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Kritik an Corona-Testpannen in Bayern – Lambsdorff: "Wo ist Söder? Peinlich"


Kritik an Testpannen in Bayern
Lambsdorff: "Wo ist Söder? Peinlich"

Von dpa, mk, pdi

Aktualisiert am 13.08.2020Lesedauer: 3 Min.
Videokonferenz des Kabinetts in BayernVergrößern des BildesNach den Testpannen in Bayern steht auch die Landesregierung von CSU-Ministerpräsident Markus Söder zunehmend in der Kritik. (Quelle: dpa)
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In Bayern warten Zehntausende Reiserückkehrer auf die Ergebnisse ihrer Corona-Tests – darunter 900 Infizierte. Durch die Panne gerät auch Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder unter Beschuss.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich relativ zurückhaltend über die Panne bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen in Bayern geäußert. "Ministerpräsident Markus Söder hat ja selbst gesagt, das sei sehr ärgerlich. Das ist ohne Zweifel so. Gleichzeitig ist es so, dass in außergewöhnlichen Zeiten auch Fehler passieren", sagte der CDU-Politiker im ZDF-"Morgenmagazin". "Entscheidend ist, dass sie transparent gemacht werden und sie dann schnell behoben werden. Und das macht die bayerische Staatsregierung."

Spahn fügte hinzu: "Grundsätzlich bin ich sehr dankbar dafür, dass wir umfassangreich testen, dass auch die Bayern es möglich machen, zum Beispiel bei der Einreise mit dem Auto an den Raststätten zu testen. Aber dann müssen natürlich auch die Ergebnisse übermittelt werden."

Am Mittwoch hatte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München bekanntgegeben, dass 44.000 Reiserückkehrer nach Tests in Bayern noch kein Ergebnis bekommen hätten, darunter 900 nachweislich Infizierte. Letztere sollten bis Donnerstagmittag Informationen über ihren Befund bekommen.

Graf Lambsdorff spricht von Körperverletzung

Grund für die Verzögerungen seien vor allem Probleme bei der händischen Übertragung von Daten und eine unerwartet hohe Nutzung des Angebots, erklärte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf.

Auch andere, darunter der FDP-Vizechef der Alexander Graf Lambsdorff, kritisieren Söders Fehler. Er schrieb in der Nacht zu Donnerstag auf Twitter: "900 positiv Corona-Getestete nicht zu informieren, ist Körperverletzung gegenüber denen, die diese anstecken."

Und er griff namentlich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an, weil am Vorabend nur Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) vor den Medien Stellung genommen hatte. "Wo ist Söder? Sonst immer vorneweg, schickt er jetzt seine Gesundheitsministerin vor. Peinlich", schrieb Lambsdorff.

Rotes Kreuz verteidigt sich und kritisiert Behörden

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) kritisierte indes die Behörden im Freistaat. Die Hilfsorganisationen seien beauftragt worden, innerhalb eines Tages fünf Teststationen zu errichten. Dabei hätten sie sich an den Vorgaben des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) und der Gesundheitsämter orientiert. "Da das LGL sich nicht in der Lage gesehen hat, in dieser kurzen Zeit eine entsprechende Software zur Verfügung zu stellen, mussten die Reisenden händisch mit Formularen erfasst werden", hieß es in einer Mitteilung.

Das BRK wies "Andeutungen zurück, die darauf schließen lassen, dass die Hilfsorganisationen eine (Teil-)Schuld an dieser Problematik haben". Es sei bedauerlich, dass der "schweißtreibende Einsatz der Ehrenamtlichen" in ein negatives Licht gerückt werde, sagte ein Sprecher.

Ärztepräsident fordert bessere Ausstattung

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sieht die Ursache für die aktuelle Panne in Versäumnissen in der Vergangenheit: "Wir haben den öffentlichen Gesundheitsdienst in den letzten 20 Jahren angesichts nicht bestehender Herausforderungen leider etwas kaputt gespart." Das räche sich jetzt. Reinhardt forderte, das Gesundheitswesen wieder besser auszustatten.

Zurückhaltend äußerte sich der Ärztepräsident zur Forderung von Markus Söder, dass sich Reiserückkehrer aus Risikogebieten einem zweiten Corona-Test unterziehen sollen. "Die Deutschen haben die Eigenschaft, möglichst alles 100-prozentig zu machen. Das ist keine ganz schlechte", sagte Reinhardt. "Und wenn man 100 Prozent haben möchte, dann muss man natürlich einen zweiten Test durchführen." Ob sich dieser Aufwand allerdings lohne, da mache er "ein Fragezeichen dran".

Nicht realistisch und ohne Nutzen für Bevölkerung

Kritik an Söders Teststrategie kommt auch vom Bundesverband Akkreditierter Labore in der Medizin (ALM). "Versprechen wie in Bayern, bis Ende August die Kapazität von 20.000 auf 200.000 Tests hochzufahren, sind weder realistisch noch hätte ein solch willkürliches Ziel irgendeinen Nutzen für die Bevölkerung“, sagte Verbandschef Jan Kramer auf einer Pressekonferenz.

Zwar liege die Kapazität inzwischen bei wöchentlich mehr als einer Million Tests und damit sehr hoch. Diese lange aufgebauten Testkapazitäten seien aber gedacht, kurzfristige Spitzen in der Nachfrage beispielsweise bei regionalen Ausbrüchen abzufedern. "Statt Tests für alle ohne Anlass zur fordern, sollten wir uns im Sinne einer erfolgreichen Präventionsstrategie noch mehr dafür einsetzen, dass die AHA-Regel ‚Abstand‘, ‚Hygiene‘ und ‚Alltagsmaske‘ konsequent eingehalten wird" so Kramer. "Hier könnte noch viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden.“

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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