Spannung vor Wahl-Entscheidungen in Brandenburg und Sachsen
Potsdam/Dresden/Berlin (dpa) - Spannung vor den Entscheidungen in Sachsen und Brandenburg: Mit letzten Veranstaltungen haben mehrere Parteien am Samstag den parallelen Wahlkampf in beiden Ost-LΓ€ndern abgeschlossen.
Einen Tag vor den Wahlen an diesem Sonntag ging es noch um Unentschlossene - und schon um Spekulationen ΓΌber mΓΆgliche Mehrheiten in den Landtagen in Dresden und Potsdam. Mehrere Politiker riefen zur Beteiligung an den Wahlen auf. Nach jΓΌngsten Umfragen deuteten sich Zugewinne fΓΌr die AfD und knappe Entscheidungen an.
Angesichts mΓ€Γiger CDU-Werte in den Erhebungen zur Brandenburg-Wahl versuchte Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer, den eigenen AnhΓ€ngern Mut zu machen. "Bei meinen Reisen durch Brandenburg ist eines klar geworden: Man spΓΌrt Wechselstimmung in der Luft", rief sie bei der Abschlusskundgebung der Brandenburger CDU in Potsdam den etwa 200 Teilnehmern zu. Zum Ausstieg aus der Braunkohleverstromung in der Lausitz erklΓ€rte die Verteidigungsministerin, die CDU wolle sowohl einen guten Klimaschutz als auch eine funktionierende Wirtschaft. "Das sind keine GegensΓ€tze, das geht nur zusammen."
Linke-Parteichef Bernd Riexinger hofft nach eigenen Angaben auf ein BΓΌndnis von SPD, GrΓΌnen und Linken in Brandenburg. "NatΓΌrlich wΓΌrde ich mir wΓΌnschen, dass es fΓΌr eine rot-rot-grΓΌne Mehrheit reicht", sagte er am Rande des Wahlkampfauftaktes der ThΓΌringer Linken in Gera. Brandenburgs CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben setzt auf unentschiedene WΓ€hler. "Nach den Umfragen sind noch knapp 40 Prozent der WΓ€hler unentschlossen, ob sie und wen sie wΓ€hlen wollen", sagte er in Potsdam. "Ich sage: "Geht wΓ€hlen, und wenn ihr den Wechsel wollt nach knapp 30 Jahren SPD, dann wΓ€hlt die CDU.""
Auch Brandenburgs LandtagsprΓ€sidentin Britta Stark (SPD) rief zur Wahl-Teilnahme auf. Die Zukunft liege in den HΓ€nden aller Menschen, die Demokratie mitgestalteten, erklΓ€rte sie. Sie erinnerte daran, dass die Menschen wΓ€hrend der Friedlichen Revolution vor 30 Jahren in der DDR freie und geheime Wahlen erkΓ€mpft hΓ€tten.
In Brandenburg, wo bisher die SPD mit der Linken regiert, liegen Umfragen zufolge fΓΌnf Parteien recht dicht beieinander. An der Spitze lieferte sich laut ZDF-Politbarometer die SPD von Regierungschef Dietmar Woidke ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der AfD. MΓΆglich wΓ€ren eine rot-grΓΌn-rote Regierung sowie eine rot-schwarz-grΓΌne Regierung. In Sachsen liegt laut Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen die CDU von MinisterprΓ€sident Michael Kretschmer vor der AfD - ob seine schwarz-rote Koalition weiterarbeiten kann, ist aber fraglich.
Eine der spannenden Fragen ist, wie stark die AfD bei den Wahlen abschneidet. Die kommissarische SPD-Chefin Malu Dreyer warnte in der "Rheinischen Post" (Samstag): "Spielt nicht mit dem Feuer." Die AfD sei lΓ€ngst keine Protestpartei mehr, sondern wolle die Freiheit und die demokratischen Werte abschaffen, fΓΌr die viele Menschen im Osten friedlich gekΓ€mpft hΓ€tten. Ex-BundestagsprΓ€sident Wolfgang Thierse (SPD) sagte der "Heilbronner Stimme" (Samstag), es gehe "um die Zukunft unserer Demokratie und die Zukunft der ostdeutschen LΓ€nder". Er ergΓ€nzte in der "Passauer Neuen Presse": "Wenn die AfD in Sachsen und Brandenburg stΓ€rkste Kraft werden wΓΌrde, wΓΌrde das den LΓ€ndern und der Zukunft der Menschen dort schaden."
Das arbeitgebernahe Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) stellte mΓΆgliche ΓΆkonomische Auswirkungen starker AfD-Ergebnisse heraus. "AuslΓ€ndische Investoren werden die AfD-Ergebnisse als eine Grundstimmung in der BevΓΆlkerung deuten und dadurch abgeschreckt werden", sagte IW-Direktor Michael HΓΌther der "Welt" (Samstag). "Abschottung und Ignoranz wirtschaftlicher Bedingungen wΓ€ren sicherlich das Schlechteste, was passieren kann."