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Experte: Burkinis im Freibad "könnten Hygiene-Problem werden"


Freibad-Debatte
Experte mit klarer Meinung zu Burkinis

Von t-online
Aktualisiert am 22.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Frau im Burkini (Symbolbild): Das lange Kleidungsstück soll es Frauen, die im Alltag Kopftuch tragen, ermöglichen, in geschlechtsgemischten Schwimmbädern zu baden.Vergrößern des BildesFrau im Burkini (Symbolbild): Das lange Kleidungsstück soll es Frauen, die im Alltag Kopftuch tragen, ermöglichen, in geschlechtsgemischten Schwimmbädern zu baden. (Quelle: Pond5 Images/imago-images-bilder)
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Wieder diskutiert Deutschland über den Burkini, nachdem in Rheinland-Pfalz eine muslimische Frau darin nicht hat baden dürfen. Ein Hygiene-Professor schätzt die Gefahren ein.

Eine Frau darf in Daaden in Rheinland-Pfalz nicht ins Freibad, weil sie die angeblich falsche Badebekleidung trägt: einen Burkini. In Italien werden mehrere Frauen verbal angegangen, weil sie am Strand von Triest ins Wasser wollen, ebenfalls im Burkini.

In beiden Fällen werden auch angebliche Hygienebedenken zur Begründung genannt. Doch ist das überhaupt ein stichhaltiges Argument? Nachfrage bei Klaus-Dieter Zastrow, Facharzt und Professor für Hygiene. Er sagt: Burkinis können tatsächlich zum Hygiene-Problem werden – aber anders als gedacht.

Hautkrankheit unter dem Burkini? "Das Problem ist verschwindend gering"

Zunächst jedoch ein Blick nach Daaden. Dort gibt die Stadtverwaltung, die für das Freibad zuständig ist, tatsächlich als Begründung der Entscheidung am Badeingang an: Das Personal solle bei den Badegästen kontrollieren, ob ansteckende Hautkrankheiten vorliegen. Das, so heißt es in einem Bericht des SWR, gehe beim Burkini aufgrund der Ganzkörperbedeckung nicht.

Längere Badehosen oder Badeanzüge verdeckten zwar auch einen Teil des Körpers. Aber beim Burkini mit seiner Ganzkörperbedeckung sei das zusätzliche Infektionsrisiko zu hoch.

Hat die Stadtverwaltung recht? Mediziner Zastrow sagt, in der laut Freibad "üblichen", also kürzeren, Badebekleidung würden wohl ohnehin nur wirklich großflächige Ekzeme auffallen. "Aber Leute, die solche Krankheiten haben, gehen aus Erfahrung sowieso gar nicht ins Schwimmbad", meint er. "Das Problem ist also verschwindend gering."

"Eine Riesenmenge Stoff, in der sich Keime vermehren können"

Bedenken hat Zastrow trotzdem. "Burkinis sind natürlich unhygienischer als jeder Badeanzug – einfach, weil es im Verhältnis eine Riesenmenge Stoff ist, in der sich Keime vermehren können", erklärt er. "Wer sich auf der Toilette den Hintern nicht richtig abgewischt hat, hat die Bakterien in der Badehose oder im Burkini und trägt sie dann ins Schwimmbad."

Beim Burkini sei die Gefahr allerdings aufgrund der größeren Vermehrungsfläche für die Bakterien größer. Verkürzt ließe sich sagen: "Mit mehr Stoff gelangen tendenziell mehr Bakterien ins Wasser."

Gegenwirken könnte man zum Beispiel durch Waschgänge mit hoher Temperatur, so Zastrow: "Optimalerweise müsste man Badebekleidung vor jedem Schwimmbadbesuch bei 60 oder 90 Grad waschen – Burkinis aufgrund der großen Stoffmenge erst recht." Wer seine Bekleidung wie wäscht, könne aber niemand nachprüfen.

"Lange Kleidung ist grundsätzlich ein Problem"

Dabei gebe es die gleichen Probleme auch bei anderen Kleidungsstücken: "Lange Kleidung ist im Schwimmbad grundsätzlich ein Problem, egal ob Burkini oder anderweitig." Denn: "Es gibt keine antibakteriellen Stoffe."

Zum Beispiel UV-Schutzkleidung sieht der Hygiene-Experte deshalb ebenso kritisch. Der SWR hatte berichtet, dass im Freibad Daaden etliche Badegäste trotz theoretischen Verbots mit solcher Kleidung badeten.

Um die Keimbelastung zu reduzieren, könnte es ganz allgemein helfen, vor dem Baden zu duschen – gerade im Freibad werde das allerdings eher selten gemacht. "Aber bei Menschen mit kurzer Badekleidung vermehren sich die Keime zumindest nicht am Körper noch großflächig weiter", so der Mediziner. Das ist bei Burkinis aufgrund der größeren Stoffmenge anders.

 
 
 
 
 
 
 

Menschen mit gesunder, unverletzter Haut müssten im Schwimmbad allerdings in der Regel keine Infektion fürchten – auch, weil das Wasser gechlort wird, würden einzelne Verunreinigungen nicht zur Gesundheitsgefahr. "Die hätten wir, wenn 150 Frauen mit verunreinigten Burkinis im Wasser wären", sagt Zastrow. "Das würde die Chlorung nicht schaffen."

In diesem Fall müsste man dem Wasser mehr Chlor hinzugeben. Das jedoch könnte bei den Badegästen zu anderen Gesundheitsproblemen führen und sei daher kaum eine Option.

"Am Meer spielt der Burkini keine Rolle"

Und wie ist das bei der Burkini-Geschichte aus Italien, wo es ums Baden im Mittelmeer ging? Hier hat Zastrow keinerlei Hygiene-Bedenken: "Im offenen Meer haben wir viel mehr Verunreinigungen – aus ganz anderen Quellen, man denke an die Möwen, die vorher auf Müllkippen unterwegs waren."

Daher könne man Meerwasser nicht mit dem "mehr oder weniger desinfizierten" Wasser in Schwimmbädern vergleichen. Die Diskussion am Strand von Triest sei daher "Blödsinn": "Am Meer spielt der Burkini aus hygienischen Gründen keine Rolle", so der Arzt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Prof. Klaus-Dieter Zastrow
  • swr.de: "Muslima darf im Freibad Daaden nicht im Burkini schwimmen"
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