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EM 2021: Greenpeace will Münchner Polizei informiert haben


Umstrittene Gleitschirm-Aktion
Greenpeace will Münchner Polizei informiert haben

Von sid, lw

Aktualisiert am 16.06.2021Lesedauer: 4 Min.
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Erschreckende Szenen im Stadion: Kurz vor dem Anpfiff des EM-Spiels Deutschland gegen Frankreich verlor ein Aktivist die Kontrolle über seinen Gleitschirm – zwei Verletzte. (Quelle: t-online)
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Beim EM-Auftaktspiel der Deutschen flog ein Gleitschirm der Umweltorganisation Greenpeace ins Stadion. Ein Sprecher der Umweltorganisation sagt nun: Die Polizei war informiert.

Beim gestrigen Deutschland-Spiel sorgte ein Gleitschirmflieger der Umweltorganisation Greenpeace für Aufsehen. Der Pilot stürzte mitten aufs Spielfeld, zwei Personen wurden verletzt. Nach Angaben eines Greenpeace-Sprechers war die Münchner Polizei über die Protestaktion eines Motorschirm-Piloten vor dem EM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft informiert.

Unmittelbar vor der Aktion sei Beamten innerhalb und außerhalb des Stadions Bescheid gegeben worden, sagte Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Ein Münchner Polizeisprecher bestätigte dies nicht und sagte, darüber habe seine Behörde keine Informationen.

Der 38 Jahre alter Mann aus Pforzheim in Baden-Württemberg war am Vorabend kurz vor dem Anpfiff des Fußballspiels gegen Frankreich auf dem Platz im Münchner EM-Stadion gelandet und hatte im Landeanflug zwei Männer verletzt, die ins Krankenhaus kamen. Der Motorschirm-Pilot wurde festgenommen, sein Fluggerät sichergestellt. Gegen ihn wird wegen verschiedener Delikte ermittelt.

Als Grund für die Landung nannte Greenpeace-Sprecher Stephan ein defektes Handgas-Steuergerät an dem Motor, den der Pilot auf dem Rücken getragen hatte. Der 38-Jährige war den Angaben nach auf einer Wiese unweit des Stadions gestartet und war bis zur Landung im Stadion etwa vier bis fünf Minuten in der Luft. Der Mann sei ein Aktivist der Umweltorganisation und ein sehr erfahrener Motorschirmpilot.

Innenminister Herrmann: "ausdrückliches Flugverbot"

Zuvor hatte auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Greenpeace-Aktion verurteilt. Wie er der "Bild" mitteilte, sei lediglich aus einem konkreten Grund kein Scharfschütze zum Einsatz gekommen: wegen der Beschriftung des Fallschirms. "Es ist ausdrücklich für die Zeit der EM über der Allianz Arena totales Flugverbot erlassen worden. Ich gehe davon aus, dass Greenpeace das auch gewusst hat", so Herrmann.

"Man hat aufgrund der Beschriftung 'Greenpeace' davon abgesehen, dass Scharfschützen hier eingegriffen haben. Wenn die Polizei zu einer anderen Einschätzung gekommen wäre, dass es sich um einen Terroranschlag handeln könnte, dann hätte der Flieger die Aktion möglicherweise mit seinem Leben bezahlen müssen", sagte Herrmann.

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Es wäre in der Situation auch gerechtfertigt gewesen, wenn die Polizei Schusswaffen zum Einsatz gebracht hätte. Es sei deshalb "völlig verantwortungslos, eine solche Aktion durchzuführen", so der Innenminister. "Ich kann nur nachdrücklich verurteilen, dass Greenpeace immer wieder solche verantwortungslosen Aktionen startet. Das hat mit wohlverstandenem Umweltschutz überhaupt nichts zu tun." Man habe noch am Dienstagabend entschieden, dass einer der Hubschrauber, die in der Nähe positioniert sind, unmittelbar in der Luft präsent sei und ständig um das Stadion fliege.

"Greenpeace"-Pilot drohen Konsequenzen

Das Polizeipräsidium München teilte mit, dass gegen den festgenommenen Piloten wegen "verschiedener Delikte nach dem Strafgesetzbuch und dem Luftverkehrsgesetz" ermittelt werde. Bei der Aktion des 38-Jährigen wurden nach Polizeiangaben zwei Männer am Kopf verletzt, die zwar nicht notärztliche versorgt werden mussten, aber zur weiteren Abklärung ins Krankenhaus gebracht wurden.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kündigte umgehend Konsequenzen für den Aktivisten an. "Das wird genau behandelt, das sind klare Verstöße", sagte der CSU-Politiker im BR: "So was ist kein Kavaliersdelikt." Auch das Polizeipräsidium München betonte, "dass es keinerlei Verständnis für solche unverantwortlichen Aktionen gibt, bei denen eine erhebliche Gefährdung von Menschenleben in Kauf genommen wird".

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Der Flieger war am Dienstagabend unmittelbar vor dem Anpfiff der Partie gegen Frankreich (0:1) nur mit Mühe heil auf dem Rasen der Arena gelandet. Eigentlich wollte der Pilot "nur" einen gelben Latexball mit dem aufgedruckten Motto "Kick out Oil" auf den Rasen herunterlassen. Im Anflug streifte er aber mit seinem Schirm die Kabel der über dem Spielfeld aufgehängten Kamera und kam ins Trudeln.


Der gegen den EM-Sponsor VW gerichtete Protest, der den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren anprangern sollte, geriet durch die Beinahe-Tragödie in den Hintergrund. Zudem machte sich Greenpeace angreifbar – was von einem prominenten Kritiker auch sofort ausgenutzt wurde. "Nach dem Vorfall von gestern mit einer ernsthaften Gefährdung der Stadionbesucher wird es Zeit, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen", twitterte CDU-Politiker Friedrich Merz.

Greenpeace-Entschuldigung stößt auf taube Ohren

Greenpeace bat rasch um Verzeihung. "Wir entschuldigen uns dafür, dass bei der heutigen Greenpeace-Aktion aufgrund einer technischen Störung erzwungenen Notlandung Menschen gefährdet wurden", twitterte die Organisation: "Dieser Protest hatte nie die Absicht, das Spiel zu stören oder Menschen zu verletzten. Wir hoffen, dass es allen gut geht und niemand ernsthaft verletzt wurde. Greenpeace-Aktionen sind immer friedlich und gewaltfrei. Leider ist bei dieser Aktion nicht alles nach Plan gelaufen."

Die Greenpeace-Entschuldigung stieß bei den Beteiligten allerdings auf taube Ohren. Jens Grittner, Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), verurteilte die Aktion nach dem Spiel. "Derjenige hat nicht nur sich und andere gefährdet und verletzt", sagte Grittner: "Das ist aus unserer Sicht nicht hinnehmbar, der Vorgang wird von den Behörden und der Uefa geprüft. Das hätte weitaus schlimmer ausgehen können." Die Europäische Fußball-Union (Uefa) bezeichnete das Ganze als "rücksichtslos" und "gefährlich".

Der Gleitschirmflieger war allerdings nicht der einzige "Luftakrobat", der festgenommen wurde. Die Polizei nahm zudem einen 48-Jährigen mit Wohnsitz in Nürnberg in Gewahrsam, weil dieser eine Drohne im "Flugbeschränkungsgebiet" um die Arena gesteuert hat. Ein Zusammenhang mit der Aktion von Greenpeace besteht laut der Polizei "nach derzeitigem Kenntnisstand" aber nicht.

Verwendete Quellen
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