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Energiekrise: Was kommt nach der Gasumlage?


Die Gasumlage kippt – was passiert jetzt?


Aktualisiert am 26.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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Gasflamme: Russland hat seine Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt – ein Problem fΓΌr Importeure wie Uniper. (Quelle: IMAGO)

Die Gasumlage bereitet der Ampelregierung Kopfzerbrechen. Eine Woche vor dem Start droht sie zu kippen – was das bedeutet.

Die Sorge vor einem Gasmangel und kalten Heizungen im Winter geht um, doch in der Regierung herrscht vor allem Uneinigkeit. Stein des Anstoßes ist die Gasumlage.

Ab Oktober sollten damit die horrenden Mehrkosten bei der Gasbeschaffung verteilt werden, so kΓΌndigten es Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (GrΓΌne) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Anfang des Monats noch an. Doch die Zustimmung brΓΆckelt: Widerspruch kommt nicht nur von Finanzminister Christian Lindner (FDP), sondern auch aus der SPD. Und sogar Habeck selbst hat mittlerweile Zweifel.

t-online entwirrt das Chaos und erklΓ€rt, warum die Gasumlage jetzt kippt, was die verschiedenen Parteien fordern und was das alles fΓΌr Gaskunden bedeutet.

Was ist die Gasumlage?

Die Gasumlage sollte als Mittel dienen, um den angeschlagenen Gasimporteuren zu helfen. Durch den Ausfall russischer Lieferungen fehlt ihnen Gas, das sie zu gΓΌnstigeren Preisen eingekauft haben. Nun kurzfristig Ersatz zu finden, ist teuer. Diese Mehrkosten kΓΆnnen aber in laufenden VertrΓ€gen nicht sofort an Kunden weitergegeben werden.

Die Gasumlage sollte diese Kosten mit 2,4 Cent pro Kilowattstunde ab Oktober auf die Schultern aller Gaskunden verteilen. Insgesamt geht es nach SchΓ€tzungen um mehr als 30 Milliarden Euro.

Warum kippt die Umlage jetzt?

Darauf gibt es streng genommen zwei Antworten: eine sachliche und eine politische. Auf der sachlichen Ebene hat sich die Krise des grâßten deutschen GashÀndlers Uniper in den vergangenen Wochen so weit verschÀrft, dass er offensichtlich nicht mehr auf das Geld aus der Gasumlage warten kann.

Der Staat hatte schon Ende Juli beschlossen, bei Uniper mit 30 Prozent einzusteigen und so die akute Finanznot zu lindern. Auch durch den kompletten Ausfall der Gaslieferungen aus Russland machte Uniper allerdings zuletzt so viel Verlust, dass das Unternehmen nun quasi komplett verstaatlicht werden soll, um es zu retten. (Mehr zur Verstaatlichung lesen Sie hier.)

Das wiederum wirft nun die Frage auf, ob es eigentlich verfassungskonform wΓ€re, wenn ein Staatskonzern auch noch Geld von den Gaskunden aus der Umlage bekΓ€me. Daran hat zumindest Wirtschaftsminister Habeck Zweifel angemeldet, die Finanzminister Lindner allerdings nach einer ersten PrΓΌfung ausgerΓ€umt sieht.


Uneinigkeit herrscht in der Ampelregierung auch beim Thema Pflege, obwohl es lΓ€ngst Reformbedarf gΓ€be, wie wir in dieser Podcast-Folge diskutieren:

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Insofern ist der Streit nicht zu verstehen, ohne einen Blick auf die politische Ebene zu werfen. Zum einen will die Politik die Gaspreise derzeit unbedingt senken, die Gasumlage erhΓΆht sie aber zusΓ€tzlich, was vielen inzwischen wenig sinnvoll erscheint. Zum anderen beharken sich Habeck und Lindner in letzter Zeit immer hΓ€ufiger. Habeck und seine GrΓΌnen waren zuletzt genervt, dass Lindner auf der Schuldenbremse beharrt. Lindner und seine FDP waren genervt, weil die GrΓΌnen sich mit der Atomkraft so schwertun.

Eine Interpretation lautet deshalb nun: Habeck kΓΆnnte die bei den GrΓΌnen ohnehin unbeliebte Gasumlage wegen rechtlicher Bedenken fallenlassen, um Lindner ein bisschen zu triezen und ihm zugleich ein Argument fΓΌr den Griff in die Staatskasse zu liefern. Lindner wiederum hat schon angekΓΌndigt, dafΓΌr im Gegenzug auf einer LaufzeitverlΓ€ngerung der Atomkraftwerke zu bestehen.

Was will die Bundesregierung jetzt tun?

Einig sind sich die drei Regierungsparteien nur in einem: Sie wollen eine Bremse oder einen Deckel fΓΌr die Gaspreise. Die Grundidee dabei ist dieselbe. Ein gewisses Kontingent an Gas soll fΓΌr BΓΌrger und Unternehmen zu einem vergΓΌnstigten Preis zu haben sein. Ein Vorschlag lautet, dass Haushalte 75 Prozent des durchschnittlichen Verbrauchs vergΓΌnstigt bekommen – der Staat wΓΌrde die Differenz zu den hohen Preisen ausgleichen. Wer mehr verbraucht, zahlt dann deutlich mehr. Eine Expertenkommission klΓ€rt derzeit die Details.

Doch eine solche Bremse wΓΌrde den Staat sehr viele Milliarden kosten und wie die nΓΆtigen Summen dafΓΌr aufgebracht werden, ist Gegenstand heftigen Streits. SPD und die GrΓΌnen sind dafΓΌr, sogenannte Übergewinne der Energiekonzerne abzuzapfen – also untypisch hohe Margen, die Stromerzeuger den Preisexplosionen auf den Gas- und StrommΓ€rkten verdanken.

Dagegen sperrte sich die FDP lange. Weiterhin sind die Liberalen gegen den zweiten Vorschlag, der aus Reihen von SPD und GrΓΌnen kommt: Die FDP will nicht, dass eine Gaspreisbremse aus dem Bundeshaushalt finanziert wird – Finanzminister Christian Lindner will schließlich die Schuldenbremse im kommenden Jahr wieder einhalten. Er steht unter Druck, schnell eine LΓΆsung zu prΓ€sentieren, wie die Gaspreisbremse finanziert werden kann.

Was heißt das für Gaskunden?

Wahrscheinlich erst einmal Post. Denn die Energieversorger werden ihren Kunden die geΓ€nderten Preise mitteilen. DarΓΌber hinaus ist aber noch nichts gesichert, denn wie genau es jetzt weitergeht, wird noch diskutiert (s. oben).

Wie teuer wird nun das Gas?

Sollte die Gasumlage tatsΓ€chlich kippen, fielen damit auch Kosten fΓΌr Gaskunden weg, die ab Oktober zu den ohnehin schon hohen Preisen hinzugekommen wΓ€ren. Eine exklusive Auswertung des Vergleichsportals Verivox fΓΌr t-online zeigt, worauf sich Verbraucher dann einstellen kΓΆnnen.

Ein Haushalt mit einem jΓ€hrlichen Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden zahlt dafΓΌr aktuell durchschnittlich 4.972 Euro. Mit den ab Oktober fΓ€lligen Umlagen, zu denen neben besagter Beschaffungsumlage auch eine Einspeicherumlage zΓ€hlt, kΓΆnnte der Preis im Oktober auf 5.123 Euro ansteigen – trotz der bereits dann zur weiteren Entlastung abgesenkten Mehrwertsteuer auf Gas.

Fiele die Gasbeschaffungsumlage nun weg, lΓ€gen die durchschnittlichen Kosten bei 4.605 Euro, was einer Entlastung von 367 Euro im Vergleich zum derzeitigen Preis entsprΓ€che.

"So wie die Dinge jetzt stehen, wird die Mehrwertsteuersenkung die hΓΆheren Gaskosten, die durch die angekΓΌndigten Gas-Umlagen entstehen, nicht ausgleichen", sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. "Sollte die Gasbeschaffungsumlage jedoch entfallen, wΓΌrde die Mehrwertsteuersenkung eine deutliche Entlastung fΓΌr die Haushalte darstellen."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Auswertung von Verivox
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