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Warten auf den harten Corona-Lockdown – wie viele Tote muss es noch geben?


Warten auf den Lockdown
Wie viele Tote müssen es noch werden?

  • Sonja Eichert
MeinungVon Sonja Eichert

10.12.2020Lesedauer: 3 Min.
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Pfleger und beatmeter Patient auf der Intensivstation: Die Krankenhäuser kommen der Belastungsgrenze immer näher – oder haben sie schon erreicht.Vergrößern des Bildes
Pfleger und beatmeter Patient auf der Intensivstation: Die Krankenhäuser kommen der Belastungsgrenze immer näher – oder haben sie schon erreicht. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

Immer mehr Infizierte, immer mehr Tote, immer mehr Lockdown? Nicht, wenn es nach den Ministerpräsidenten einiger Bundesländer geht. Das ist unverantwortlich.

Seit über einem Monat befindet sich Deutschland im sogenannten Teil-Lockdown – und trotzdem erreichen die Corona-Zahlen immer neue Rekordwerte: 23.679 Neuinfektionen heute, 590 Todesfälle gestern. Angela Merkel sagte, es tue ihr im Herzen leid, aber die aktuellen Zahlen seien nicht akzeptabel. Recht hat sie.

In vielen Bundesländern soll mit einer Verschärfung des Lockdowns trotzdem noch zwei Wochen gewartet werden. Was muss noch passieren, damit die Politik endlich flächendeckend handelt?

Fünf ausgestorbene Altenheime – jeden Tag

Über 500 Tote – mehr als in einen Airbus passen, hieß es in den letzten Tagen häufig. Vielleicht ist ein anderes Bild noch eindrücklicher: Von den mittlerweile über 20.000 an Covid-19 Verstorbenen waren etwa 13.000 über 80 Jahre alt, hieß es heute vom Robert Koch-Institut. Die Gruppe sei die verletzlichste, einer von fünf Erkrankten in diesem Alter stirbt.

Gleichzeitig gibt es immer mehr Ausbrüche in Pflege- und Altenheimen. Man stelle sich nun fünf Altenheime vor: Von heute auf morgen sterben alle Bewohner und alle Mitarbeiter. Das passiert in Deutschland statistisch gesehen aktuell jeden Tag.

Ist das noch nicht Grund genug für einen harten Lockdown?

Dann vielleicht das: Die Todeszahlen steigen mit einem Verzug von einigen Wochen – wer an einer Covid-Erkrankung stirbt, stirbt nicht sofort nach der Ansteckung. Die neuen Rekordzahlen bei den Infektionen werden so unweigerlich zu neuen Rekordzahlen bei den Todesfällen führen. Davon werden auch die Länder, in denen die Zahlen gerade noch nicht ganz so katastrophal aussehen, nicht verschont bleiben. Jetzt noch zwei Wochen zu warten, und damit noch höhere Zahlen zu akzeptieren, ist schlicht unverantwortlich.

Appelle ohne Wirkung

Doch was macht die Politik? Vor allem: Appellieren. Weihnachten solle man im kleinen Kreis verbringen, möglichst nicht reisen. Was das bringt, sieht man in den USA. Das größte Familienfest dort, Thanksgiving, war Ende November. Es wurde gebeten, geraten, ermahnt – wenn auch nicht vom Präsidenten, aber von vielen anderen. Nun ist die Lage schlimmer als je zuvor – gebracht haben diese Appelle nichts oder deutlich zu wenig.

Und trotzdem scheint man in Deutschland die Bereitschaft der Menschen, sich einzuschränken, immer noch chronisch zu überschätzen. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, sagte heute, wenn die Menschen es nicht von sich aus schaffen, ihre Kontakte zu reduzieren, bräuchte es härtere Maßnahmen. Die Bedeutung der Kontaktreduktion predigen er und andere Experten aber schon seit Monaten. Trotzdem hat uns die zweite Welle hart getroffen. Ist es nicht offensichtlich, dass die Menschen es eben nicht ohne Lockdown schaffen?

Das Konzept "Eigenverantwortung" ist gescheitert

Auch hier ist es mal wieder das gescheiterte Konzept der "Eigenverantwortung", auf das die Politik in dieser Pandemie so gerne zu setzen scheint. Es ist das falsche.

Man hat eben nicht nur die Verantwortung für sich selbst und riskiert sein eigenes Leben. Man hat vor allem auch die Verantwortung für seine Mitmenschen – die man anstecken kann, ohne überhaupt zu wissen, dass man ansteckend ist. Sei es die Oma, der Vater, die Schwester oder das eigene Kind, den Freund oder den Fremden: Wohl niemand wünscht sich eine Corona-Infektion – und schon gar nicht zu Weihnachten.

Trotzdem bestehen etliche Politiker auf die Lockerungen zum Fest. Sollte es so weit kommen, wird wohl hinterher wieder zu hören sein: Man habe ja nicht ahnen können, dass die Menschen sich nicht an die Empfehlungen halten.

Doch, das hätte man. Die Folgen werden noch mehr Infizierte, noch mehr Tote, noch weniger freie Intensivbetten sein. Überraschend? Das kann dann wirklich niemand mehr behaupten.

Liebe Politiker: Worauf warten Sie noch? Es geht um Menschenleben. Und zwar nicht um irgendwelche, sondern um das jedes Einzelnen, in ganz Deutschland. Es kann jeden treffen. Jederzeit. Wir brauchen den Lockdown. Jetzt.

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