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Corona: Schluss mit Covid-19! Es wird Zeit, die Seuche hinter uns zu lassen


Schluss mit Corona

Von Florian Harms

Aktualisiert am 03.08.2021Lesedauer: 6 Min.
Meinung
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Beim Wilde-Möhre-Festival in Südbrandenburg darf mit Hygienekonzept wieder gefeiert werdenVergrößern des Bildes
Beim Wilde-Möhre-Festival in Südbrandenburg darf mit Hygienekonzept wieder gefeiert werden (Quelle: imago-images-bilder)

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Endlich wieder normal leben

Die einfachsten Dinge sind oft die schönsten. Auf ein Gabelfrühstück ins Café gehen. Unbekümmert durchs Einkaufszentrum bummeln. Bis zum Morgengrauen ausgelassen feiern. Im Zug einen freien Platz finden und vom Nebensitzer willkommen geheißen werden. Morgens ins Büro flitzen und mit vielen netten Kolleginnen zusammenarbeiten. Abends in einem vollbesetzten Kino, Theater oder Konzertsaal kurzweilige Stunden genießen. In einem Stadion den Sportlern zujubeln. Und vor allem: in die unverhüllten Gesichter von Menschen blicken, Gästen die Hand geben, Freunde umarmen. So vieles, was früher normal erschien, trägt heute das Stigma des Verbotenen oder Gemiedenen. Und das Schlimmste dabei ist: Allzu viele Menschen scheinen sich an diese sterile Welt zu gewöhnen. Schon wird die sommerliche Unbeschwertheit von unheilschwangeren Warnungen vor der vierten Corona-Welle übertönt.

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Ich will mich nicht daran gewöhnen. Nicht an die Kassandrarufe und nicht an die vielen Stoppschilder im Kopf. Ich will wieder normal leben, und ich bin trotz all der Schrecken, Widrigkeiten und Pannen, die diese Seuche mit sich bringt, überzeugt: Das wird möglich sein. Manchmal muss man den Alltagstrott verlassen, um wieder klarzusehen. Aus der Gelassenheit auf einem Berggipfel oder an einem Gestade sieht man dann, was man zuvor womöglich übersehen hat: Es läuft gar nicht so schlecht in unserem Land, und selbst die größten Herausforderungen lassen sich bewältigen, wenn genügend Leute mithelfen. Und wenn die richtigen Leute mutige Entscheidungen treffen.

Eine Impfpflicht haben die Regierenden seit Beginn der Pandemie unisono ausgeschlossen – aber was spricht dagegen, in der Impfdebatte endlich Tacheles zu reden? 52 Prozent vollständig Immunisierte sind zu wenig; es sollten 85 Prozent sein, damit der Corona-Spuk endlich endet – und zwar schnell. Es kann nicht sein, dass in den Impfzentren täglich Termine verfallen und in den Lagern Vakzine verderben. Wer als Erwachsener ohne medizinischen Grund den Piks verweigert, sei es aus Trägheit oder weil er ideologischen Labskaus im Hirn hat, muss eben hinnehmen, dass er im Herbst nicht mehr am normalen Leben teilnehmen kann. Dafür genügt eine klare Regel: Ohne Impfung (oder selbst bezahlten PCR-Test) nicht mehr ins Restaurant. Nicht mehr ins Einkaufszentrum. Nicht mehr zum Sport. Nicht mehr Teil des öffentlichen Alltagslebens. Weil Wahlkampf ist, traut sich derzeit kaum ein Politiker, das Offensichtliche zu fordern. Aber spätestens nach dem 26. September wird es vielerorts so kommen. Muss es ja so kommen. Weil es nicht geht, dass eine Minderheit dauerhaft die Mehrheit davon abhält, wieder ein normales Leben zu führen.

Es braucht ein wenig Abstand zum täglichen Kleinklein, um zu dieser einfachen Erkenntnis zu gelangen. Aber es braucht auch Politiker, die Klartext reden, statt Wahlkampfphrasen zu drechseln. Leider gibt es zu wenige davon. Stattdessen gibt es Frau Baerbock, die unbedingt Gesetzestexte in Gendersprache umformulieren will, und Herrn Laschet, der lieber abwartet, bis die vierte Viruswelle zuschlägt.

Und diese Leute wollen das Land führen? Kein Wunder, dass viele Bürger unschlüssig sind, wem sie ihre Stimme geben sollen. Kein Wunder, dass viele gar nicht wählen wollen, weil sie den Eindruck haben, dass keine Partei ihre Interessen vertritt. Vor allem in prekären Verhältnissen lebende Menschen scheuen in diesem Jahr den Urnengang, hat eine Studie der Bertelsmann-Stiftung ergeben. Dadurch werde die soziale Spaltung vertieft, prophezeien die Forscher.

"Der Wähler ist ratlos, was er denn nun wählen möchte", sagt auch der Historiker Michael Stürmer im Interview mit dem "Deutschlandfunk". An Persönlichkeiten wie Adenauer, Kohl, Schmidt habe man sich reiben können, damals gab es noch feurige politische Debatten. "Jetzt haben wir einen Generationswechsel mit ziemlich unbekannten Kandidaten und gleichzeitig Anforderungen an die Politik und die Führungsfiguren, die kaum erfüllbar sind", sagt Herr Stürmer. "Den Kandidaten fehlt es an Glaubwürdigkeit, sichtbarer Regierungserfahrung und internationalem Profil. Das vermissen viele Leute – ohne, dass sie es ausdrücken können." Und dann sein ernüchterndes Urteil: "Früher kamen Programme und Personen besser zusammen. Gegenwärtig kommen sie überhaupt nicht zusammen. Die Kluft zwischen dem, was nötig wäre, und dem, was von den Parteien geboten wird, ist so groß wie nie zuvor."

Dabei gibt es eigentlich genügend Aufgaben, über die sich feurig debattieren ließe: Wie wollen wir den Corona-Schuldenberg abtragen? Wie das Gesundheitssystem dauerhaft krisenfest machen? Wie die Erderhitzung dämpfen? Wie das Artensterben aufhalten? Wie die Erneuerbaren Energien ausbauen? Wie in Städten mehr günstigen Wohnraum schaffen? Wie die Rente dauerhaft sichern? Wie die öffentliche Verwaltung und die Schulen digitalisieren? Wie der Armutsmigration Richtung Europa begegnen? Wie die gefährliche Macht der Internetkonzerne eindämmen? Wie die auseinanderdriftenden Lebenswelten zwischen Stadt- und Landbevölkerung in Einklang bringen?

Die Parteien und ihre Kanzlerkandidaten sagen zu all dem dies und das – aber klare Ansagen sind selten, feurige Debatten führt niemand. Vielleicht mangelt es ihnen an Courage oder an dem Gespür für Stimmungen. Vielleicht haben sie auch einfach nur Angst, noch mehr Fehler zu machen. Dabei wäre die Richtschnur, an der sich couragierte Vorschläge ausrichten könnten, ganz simpel: Die meisten Leute wollen Corona hinter sich lassen und einfach wieder ein normales Leben führen. Weil die einfachsten Dinge oft die schönsten sind.


Grüne Aufholjäger

Kriegen die Grünen doch noch die Kurve? Nach der Flutkatastrophe blieben ihre Spitzenleute auffällig still: Parteichef Robert Habeck wollte bei den Bergungsarbeiten "nicht im Weg rumstehen", Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock verzichtete bei einem Besuch in der Eifel demonstrativ auf Pressebegleitung. Zu groß war die Sorge, nach den Defensivgefechten um nicht deklarierte Sonderzahlungen, einen geschönten Lebenslauf und peinliche Plagiate den nächsten Fehler zu begehen und sich den Vorwurf einzuhandeln, das Leid der Opfer zu instrumentalisieren.

Nun aber versucht die Partei bei ihrem ureigenen Thema wieder in die Offensive zu kommen: Frau Baerbock hat einen Zehn-Punkte-Plan für Verbesserungen beim Bevölkerungsschutz und bei der Katastrophenhilfe vorgestellt, ihre Mitstreiter Robert Habeck, Anton Hofreiter und Oliver Krischer präsentierten ein "Impulspapier" mit Vorschlägen für den Klimaschutz. Heute soll die Aufholjagd weitergehen: Im brandenburgischen Biesenthal (nördlich von Berlin, 6.000 Einwohner, schönes Strandbad) wollen die beiden Vorsitzenden ein Klimaschutz-Sofortprogramm verkünden. Es soll alles enthalten, "was wir in den ersten Monaten einer neuen Bundesregierung anschieben wollen", verspricht Frau Baerbock. Na dann.

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Was amüsiert mich?

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Glückauf!

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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