Merkel: "Wir sind ein Einwanderungsland"

Bundeskanzlerin Angela hat sich festgelegt und Deutschland erstmals als Einwanderungsland bezeichnet. Die CDU-Chefin bestΓ€tigt damit eine langjΓ€hrige Position der GrΓΌnen - was zu einem neuen Kapitel im jahrzehntealten Streit innerhalb ihrer eigenen Partei fΓΌhren dΓΌrfte.
"Wir sind im Grunde schon ein Einwanderungsland", sagte sie wΓΆrtlich in Berlin zum Auftakt einer Reihe von 150 Veranstaltungen unter dem Motto "Gut leben in Deutschland - Was uns wichtig ist". Mit diesen BΓΌrgerdialogen will die Regierung herausfinden, was fΓΌr die BΓΌrger LebensqualitΓ€t bedeutet, und danach zumindest teilweise ihre Politik ausrichten.
Obwohl Deutschland seit Jahren nach den USA statistisch gesehen das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt ist, tun sich CDU und CSU seit den 1980er Jahren schwer mit dem Begriff. Damals wurde die Diskussion angestoΓen von Heiner GeiΓler; in unregelmΓ€Γigen AbstΓ€nden haben sich seither verschiedenste Unionspolitiker von Edmund Stoiber ΓΌber Volker Bouffier ("kein Einwanderungsland") bis zuletzt Thomas de MaiziΓ¨re ("Deutschland ist eines") dazu geΓ€uΓert - in die eine oder andere Richtung, gefolgt von einer innerparteilichen Debatte. Kanzlerin Merkel hat bisher, wie das so ihre Art ist, eine Festlegung vermieden.
Qualifizierte brauchen keinen Asylantrag
Jetzt machte sie sich auf der Veranstaltung in Berlin stark fΓΌr konkrete Stellenangebote etwa an Afrikaner. Es gebe eine Liste von jenen Berufen, fΓΌr die es in Deutschland nicht ausreichend Facharbeiter gebe wie Chemielaboranten. Afrikaner sollten darauf hingewiesen werden. Wer solche Qualifikation habe, brauche keinen Asylantrag zu stellen.
Die CDU-Vorsitzende betonte zugleich, Deutschland brauche eine bessere Willkommenskultur: "Wir mΓΌssen hier noch sehr viel selbstbewusster sagen: Es kann etwas sehr Bereicherndes sein."
Kanadisches Vorbild? "Da bin ich zurΓΌckhaltend"
Von den 60 zufΓ€llig ausgewΓ€hlten Teilnehmern dieses BΓΌrgerdialogs wurde Merkel nicht nach einer in der Union umstrittenen EinfΓΌhrung eines Einwanderungsgesetzes gefragt. Merkel distanzierte sich von dem kanadischen Beispiel eines Punktesystems fΓΌr Arbeitnehmer, wie es die SPD fordert: "Da bin ich zurΓΌckhaltend."