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Markus Lanz (ZDF) – Harald Lesch widerspricht Frank Thelen: "Irrelevant"


Klima-Talk bei "Markus Lanz"
"Wir müssten eigentlich die Currywurst abschaffen"

Eine TV-Kritik von Charlotte Zink

Aktualisiert am 05.11.2021Lesedauer: 3 Min.
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Frank Thelen (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Sendung diskutierte der Unternehmer mit den anderen Gästen über die Klimakrise.Vergrößern des Bildes
Frank Thelen (Archivbild): In der jüngsten Lanz-Sendung diskutierte der Unternehmer mit den anderen Gästen über die Klimakrise. (Quelle: Eventpress/imago images)

Um der Klimakrise entgegenzuwirken, muss jetzt gehandelt werden, darüber waren sich bei "Markus Lanz" am Donnerstagabend alle Gäste einig. Uneinigkeit herrschte jedoch über den richtigen Ansatz.

Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die menschengemachte Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Forscher zeigen auf, dass dieses Vorhaben zu scheitern droht, wenn sich nicht einiges ändert. Die Schrauben, an denen dabei gedreht werden kann, sind vielfältig. Über verschiedene Möglichkeiten klimaschädliches CO2 einzusparen, diskutierte Markus Lanz am Donnerstagabend mit seinen Gästen.

Gästeliste

  • Harald Lesch, Wissenschaftsjournalist
  • Frank Thelen, Unternehmer
  • Lamia Messari-Becker, Bauingenieurin
  • Marcel Fratzscher, Ökonom

Investor Frank Thelen machte dabei einen Vorschlag, der im Zusammenhang mit dem Klimaschutz selten zu hören ist. "Atomkraft der vierten Generation" solle für den Übergang als Energiequelle in Betracht gezogen werden, so der Unternehmer. Nur mit Windkraft werde die Energiewende aus seiner Sicht nicht gelingen.

Zwar sei moderne Atomkraft wohl eine "wahrscheinlich schlechte Lösung", sagte Thelen, aber immerhin sei dieser Ansatz realistisch und immer noch besser als CO2 in den kommenden Jahren weiter wie bisher auszustoßen. "Ich finde Atommüll richtig scheiße, aber ich sage, was ist die Alternative?", so der Unternehmer. Relevant fand seinen Ansatz auch Bauingenieurin Lamia Messari-Becker.

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Gegenwind bekam Thelen hingegen vom Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher. "Ich würde sehr davor warnen zu sagen, Atomkraft ist die Lösung", so der Ökonom.

Atomkraft 4.0: wie "fliegende Elefanten"

Auch Physiker Harald Lesch konnte Thelens Vorschlag nichts abgewinnen. Atomkraft 4.0 gebe es so wie von dem Investor dargestellt bisher noch nicht in der Realität, sagte der Wissenschaftler. Viel eher handele es sich um "Konzeptreaktoren" – und vorstellen könne man sich ja so einiges. Beispielsweise auch "fliegende Elefanten". Atomkraft als Teil der Lösung? Aus Leschs Sicht "irrelevant".

Thelen verwies darauf, dass auch bei den Elektro-Flugtaxis seines Start-ups Lilium viele gesagt hatten: Das geht gar nicht. "Sind Flugtaxis wirklich das, was wir brauchen?", fragte Lesch daraufhin kritisch nach. "Ja", so Thelens Antwort.

Elektro-Flugtaxis würden auf lange Sicht dazu beitragen, dass weniger Straßen gebaut werden müssten und Menschen klimaneutral von A nach B kämen, erklärte der Investor. "Und Lilium wird aus Baströhrchen gebaut?", entgegnete Lesch spitz.

Ein Zeitalter der "Energie-Adipositas"

Mehr auf einer Wellenlänge waren die beiden beim Thema Energieverbrauch im Allgemeinen. Es herrsche ein Zeitalter der "Energie-Adipositas", sagte Lesch bei Lanz. Bedeutet: Die Deutschen verbrauchen einfach zu viel Energie.

Thelen wies darauf hin, dass etwa der Fleisch- und Fischkonsum für einen problematisch hohen Energieverbrauch sorgten. "Wir müssten die Currywurst eigentlich abschaffen", so der Unternehmer. Zwar finde er das selbst auch "unschön", beharrte jedoch: "Irgendwo müssen wir uns ein bisschen anpassen."

Dass die "riesige Transformation", die jetzt geschafft werden müsse, gewisse Verzichte mit sich bringt, hielt auch Fratzscher für möglich. Allerdings nur für einen gewissen Zeitraum. So könne man in Zukunft beispielsweise dann wieder fliegen, wenn Flugreisen klimaneutral geworden seien.

Doch damit derartige Durchbrüche im Kampf gegen die Klimakrise gelingen können, bedarf es auch der Förderung durch die Politik. Darüber war man sich am Donnerstag einig. Entscheidungsträger sind dabei auf die Beratung durch Experten angewiesen.

Regierungsberater, die Probleme "verniedlichen"

Bei Lanz kritisierte Messari-Becker, dass unter den beratenden Wissenschaftlern der Bundesregierung jedoch einige seien, die Probleme "verniedlichen" und "wegdiskutieren".

So werde beispielsweise kommuniziert, dass die Energiewende nicht an fehlenden Energiespeichern scheitern würde. In der Realität stellten mangelnde Möglichkeiten, Energie aus erneuerbaren Quellen zu speichern, jedoch ein Problem dar. Der Bau von Speichern wird durch die Gesetzgebung geregelt.

Thelen stimmte der Bauingenieurin bei ihrer Kritik zu. Er hege die Hoffnung, dass die neue Regierung besser beraten werde als die alte.

Derzeit tagt der wohl zukünftige Kanzler Olaf Scholz als Begleiter der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Staats- und Regierungschefs bei der Weltklimakonferenz in Glasgow. Ziel des Gipfels ist es, das im Pariser Klimaabkommen bekräftigte 1,5-Grad-Ziel im Rahmen des Möglichen zu halten.

Klimaforschern zufolge reicht das weniger ambitionierte "Deutlich-unter-zwei-Grad"-Ziel neueren Erkenntnissen zufolge nicht aus, um katastrophale Schäden abzuwenden. Vor der COP26 hatten die Vereinten Nationen Alarm geschlagen: Demnach führten die bisherigen Pläne der Staaten die Welt zu einer Erderhitzung von 2,7 Grad.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 4. November 2021
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