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Corona-Impfstoffe – Joseph Stiglitz: "Deutschland nimmt die Welt als Geisel"


Impfstoff-Patente
Nobelpreisträger Stiglitz: "Deutschland nimmt die Welt als Geisel"

Von t-online
Aktualisiert am 16.06.2021Lesedauer: 2 Min.
Der frühere Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz: "Merkel riskiert, ihr politisches Vermächtnis zu untergraben".Vergrößern des BildesDer frühere Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz: "Merkel riskiert, ihr politisches Vermächtnis zu untergraben". (Quelle: Vladimir Gerdo/imago-images-bilder)
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Der berühmte US-Ökonom Joseph Stiglitz macht der Bundesregierung schwere Vorwürfe. Deutschland dürfe sich der Freigabe von Patenten auf Corona-Impfstoffe nicht länger widersetzen.

Joseph Stiglitz, der frühere Chefökonom der Weltbank, fordert die Bundesregierung auf, die Patente der in Deutschland entwickelten Corona-Impfstoffe vorübergehend auszusetzen. Es brauche eine "Aushebelung des ganz bewusst undurchdringlich gestalteten Netzes von Patenten, Urheberrechten, Geschäftsgeheimnissen", schreibt der Nobelpreisträger für Wirtschaftsforschung in der "Zeit". Dies sei nötig, um die Impfstoffproduktion hochfahren zu können, "die Weltbevölkerung adäquat schützen zu können und die Ausbreitung des Virus zu stoppen", so Stiglitz.

Die meisten Industrienationen hätten einer Ausnahmeregelung bereits zugestimmt, aber "ausgerechnet die deutsche Regierung unter Führung von Angela Merkel" widersetze sich einer Lösung. Die "wirtschaftlichen Kosten dieser Starrköpfigkeit" seien enorm, "ganz zu schweigen von den Verlusten an Menschenleben", so der US-Ökonom. "Mit seiner unbeugsamen Position stellt sich Deutschland auf die falsche Seite der Geschichte" und nehme "faktisch die ganze Welt als Geisel".

"Rassistische und neokolonialistische Untertöne"

In der Debatte um die Freigabe von Patenten für die Impfstoffherstellung sind vor allem die Produzenten der besonders begehrten mRNA-Impfstoffe in den Fokus geraten, darunter das deutsche Unternehmen BioNTech. Während US-Präsident Joe Biden sich für die Freigabe von Patenten ausspricht, setzt die Bundesregierung eher auf die Belieferung ärmerer Länder mit fertigem Impfstoff.

Dass Entwicklungsländer nicht die Fähigkeit hätten, Covid-Impfstoffe zu produzieren, hält Stiglitz für eine Behauptung, die "durchaus rassistische und neokolonialistische Untertöne" enthalte. Deutschland müsse seine Haltung schnell überdenken. "Zumal die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel riskiert, ihren guten weltweiten Ruf und vielleicht sogar ihr politisches Vermächtnis zu untergraben", schreibt Stiglitz.

Die G7-Staaten haben in dieser Woche beschlossen, bis Ende kommenden Jahres 2,3 Milliarden Impfdosen an ärmere Länder abzugeben. Angesichts einer Weltbevölkerung von acht Milliarden Menschen halten einige Experten, auch Stiglitz, diese Zahl für bei Weitem nicht ausreichend. "Bis die deutsche Seite ihre Position ändert, wird die Pandemie ungebremst wüten", so Stiglitz.

Verwendete Quellen
  • Vorabmeldung der "Zeit" vom 17. Juni 2021
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