Verlag stoppt Seeschlachten-Buch Geschichtsprofessor schreibt bei Wikipedia ab

Der renommierte Wissenschaftsverlag C.H. Beck hat nach Plagiatsvorwürfen die Auslieferung des Buches "Große Seeschlachten" von Arne Karsten und Olaf Rader gestoppt. Der Historiker Rader soll aus dem Online-Lexikon Wikipedia abgeschrieben haben.
"In den von Olaf Rader verfassten Kapiteln (einschließlich Epilog) findet sich eine Reihe von nicht nachgewiesenen Zitaten", teilte der Verlag mit. "Die meisten dieser nicht kenntlich gemachten Zitate stammen aus dem Wikipedia-Artikel."
Facebook-Nutzer löste Debatte aus
Ein Facebook-Nutzer namens Arne Janning hatte die Debatte ins Rollen gebracht und Ausschnitte aus dem Buch mit den entsprechenden Passagen auf Wikipedia verglichen. Er warf den Autoren vor, das Buch "vollständig aus Wikipedia-Einträgen zusammenkopiert" und dafür auch noch Fördergelder der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingestrichen zu haben.
Diese Anschuldigungen wies der Verlag allerdings entschieden zurück. Die "eigentliche wissenschaftliche und geistige Leistung der Autoren" werde durch die Übernahmen aus Fremdtexten auf der Faktenebene nicht beeinträchtigt. Das Buchprojekt sei außerdem nicht von der DFG gefördert worden.
Passagen von Mitautor Carsten sind einwandfrei
Die Autoren haben nach Verlagsangaben rechtliche Schritte gegen Janning eingereicht. "Das Vorgehen, pauschalisierende Behauptungen in die Welt zu setzen, ohne diese hinreichend zu belegen, ist nicht akzeptabel." Janning nahm auf Facebook unterdessen seine "viel zu weit gehenden Behauptungen mit Bedauern zurück".
Bei eigenen Untersuchungen habe der Verlag allerdings feststellen müssen, dass die Vorwürfe gegen Rader teilweise zutreffen. Mitautor Karsten habe sich hingegen nichts zuschulden kommen lassen.
"Jeder benutzt Wikipedia, keiner zitiert sie"
"Der Verlag entschuldigt sich für die nicht kenntlich gemachten Übernahmen aus Wikipedia", hieß es in der Mitteilung. "Olaf Rader bedauert die nicht nachgewiesene Nutzung fremder Texte zutiefst." Prof. Dr. Rader ist an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tätig und lehrt als Privatdozent an der Berliner Humboldt-Universität.
Der Beck-Verlag, in dem auch Raders Buch über Friedrich II. erschienen ist, betonte in der Stellungnahme, er begrüße die Debatte um den Umgang mit Wikipedia in der Wissenschaft. "Jeder benutzt sie, keiner zitiert sie - das scheint bisher die Devise zu sein. Wissenschaftler und Verlage sollten ihren Umgang mit der Online-Enzyklopädie klären."