Worldline-Aktie bricht ein Milliardenkonzern nach "Dirty Payments"-Vorwürfen unter Druck

Ein internationaler Rechercheverbund deckt massive Missstände beim Zahlungsabwickler Worldline auf – mit gravierenden Folgen an der Börse.
Die Aktien des französischen Zahlungsdienstleisters Worldline sind am Mittwoch an der Pariser Börse eingebrochen. Die Papiere verloren zeitweise über 40 Prozent ihres Werts und markierten ein neues Rekordtief. Hintergrund sind Medienberichte über mögliche Verstöße gegen Geldwäschevorgaben und fragwürdige Kundenbeziehungen. Anleger reagierten schockiert, der Börsenwert des Unternehmens schrumpfte innerhalb weniger Stunden um rund 440 Millionen Euro.
Recherchen zu "Dirty Payments"
Auslöser des Kurssturzes sind Enthüllungen eines internationalen Rechercheverbunds unter Beteiligung des "Spiegel". Demnach soll Worldline europaweit Geschäftskontakte mit Unternehmen aus der Porno-, Glücksspiel- und Datingbranche gepflegt und dabei interne Prüfmechanismen umgangen haben.
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Die Recherchen stützen sich auf vertrauliche Dokumente und Daten aus dem Unternehmen. Laut den Berichten nahm Worldline über Jahre gezielt Kunden mit hohem Risiko auf, ohne sie angemessen zu prüfen. Die Berichterstattung erschien am Mittwoch unter dem Titel "Dirty Payments" in 21 europäischen Medien.
Vorwürfe auch gegen Payone
Die Kritik betrifft vor allem die deutsche Worldline-Tochter Payone. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt am Main wickelt Zahlungen von Privatkunden im Handel und Onlinegeschäft ab. Der "Spiegel" berichtet, dass Payone über Jahre systematisch mit dubiosen Geschäftspartnern zusammengearbeitet und dabei Vorgaben zur Geldwäscheprävention missachtet habe.
Nach einem Eingreifen der Finanzaufsicht Bafin im Sommer 2023 habe sich Payone zwar von Hunderten Hochrisikokunden getrennt. Interne Unterlagen legen laut "Spiegel" jedoch nahe, dass Zahlungen dieser Händler weiterhin über eine andere Worldline-Tochter abgewickelt worden seien.
Unternehmen betonen Kurskorrektur
Payone weist die Vorwürfe zurück. Eine Unternehmenssprecherin erklärte, dass man das Hochrisikogeschäft nach der Bafin-Intervention vollständig eingestellt und unverzüglich Maßnahmen zur Beendigung betroffener Geschäftsbeziehungen eingeleitet habe. Auch der französische Mutterkonzern Worldline betont, dass er seit 2023 die Risikokontrollen verschärft und nicht konforme Kundenbeziehungen beendet habe.
Der Zahlungsdienstleister erklärte in einer Pressemitteilung am Mittwoch, er verfolge eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Verstößen und stehe im regelmäßigen Austausch mit Aufsichtsbehörden. Alle Geschäftsbeziehungen, die nicht den internen Vorgaben entsprechen, seien beendet worden. Dieses Segment habe zuletzt lediglich rund 1,5 Prozent des verarbeiteten Transaktionsvolumens ausgemacht.
Vertrauen unter Druck
Worldline zählt zu den größten Zahlungsdienstleistern Europas. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Paris wickelt jährlich Transaktionen im Wert von rund 500 Milliarden Euro ab. Neben der Beteiligung an Payone hält Worldline zahlreiche weitere Tochterfirmen und ist international breit aufgestellt. Im französischen Leitindex CAC 40 geführt, galt der Konzern lange als Aushängeschild für den digitalen Finanzsektor in Europa.
Die Enthüllungen belasten nicht nur Worldline, sondern werfen auch ein Schlaglicht auf mögliche strukturelle Schwächen in der Zahlungsbranche. Wie systematisch Anbieter auf Risiken bei der Geldwäscheprävention eingehen, wird nun auch in der Aufsicht diskutiert werden. Ob Worldline mit den seit 2023 ergriffenen Maßnahmen Vertrauen zurückgewinnen kann, bleibt offen. Klar ist: Der Imageschaden ist erheblich – ebenso wie die finanziellen Folgen an der Börse.
- Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
- Presseerklärung von Worldline: "Worldline Group press release following the publication of articles by the European journalism network EIC"
- spiegel.de: "Die schmutzigen Deals mit dem ´Pornobaron´"