es nicht.

Fachkräfte machten einen Bogen um Deutschland

"Übertriebene Befürchtungen über massenhafte Zuwanderung in die deutschen Sozialsysteme" habe es bereits bei der ersten Freizügigkeitsregelung für die acht mittel- und osteuropäische Mitgliedstaaten gegeben. "Nichts davon hat sich bewahrheitet." Allerdings hätten qualifizierte und dringend benötigte Fachkräfte damals einen Bogen um Deutschland gemacht. "Wir haben damals eine Chance vertan, das darf sich nicht wiederholen."

Bulgarien und Rumänien sind die ärmsten Länder in der EU. Ihr Bruttoinlandsprodukt liegt unter der Hälfte des EU-Durchschnitts. Viele Menschen dort leiden unter prekären Verhältnissen, Angehörige der Roma etwa. Von einem Aufenthalt hierzulande versprechen sich viele ein besseres Leben. Derzeit wird vor darüber gestritten, ob auch Armutszuwanderer Anspruch auf Sozialhilfe haben. Entscheiden muss nun der Europäische Gerichtshof.

Hartz IV-Leistungen - also Sozialhilfe - beantragt haben bisher knapp 40.000 Menschen mit bulgarischem oder rumänischem Pass. Das entspricht einer Verdoppelung in zwei Jahren - um ein Massenphänomen handelt es sich nicht.

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