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Corona-Immunitätspässe? "Eine ganz gefährliche Idee" | Pro & Kontra


Brauchen wir Immunitätspässe?
"Das ist eine ganz gefährliche Idee"

  • Melanie Muschong
Pro & KontraVon Melanie Muschong und Patrick Diekmann

Aktualisiert am 04.05.2020Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Symbolbild: Ein junger Mann steht in einem U-Bahn-Tunnel.Vergrößern des Bildes
Symbolbild: Ein junger Mann steht in einem U-Bahn-Tunnel. (Quelle: Westend61/imago-images-bilder)

Die Bundesregierung erwägt die Einführung eines Corona-Immunitätspasses. Ist dieser Ausweis tatsächlich ein kluger Schritt auf dem Weg zurück zur Normalität – oder unethisch?

Gesundheitsminister Jens Spahn verkündete auf einer Pressekonferenz unter der Woche, er könne sich eine Immunitätsdokumentation zur weiteren Eindämmung des Coronavirus sehr gut vorstellen. Was er damit meinte? Immunitätspässe – analog zu Impfpässen. Man habe zwar "noch keine abschließende Erkenntnis darüber, ob nach einer durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion eine entsprechende Immunität da ist", sagte Spahn. Sollte es dafür aber wissenschaftliche Beweise geben, könnte ein Pass Menschen die Chance eben, unbeschwerter bestimmten Tätigkeiten nachzugehen – beispielsweise im Gesundheitswesen.

Seitdem diskutiert Deutschland über Immunitätspässe.

Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, trat sogleich auf die Bremse: "Da sind wir momentan noch nicht." Aber was, wenn wir soweit sind?

Sollte es in Deutschland Immunitätspässe geben, sobald die Immunität nach einer Corona-Infektion erwiesen ist?

Pro
Melanie MuschongMelanie MuschongSportredakteurin

Ja, der Immunitätspass könnte Leben retten

Sobald wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass man sich nach einer Covid-19-Erkrankung nicht mehr anstecken kann, muss der Immunitätspass eingeführt werden. Denn vielen Deutschen könnte man so ein Stück Normalität zurückgeben. Und viel wichtiger noch: dieser Pass könnte sogar Leben retten!

Denn gerade im Gesundheitswesen wäre ein Nachweis, welche Mitarbeiter bereits immun sind, Gold wert. Eine immune Krankenschwester könnte Risikopatienten behandeln, ohne in Sorge zu sein, diese anzustecken oder selbst infiziert zu werden. Die Folge: Patienten könnten intensiver und damit besser betreut werden.

Ein weiterer Punkt: Aktuell müssen viele Menschen, die im Krankenhaus im Sterben liegen, ihren letzten Weg allein gehen. Das ist schrecklich – und könnte mit einem Immunitätspass teilweise verhindert werden. Denn immune Angehörige könnten so ans Sterbebett ihrer Liebsten gelassen werden.

Zudem würde ein Immunitätspass auch das Alltagsleben vieler Menschen verbessern. Der Pass könnte beispielsweise Freundschaften retten. Denn Personen, die bereits immun sind, könnten sich in der Öffentlichkeit auch wieder zu dritt oder viert treffen – ganz ohne Übertragungsangst.

Die Einführung des Passes wäre eine große Erleichterung für ganz Deutschland.

Kontra
Patrick DiekmannLeitender Redakteur Außenpolitik

Nein, das ist eine gefährliche Irrsinnsidee

Ein Immunitätspass in Deutschland teilt die Gesellschaft in gut und schlecht. Es wäre die PKW-Prüfplakette für Menschen. Denn der Pass würde Personen mit einer Immunität im öffentlichen Leben mehr Grundrechte einräumen und suggerieren, dass der Umgang mit den anderen, die das Coronavirus bislang nicht hatten, mit mehr Risiko behaftet ist. Das wäre unethisch und unsozial.

Ein Immunitätspass würde Menschen die Möglichkeit geben, sich im öffentlichen Raum freier zu bewegen. Mit ihm hätte man in der Pandemie ein Stück Normalität zurück. Danach sehnen sich aktuell fast alle. Deshalb wäre der Ansturm auf die Pässe auch riesig. Menschen würden möglicherweise sogar ein Risiko in Kauf nehmen und sich absichtlich infizieren, um nach überstandener Erkrankung dieses Recht wahrnehmen zu können.

Allein das macht den Immunitätspass zu einer Irrsinnsidee, die für die Gesellschaft gefährlich wäre. Der Vorschlag von Gesundheitsminister Spahn wäre eine Diskriminierung mit Ansage. Risikogruppen, die sehr darauf achten müssen, sich nicht anzustecken, hätten plötzlich weniger Rechte, als die Menschen, die sich Immunität bescheinigen lassen.

Unsere Gesellschaft braucht in der Krise Solidarität und keine Maßnahmen, die sie spaltet. Außerdem ist Gesundheit Privatsache und unterliegt strengen Datenschutzrichtlinien. Ich möchte mir mit einem Pass nicht auf die Stirn tätowieren lassen, ob ich gegen eine Krankheit immun bin. Sie etwa?

Wer hat recht?

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