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USA: Winnie Puuh soll Kindern Verhalten im Amokfall beibringen – Skandal


Skandal um gelben Bären
Winnie Puuh soll Kinder in Texas für Amokfall wappnen

Von t-online, sje

28.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Winnie Puuh: Das Buch mit dem gelben Bären ist weniger niedlich, als es für die schockierten Eltern zunächst aussah.Vergrößern des BildesWinnie Puuh: Ein an Schüler verteiltes Buch mit dem gelben Bären ist weniger niedlich, als es für die Eltern der Kinder zunächst aussah. (Quelle: Mary Evans/AF Archive/Disney/imago-images-bilder)
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Was wie ein niedliches Kinderbuch aussah, entpuppte sich als Anleitung für den Ernstfall: Winnie Puuh soll an Schulen in Texas im Fall eines Amoklaufs Leben retten.

250 Angriffe mit Schusswaffen gab es in den USA in diesem Jahr bereits – dabei ist am Sonntag erst Tag 148 des Jahres 2023. Immer wieder kommt es auch in Schulen zu Amokläufen. In Texas griff ein Schulbezirk deswegen nun zu der bekannten Figur Winnie Puuh, um Kindern das richtige Verhalten im Ernstfall beizubringen. Das sorgte für aufgebrachte Diskussionen zwischen Eltern und Politikern im Land.

Der Dallas Independent School District händigte das Buch am Montag an Schülerinnen und Schüler aus – wohl ohne dies vorher bei den Eltern anzukündigen. Die Nachrichtenagentur AP und die Lokalzeitung "Oak Cliff Advocate" berichten von einer Mutter, deren Söhne beide das Buch mit dem niedlichen Bären mit nach Hause brachten. Ihr jüngerer Sohn sei im Kindergartenalter, der ältere gehe in die erste Klasse.

Lehrerin kritisiert Buch als "furchtbar verstörend"

Der Fünfjährige habe sich über das Buch gefreut, sagte Cindy Campos, die nicht darauf vorbereitet war, eine "Bleib sicher"-Anleitung in den Händen zu halten. Das Buch sei nicht so niedlich, wie es zunächst aussehe. Ihr Sohn habe viele Fragen gehabt. "Und als Mutter musst du dann einen Weg finden, kindgerecht, aber realistisch zu antworten." Auch eine Lehrerin kritisierte gegenüber dem "Guardian", es sei "furchtbar verstörend".

Der Inhalt: Die Kinder sollen die Türen verschließen, die Lichter ausmachen und sich ruhig verstecken, wenn Gefahr nahe. "Wenn Gefahr droht, zeigen dir Winnie Puuh und seine Freunde, was zu tun ist: Laufen, Verstecken, Kämpfen", heißt es auf dem Buchcover. "Laufen, Verstecken, Kämpfen" ("Run, Hide, Fight") ist die Formel, mit der das FBI für den Fall eines Angriffes mit Schusswaffen das richtige Verhalten für Zivilisten zusammenfasst. Die Figur Winnie Puuh unterliegt seit Anfang des Jahres 2022 nicht mehr der Lizenzpflicht.

Bezirk entschuldigt sich

Der Bezirk nahm am Freitag Stellung: Man arbeite jeden Tag hart daran, Angriffe in Schulen zu verhindern, kümmere sich um Online-Drohungen und die Verbesserung von Sicherheitsmaßnahmen. Das Buch habe man ausgehändigt, damit Eltern mit ihren Kindern besprechen könnten, wie sie sich im Ernstfall verhalten müssen. "Leider haben wir den Eltern keinen Leitfaden oder Kontext zur Verfügung gestellt", hieß es weiter. Dafür entschuldige man sich.

An wie vielen Schulen das Buch verteilt wurde, blieb unklar. Dennoch schlug die Aktion Wellen, die bis nach Kalifornien reichten. Der Gouverneur des Bundesstaats an der Westküste der USA, Gavin Newsom, twitterte: "Winnie Puuh bringt jetzt Kindern in Texas etwas über Amokläufer bei, weil die gewählten Politiker nicht den Mut haben, für die Sicherheit unserer Kinder zu sorgen und vernünftige Waffengesetze zu verabschieden."

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Demokraten fordern härtere Kontrollen

Gavin Newsom ist Demokrat, Texas wird republikanisch regiert. Die Debatte um strengere Waffengesetze kocht in den USA immer wieder, insbesondere nach Angriffen an Schulen, hoch. Die Demokraten fordern härtere Kontrollen und ein Einschränken der Waffenverkäufe, die Republikaner wehren sich dagegen. Texas hat besonders lasche Waffengesetze – hier ist auch die Waffenlobby besonders mächtig.

Mutter Cindy Campos kritisierte auch den Zeitpunkt der Aktion: Am 24. Mai jährte sich der Amoklauf an einer Grundschule im texanischen Uvalde zum ersten Mal. Der Schütze tötete dort 19 Kinder und zwei Lehrer.

Nach einem langen Schultag wolle sie ihre Kinder einfach nur nach Hause bringen und sich mit ihnen auf die Couch setzen, sagte sie dem "Oak Cliff Advocate". "Aber es gibt Familien in Uvalde, die können das nicht mehr. Und es wird noch mehr Familien geben, die es nicht mehr können." Auch das zeige das Buch. "Außer diesem Buch wurde nichts unternommen", kritisierte auch die Lehrerin, die mit dem "Guardian" sprach. "Wir bürden es den Kindern auf."

Verwendete Quellen
  • apnews.com: "A ‘Winnie the Pooh’ book is teaching kids about school shootings in a Texas school district"
  • theguardian.com: "Winnie-the-Pooh book teaches Texas kids to ‘run, hide, fight’ in a shooting"
  • oakcliff.advocatemag.com: "DISD parents concerned about ‘run, hide, fight’ Winnie-the-Pooh book"
  • gunviolencearchive.org: Gun Violence Archive 2023
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