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"Titan" trotz erfahrenem Pilot Nargeolet verunglückt: Wer war "Mr. Titanic"?


Er war bekannt als "Mr. Titanic"
Wer war der Pilot der "Titan"?

Von Julia Reinl

Aktualisiert am 23.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Paul-Henri Nargeolet: Eine junge Frau filmte den Passagier der "Titan" vom Mutterschiff des Unglücks-U-Bootes aus. (Quelle: t-online)

Der Franzose Paul-Henri Nargeolet forschte seit Jahrzehnten am Wrack der "Titanic", tauchte mehrmals hinab. Doch eine Expedition kostete ihn nun das Leben.

Mehr als 100 Stunden verbrachte der 77-jährige Ex-Marine-Offizier bereits tief im Wasser und absolvierte über 30 Tauchgänge: Paul-Henri Nargeolet galt als "Titanic"-Experte, der sich so intensiv wie kaum ein anderer mit der Geschichte des gesunkenen Schiffes befasst hatte. Die französische Zeitung "Le Monde" gab ihm deshalb den Namen "Monsieur Titanic" ("Herr Titanic"). Bereits 1987 hatte er seine erste Expedition zum Wrack des einst größten Schiffes, das in 3.803 Metern Tiefe auf dem Meeresgrund liegt, gestartet.

Nargeolet ist eine der fünf verstorbenen Personen an Bord des verunglückten Tiefseebootes "Titan". Mehr dazu lesen Sie hier. Außerdem soll er das Boot gesteuert haben. Doch wer war der Mann?

Wer war "Mr. Titanic", Pilot des verunglückten U-Boots?

1946 wurde Paul-Henri Nargeolet in Chamonix in Frankreich geboren. Seine Karriere bei der Marine begann er im Alter von 22 Jahren. Bis zuletzt leitete er das Unterwasserforschungsprogramm des Unternehmens RMS Titanic Inc. im US-Bundesstaat Connecticut. Laut "New York Times" besitzt das Unternehmen die Bergungsrechte an der "Titanic" und stellt Gegenstände aus, die bei bisherigen Tauchgängen geborgen werden konnten.

2019 gab Nargeolet einer irischen Tageszeitung ein Interview, in dem er eindrücklich von dem Moment erzählte, als er zum ersten Mal zum Wrack der "Titanic" tauchte: "Normalerweise reden wir während der Arbeit durchgehend, doch den ersten Tag, an dem wir den Bug erreichten, herrschte für zehn Minuten absolute Stille. Kein einziger Ton, von drei Leuten."

Über die Risiken, die er für solche Momente in der Tiefe eingeht, sagte er: "Ob man elf Meter oder elf Kilometer weit unten ist – wenn dann etwas Schlimmes passiert, ist das Ergebnis das gleiche. Wenn man so tief im Wasser ist, ist man tot, bevor man merkt, dass etwas passiert ist – das ist also kein Problem." Experten gehen tatsächlich davon aus, dass die Besatzung der "Titan" durch eine Implosion schnell gestorben sein dürfte. Hier lesen Sie mehr dazu.

(Quelle: epa PA/imago images)

Die "Titanic"

sank 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik. Mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord starben. Die Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 in rund 3.800 Metern Tiefe entdeckt. Filme wie der Blockbuster "Titanic" (1997) mit den Hollywoodstars Kate Winslet und Leonardo DiCaprio steigerten das Interesse an der Katastrophe immens. Erst vor Kurzem hatten Wissenschaftler mithilfe hochauflösender 3D-Bilder die bisher genaueste Darstellung des Wracks geboten.

"Er kennt den Ort in- und auswendig"

Dass seine Faszination seit mehreren Jahrzehnten dem 1912 gesunkenen Schiff galt, bestätigte auch Mathieu Johann, ein Freund von Nargeolet, dem US-Medium CNN, bevor die Überreste der "Titan" am Meeresboden gefunden wurden. Johann ist Leiter des Verlags Harper Collins in Frankreich und arbeitete gemeinsam mit Nargeolet an einem Buch über die "Titanic". Er beschrieb den Tiefseeforscher als jemanden mit einem tiefgründigen Wissen über das verunglückte Schiff und als einen Menschen, der die Risiken einer solchen Tauchexpedition in Kauf nahm – der "sein Leben sein ganzes Leben lang riskierte".

Weiter sagte Johann: "Er tauchte Dutzende Male zu dem Wrack. Er kennt den Ort in- und auswendig. Er arbeitete an der 3D-Karte der Titanic mit. Er ist sehr erfahren. Das ist, was ich beruhigend finde. Immerhin kennt er den Ort." Nargeolet habe sich mit der Geschichte des Schiffes verbunden gefühlt und mit den Geheimnissen, die im Inneren des Wracks zu finden sein könnten.

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Der leitende Berater für strategische Initiativen bei RMS Titanic Inc., David Gallo, der sich selbst als einen der engsten Kollegen Nargeolets sieht, sagte CNN, er kenne niemanden, der die Umgebung der "Titanic" besser kenne als Nargeolet. Forscher dächten ständig nach über Vorfälle wie das Verschwinden des U-Bootes und sie wüssten, dass so etwas immer passieren könne. Und jetzt sei es eingetreten.

"Die beste Person, mit der man in einem U-Boot sein kann"

Dik Barton, der erste britische Forscher, der zum Wrack der "Titanic" tauchte, beschrieb Nargeolet vor seinem Tod als einen "äußerst fähigen Tauchboot-Piloten". Er habe gewaltigen Respekt vor ihm und seinen Fähigkeiten, sagte Barton dem britischen Sender ITV.

Ein weiterer Freund des Piloten, der Kanadier Joe MacInnis, äußerte sich ebenfalls zum Verschwinden, bevor der Tod Nargeolets feststand: "Paul-Henri Nargeolet ist die beste Person, mit der man in einem U-Boot sein kann. Er ist sehr, sehr ruhig unter extremem Stress." McInnis selbst hat vor mehr 30 Jahren einen lebensgefährlichen Tauchgang zur "Titanic" überlebt.

Verwendete Quellen
  • sz.de: "Paul-Henry ist die beste Person, mit der man in einem U-Boot sein kann"
  • spiegel.de: "Vierter Insasse des Tauchboots ist französischer 'Monsieur Titanic'"
  • edition.cnn.com: "Missing submariner has been to Titanic wreck dozens of times, friend says" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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