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Deutsche Einheit: Ostdeutsche bewerten Wiedervereinigung und Landtagswahlen


Ist die Einheit gelungen?
"Das ist für mich nicht die Lösung"


02.10.2024Lesedauer: 3 Min.
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Monika Lehmann und Roland Knappe: Die Brandenburger wuchsen in der DDR auf.Vergrößern des Bildes
Monika Lehmann und Roland Knappe: Die Brandenburger wuchsen in der DDR auf. (Quelle: Kollage: Heike Aßmann / t-online)

Vereint oder gespalten? Zum Tag der Deutschen Einheit verraten ostdeutsche t-online-Leser, wie sie zur Wiedervereinigung und den Wahlergebnissen in ihrem Bundesland stehen.

Seit 1990 erinnert jährlich der 3. Oktober an die Wiedervereinigung des einst geteilten Deutschland. Nach dreieinhalb Jahrzehnten ist die Deutsche Einheit längst vollzogen und kein Thema mehr, oder etwa nicht? Angesichts der jüngsten Wahlergebnisse stellen sich manche Bürger die Frage, wie geeint die Nation wirklich ist.

Zwei Brandenburger, die bei der letzten Wahl ihre Stimmen abgaben, berichten von ihren Erfahrungen mit der Wende und wie sie die Wahlergebnisse in Brandenburg einschätzen.

Monika Lehmann, Strausberg

Monika Lehmann lebte bis zu ihrem 32. Lebensjahr in der DDR. Auch wenn sie beispielsweise mit dem Schulsystem zufrieden war, beschlich sie zunehmend das Gefühl der Unfreiheit, dass sie nicht reisen und nicht alles sagen durfte. "Ich fand das unglaublich schön, dass diese Diktatur dann ein Ende hatte", kommentiert sie die Wende.

"Dass es kein leichtes Unterfangen wird, aus diesen zwei sich unterschiedlich entwickelt habenden Gesellschaften wieder ein vereintes Land zu machen, war mir klar", sagt die heute 67-Jährige, die – im Gegensatz zu vielen ihrer Landsleute – nie um ihren Job bangen musste. "Für mich haben die Vorteile immer überwogen, und ich bin immer noch zufrieden, dass es genau so gekommen ist."

Anfang der Neunzigerjahre überlegte Monika Lehmann, ob sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern es vielen anderen Ostdeutschen gleichtun und von Brandenburg in die alten Bundesländer wechseln sollte. "Wir hätten dort ein ganz neues Leben beginnen können und vielleicht viel bessere Bedingungen gehabt. Aber wir hatten hier die Familie und unsere Arbeitsplätze. Wir hatten hier eine Perspektive gesehen und wollten dann doch nicht irgendwo total neu anfangen. Also entschieden wir uns gegen den Wechsel."

Die Strausbergerin wählte bei der Brandenburg-Wahl Ende September eine der etablierten Parteien. Sie sieht die Migration, die für viele Wähler ein zentrales Thema ist, auch problematisch, doch die AfD kam für sie deshalb nicht infrage. "Da ist die Unzufriedenheit so groß geworden, dass die Menschen jetzt radikal was anderes wollen. Aber für mich ist jetzt nicht die Lösung, rechtsextremistische Kräfte zu wählen."

Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen spürt die Rentnerin, die bis zu ihrer Rente als Sekretärin in der Energiewirtschaft tätig war, heute nicht mehr. "Anfangs war da vielleicht eine gewisse Skepsis, aber ich habe das eigentlich nie empfunden. Mit entsprechenden Gesprächen über all die Zeit hat man sich ausgetauscht und eine Basis gefunden. Meine Kinder haben in Süddeutschland studiert, und die sind da voll integriert. Da gibt es nicht mehr Ost und West. Irgendwann wird es gar keine Rolle mehr spielen."

Video | Deutsche Einheit: Sind Ost und West gespaltener denn je?
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Quelle: t-online

Roland Knappe, Kolkwitz

Roland Knappe glaubt hingegen, "dass das noch eine ganze Weile brauchen wird, um diese Unterschiede zwischen Ost und West auszugleichen – insbesondere im Wahlverhalten, was ja letztendlich ein Spiegel ist für die Situation der Leute. Das hängt auch viel davon ab, wie sich Deutschland insgesamt weiterentwickelt."

Der Kolkwitzer hatte mit der DDR keine Probleme und auch keine Menschen in seinem Umfeld, die gegen den Staat aufbegehrten. Dass er keine Reisefreiheit genoss, störte ihn und seine Frau nicht. Kontakt in den Westen hatte der heute 67-Jährige nicht und vermisste das auch nicht. Er war mit seinem Leben zufrieden.

Auch heute geht es Roland Knappe gut. Die DDR will er nicht wiederhaben, verrät er. Ebenso wie Monika Lehmann hat er sich beruflich nicht umstellen müssen und stets als Elektroingenieur gearbeitet, was er auch noch bis vor wenigen Jahren tat. Dennoch beobachtete er Biografiebrüche bei anderen.

"Der Crashkurs hat natürlich sehr viel kaputt gemacht. Das führt auch dazu, dass große Teile der Bevölkerung dieser Gesellschaft und auch der Politik skeptisch gegenüberstehen." Das ist auch heute noch so, findet er. Die Wahlergebnisse in seinem Bundesland Brandenburg wundern ihn deshalb nicht.

"Diese Wahlergebnisse sagen vor allem eines: Das Vertrauen in diese aktuell gelebte Demokratie ist für große Teile weg, weil dort einfach in den letzten Jahren, teilweise in Jahrzehnten, Sachen passiert sind, die letztendlich dazu geführt haben, dass man in großen Teilen der Bevölkerung der Meinung ist, dass diese Politik Deutschland – und insbesondere dem Osten – nicht mehr guttut."

Dass Ost- und Westdeutsche anders ticken, glaubt der Schatzmeister der Singakademie Cottbus durchaus, jedoch sei das nicht nur auf diese beiden Himmelsrichtungen beschränkt. "Natürlich gibt es Unterschiede, die gibt es aber auch zwischen Bayern und Norddeutschland."

Verwendete Quellen
  • Videointerviews mit den t-online-Nutzern Monika Lehmann und Roland Knappe
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