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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Empörung über Schule in Hessen Nazi-Motto für die Abifeier? Schüler sprechen Klartext

Geschmacklose Vorschläge für das Abimotto brachten eine Schule in Hessen bundesweit in die Schlagzeilen. Der Jahrgang distanziert sich von den Einträgen und fordert Konsequenzen.
Nach dem Skandal um Abimotto-Vorschläge mit NS-Bezug hat sich der betroffene Jahrgang der Schule geäußert. In einer Stellungnahme, die t-online vorliegt, heißt es: "Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierungen jeder Art haben an unserer Schule keinen Platz!"
Die Liebigschule in Gießen war in die Schlagzeilen geraten, nachdem Vorschläge für das Motto der Abifeierlichkeiten 2026 abgegeben wurden. Neben humoristischen Ideen wie "Abiflix – nach 13 Staffeln abgesetzt" wurden auch verstörende, menschenverachtende Vorschläge eingereicht, etwa "Abi macht frei", eine Anlehnung an den Schriftzug "Arbeit macht frei" über den Toren der Vernichtungslager Auschwitz, Theresienstadt, Dachau und Sachsenhausen. Ein anderer Vorschlag war "NSDABI – Verbrennt den Duden" in Anspielung auf die Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten. Zuerst hatte die "Gießener Allgemeine" berichtet.
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Antisemitische Beiträge hatten "viele Likes" – aus diesem Grund?
Der betroffene Jahrgang der Schule schreibt in seiner Stellungnahme, die t-online vorliegt: Um das Abi-Motto zu finden, sei eine Webseite genutzt worden, auf der anonym Vorschläge gemacht werden konnten. Der Link zur entsprechenden Webseite sei eigentlich nur für das Abikomitee bestimmt gewesen, sei aber weiter verbreitet worden. An wen genau der Link geschickt wurde, blieb in dem Statement offen. Unklar ist etwa, ob auch Schulexterne auf den Link klicken konnten.
Innerhalb kürzester Zeit seien dann die "antisemitischen, rassistischen und diskriminierenden" Abimottos eingetragen worden. Diese "hatten viele Likes". Allerdings, schreibt der Jahrgang, war es offenbar möglich, als Einzelperson ein Motto beliebig oft zu liken. Von wem die Likes für die menschenverachtenden Mottos kamen, blieb ebenfalls unklar.
Nachdem die Organisatoren der Motto-Gruppe von den Vorschlägen erfahren hätten, sei die Webseite sofort geschlossen und die Schulleitung informiert worden. "Wir sind überzeugt, dass es sich um wenige Einzelpersonen handelt und der größte Teil unseres Jahrgangs unbeteiligt ist", heißt es in der Erklärung. "Wir weisen jegliche Vorwürfe zurück, die unseren Jahrgang oder unsere Schule als rechtsextrem bezeichnen, dies ist nicht der Fall!"
Abi-Jahrgang wünscht sich Konsequenzen für die Urheber
Man wünsche sich ausdrücklich Konsequenzen gegen die Urheber, heißt es weiter. Auch die Schule hat nach dem Vorfall reagiert und externe Stellen zur Demokratieförderung hinzugezogen. Juristisch könnte der Eklat ebenfalls Konsequenzen haben: Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung.
Der betroffene Jahrgang der Gießener Liebigschule teilte in der Stellungnahme mit, man schäme sich "für die aus unserem Jahrgang, die diese Abimottos verfasst und veröffentlicht haben". Das sei weder ein Scherz noch eine "unreife Aktion". "Wir haben zusammen die gleiche Schulzeit erlebt und sind mittlerweile größtenteils volljährig. In diesem Alter sollte längst jedem und jeder bewusst sein, dass dies absolut inakzeptabel und meilenweit von einem Scherz entfernt ist."
- Statement des Jahrgangs per E-Mail
- Eigene Berichterstattung
- giessener-allgemeine.de: "Liebigschule: Gewähltes Abi-Motto sorgt für Schock an Gießener Schule"
- liebigschule-giessen.de: "Liebigschule Gießen"
- zdf.de: "Liebigschule Gießen: Ermittlungen nach Abi-Motto mit NS-Vergleich"