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Schweiz: "Gansabhauet" – Tradition sorgt für Empörung bei Tierschützern


"Barbarei hat schliesslich Tradition"
Dieser alte Brauch in der Schweiz sorgt für hitzige Debatten

Von t-online, aj

Aktualisiert am 13.11.2023Lesedauer: 2 Min.
Gansabhauet in Sursee: Touristen kritisieren die Tradition.Vergrößern des Bildes"Gansabhauet" in Sursee: Touristen kritisieren die Tradition. (Quelle: imago images/Xinhua)
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Eine Tradition namens "Gansabhauet" sorgt in der Schweiz für Empörung bei Tierschützern. Dabei sollen Freiwillige mitten auf dem Marktplatz eine tote Gans blind enthaupten.

Eine Tradition in der Schweiz sorgt für Diskussionen: das sogenannte "Gansabhauet" in der Kleinstadt Sursee. Es findet jedes Jahr am 11. November vor Tausenden Zuschauern statt – angeblich schon seit 1820.

Der Brauch mutet wie aus einer mittelalterlichen Netflix-Serie an: Freiwillige setzen sich eine Sonnenmaske auf und ziehen sich eine dunkelrote Robe an. Berichten zufolge trinken sie Rotwein, bevor sie auf den Marktplatz geführt werden und einen stumpfen Säbel in die Hand bekommen. Unter dem Jubel der Zuschauer versuchen sie blind, eine tote Gans zu köpfen, die an einem Seil aufgehängt ist. Den Hintergrund dieser Tradition kann aber offenbar niemand genau erklären.

"Inwiefern geht das mit dem Tierschutzgesetz konform?"

Auch in diesem Jahr gab es vor dem Fest in Sursee, für das die gesamte Altstadt mehrere Tage lang abgesperrt wurde, hitzige Diskussionen. Die Schweizer Grünen-Politikerin Meret Schneider hatte sich auf der Plattform X (ehemals Twitter) kritisch über den traditionellen Brauch geäußert. "Inwiefern geht das mit dem Tierschutzgesetz konform? What‘s next? Katzen verbrennen? Barbarei hat schliesslich Tradition", so Schneider.

Eine Petition für eine tierfreundliche Alternative wurde anschließend von vielen in den sozialen Netzwerken befürwortet. Mehr als 1.900 Menschen haben den Antrag bereits unterschrieben, jedoch wurde das Ziel von 2.000 Unterstützern verfehlt.

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"Muss man denn alle Traditionen abschaffen?"

Aus der lokalen Bevölkerung gebe es keine negativen Rückmeldungen, sagte Erich Felber, Präsident der Kommission "Gansabhauet", gegenüber der "Luzerner Zeitung". Trotz der Kritik scheinen viele Menschen in Sursee die Veranstaltung weiterhin zu unterstützen.

Samuel Zbinden, Präsident der Grünen Sursee und Kantonsrat, zeigte sich zwiegespalten. Er hängt an der Tradition, kann die Kritik an der Behandlung des Tieres aber durchaus verstehen. Gegenüber der "Luzerner Zeitung" betonte er jedoch: Der Einsatz gegen Massentierhaltung sei wichtiger als die Debatte um eine einzelne Tradition. Seine Partei habe keine einheitliche Meinung zu dem Thema.

Das Schweizer Boulevardblatt "20 Minuten" sprach am vergangenen Wochenende vor Ort mit Anwesenden. So sagte etwa die 30-jährige Andrea über die "Gansabhauet": "Es mag für Außenstehende vielleicht etwas kurios wirken. Für uns Surseer ist das aber ein Brauch, den wir alle sehr schätzen." Deshalb seien auch so viele Leute zum Rathaus gekommen. Eine andere Zuschauerin sagte: "Ja, es ist speziell und vielleicht auch nicht mehr ganz zeitgemäß. Aber muss man denn alle Traditionen abschaffen?", so die 27-Jährige. "Macht das nicht die Schweiz aus? Dass wir Jahrhunderte alte Bräuche haben, die wir bis heute pflegen?"

Nicht alle Bewohner Sursees unterstützen die "Gansabhauet". Laut dem Bericht von "20 Minuten" ist Selina dem Event ferngeblieben und hat erklärt: "Ich bin hier aufgewachsen und habe diesen Zirkus schon immer abgelehnt". Sie habe auch die Petition unterschrieben. Ihr sei es jedes Jahr wieder peinlich, eine Einwohnerin von Sursee zu sein. Auch mehrere Touristen, die das Spektakel besuchten, kritisierten den Brauch gegenüber der Zeitung.

Verwendete Quellen
  • 20min.ch: "Schweizer sind beknackt" – das sagen Touristen nach Gansabhauet"
  • luzernerzeitung.ch: "Bald ist wieder Gansabhauet – gefährdet eine Petition den Surseer Traditionsanlass?" (kostenpflichtig)
  • nau.ch: "Gansabhauet in Sursee: Die ganze Altstadt wird gesperrt"
  • change.org: "Sursee (CH) bitte beende das respektlose Köpfen von echten Gänsen an der "Gansabhauet""
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