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Entschlüsselung der Hieroglyphen – eine Weltsensation


Eine Weltsensation

Von Florian Harms

Aktualisiert am 27.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Meinung
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Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Hieroglyphen in der Grabkammer Ramses V. aus dem 12. Jahrhundert vor Christus in Luxor.Vergrößern des Bildes
Hieroglyphen in der Grabkammer Ramses V. aus dem 12. Jahrhundert vor Christus in Luxor. (Quelle: imago-images-bilder)

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

acht Milliarden Menschen sprechen Tag für Tag Billionen von Wörtern und schreiben Abermilliarden Sätze in Smartphones, Computer und auf Papier. Die Welt ist voller Worte – trotzdem verstehen wir einander oft nicht. Uns Europäern kommt die Lebenseinstellung der Chinesen spanisch vor. Afrikaner schauen uns mit großen Augen an, wenn wir uns über Petitessen beklagen. Westdeutsche schütteln den Kopf über Ostdeutsche und umgekehrt, auch hier reicht das Unverständnis bis in Formulierungen hinein. Und die allmächtigen Algorithmen von Facebook, Google und Co., die unseren Alltag steuern, verstehen wir erst recht nicht.

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Vielleicht brauchen wir mal wieder ein Genie. Einen Forscher, der die Sprachen und Codes unterschiedlicher Kulturen übersetzen und in Beziehung zueinander setzen kann. Einen wie Jean-François Champollion. Heute vor 200 Jahren sorgte der französische Sprachwissenschaftler für eine Weltsensation, als er vor einer Pariser Akademie seine bahnbrechenden Erkenntnisse verkündete. Seit Jahrtausenden hatte niemand mehr die ägyptischen Hieroglyphen zu lesen vermocht. Doch er konnte nach jahrelanger Tüftelei die rätselhaften Zeichen aus stilisierten Menschen, Tieren und Gegenständen auf Papyrusrollen und Tempelbauten entschlüsseln: Sie berichteten von Heldentaten des Pharaos Ramses, von Kleopatra und Ptolemaios. Die Nachricht jagte wie ein Lauffeuer um den Globus.

Der Geniestreich gelang dem gerade einmal 31-Jährigen nicht nur, weil er ein fabelhaftes Sprachverständnis besaß. Weil er neben Latein, Griechisch und Hebräisch auch Arabisch, Syrisch, Aramäisch, Koptisch und Persisch beherrschte. Erfolgreich war er vor allem dank des Steins von Rosette. 23 Jahre zuvor hatte ein Offizier aus Napoleons Eroberungsarmee den schwarzen Basaltklotz in Ägypten aufgestöbert. Dieser trug eine Inschrift aus drei verschiedenen Alphabeten: erstens den ägyptischen Hieroglyphen, zweitens der ebenso unverständlichen demotischen Schrift, drittens Griechisch – immerhin letzteres konnten die Wissenschaftler lesen.

Mehr als zwei Jahrzehnte lang brüteten also Scharen von Gelehrten über den Inschriften: Wenn alle drei denselben Inhalt wiedergaben, mussten die ersten beiden sich doch mithilfe der dritten entschlüsseln lassen! Die Aufgabe galt als größtes Wissenschaftsrätsel der damaligen Zeit – und Champollion löste es, weil er erkannte, dass die alten Ägypter in einer Mischung aus Lautzeichen, Bildzeichen und stummen Zusatzzeichen getextet hatten (mehr dazu in diesem Film). Dank seiner Entdeckung ließen sich auch die Wurzeln unserer heutigen Schrift nachweisen: Das lateinische Alphabet ist aus dem Griechischen hervorgegangen, das sich aus dem Phönizischen entwickelte, dessen Buchstabenschrift wiederum auf den ägyptischen Hieroglyphen basierte. In gewissem Sinne sind wir also bis heute mit den Pharaonen verbunden, wenn wir in unser Smartphone tippen.

Für die Ägyptologie kam Champollions Entdeckung einer Revolution gleich. Jenseits wissenschaftlicher Zirkel bedeutet sie bis heute aber noch viel mehr: Der Franzose hat bewiesen, dass wir andere Kulturen und deren Zeugnisse auch dann verstehen können, wenn sie uns vollkommen fremd sind. In einer Welt, in der die Kakofonie zunimmt, ist das doch eine schöne Erkenntnis.


Gefahr im Osten

Putin setzt alles auf eine Karte: Er will sich die Ukraine untertan machen, koste es, was es wolle. Vielerorts in Russland werden in diesen Stunden Väter, Ehemänner und Söhne in die Armee eingezogen, um als Kanonenfutter an der Front verheizt zu werden. Man muss das so hart schreiben, um die Tragik der Vorgänge zu verdeutlichen. Der Verbrecher im Kreml opfert nicht nur Zehntausende Ukrainer, sondern auch sein eigenes Volk seinem imperialen Wahn. Heute will er die Ergebnisse der Scheinreferenden in der Süd- und Ostukraine verkünden, wohl noch diese Woche die Regionen zu russischem Staatsgebiet erklären lassen.

Und was geschieht, wenn die Ukrainer dort dann weitere Offensiven unternehmen? Wirft Putin dann Atombomben ab? Die bittere Erkenntnis ist leider: Ja, das ist mittlerweile in den Bereich des Denkbaren gerückt. Morgen mehr dazu. Heute empfehle ich Ihnen erst einmal das Interview, das mein Kollege Marc von Lüpke und ich mit dem Osteuropahistoriker Jörg Baberowski geführt haben. Was er zu sagen hat, ist brisant: Putin sitzt nicht nur fest im Sattel, die schlimmste Eskalation könnte uns auch noch bevorstehen.


Himmlisches Spektakel

Es ist eine Weltpremiere der Wissenschaft und sorgte im Kontrollzentrum der Nasa für großen Jubel: Eine Sonde der US-Raumfahrtbehörde ist erstmals bei einem Abwehrtest absichtlich in einen Asteroiden gekracht. Hier sehen Sie die Bilder und lesen mehr zu dem spektakulären Experiment.


Sicher ist sicher

Die Innen- und Justizminister der Bundesländer kommen heute zusammen. Sie reden über die Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch und Kinderpornografie, Sicherheit im Internet und die künftige Arbeit des Verfassungsschutzes. Weil die Themen brisant sind, kann sich der Livestream der Pressekonferenz lohnen.


Tückische Trauer

In Tokio findet der Staatstrauerakt für den ermordeten Ex-Premier Shinzo Abe statt. 6.000 Gäste aus dem In- und Ausland werden erwartet. Doch eine Mehrheit der Japaner lehnt die Gedenkfeier ab, weil Abe nicht nur in Korruptionsskandale verstrickt war und eine nationalistische Agenda verfolgte. Hinzu kommt seine Verwicklung in die obskure Mun-Sekte, die seit dem Attentat ans Licht gekommen ist. Der Attentäter hatte angegeben, den Politiker aus Hass auf die Sekte ermordet zu haben.


Was lesen?


Mit welchen Heizkosten müssen Haushalte nun konkret rechnen? Aufschluss gibt der neue Heizspiegel, den unsere Redaktion exklusiv vorliegen hat.



Bella Italia? Hm …

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Ich wünsche Italien viele vernünftige Menschen und Ihnen einen schönen Tag.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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