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Reaktionen auf Gil Ofarims Geständnis: Belog er die jüdische Gemeinschaft?


Nach Geständnis
"Ofarim hat die jüdische Gemeinschaft belogen"

Von dpa, te, mam

Aktualisiert am 28.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Gil Ofarim: Der Musiker hat vor Gericht gestanden.Vergrößern des BildesGil Ofarim (Archivbild): Der Zentralrat der Juden kritisiert den Sänger deutlich. (Quelle: IMAGO / STAR-MEDIA/imago images)
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Überraschend hat der jüdische Musiker Gil Ofarim ein Geständnis vor dem Leipziger Landgericht abgelegt. Die Antisemitismusvorwürfe gegen ein Hotel seien gegenstandslos.

Das Geständnis kam überraschend. "Die Vorwürfe treffen zu", sagte der jüdische Musiker Gil Ofarim am Dienstag vor dem Landgericht in Leipzig. In Richtung des Hotelmanagers fuhr er fort: "Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen."

Das Verfahren gegen Gil Ofarim wurde eingestellt. Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte der Vorsitzende Richter. Erste Reaktionen auf das Geständnis ließen nicht lange auf sich warten.

Video | Ofarim gesteht Lüge: Dieses Video brachte alles ins Rollen
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Quelle: t-online

Zentralrat der Juden fordert Konsequenzen für Ofarim

Der Zentralrat der Juden veröffentlichte ein längeres Statement auf seiner Webseite, in welchem er Ofarims Lüge verurteilt: "Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt", heißt es dort.

Ofarim habe neben der Öffentlichkeit auch die jüdische Gemeinschaft belogen. Antisemitismusvorwürfe dürften niemals grundlos erhoben werden, teilte der Zentralrat weiterhin mit. Das sei hier allerdings passiert. Ofarim müsse "in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen".

Felix Klein: Ofarim hat Antisemitismusbekämpfung geschadet

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisiert Ofarim. In einem Statement an t-online schreibt er, der Sänger habe dem Hotelmitarbeiter zu Unrecht Judenfeindlichkeit unterstellt und diesen falschen Vorwurf über fast zwei Jahre lang aufrechterhalten.

Er habe damit zugelassen, dass ein Mann grundlos beschuldigt werde und darunter leiden musste. "Zugleich hat er mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet und der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt", führte Klein sein Statement weiter aus.

JSUD-Präsidentin: "Gil Ofarim hat diese Lüge als PR-Strategie genutzt"

Ähnlich sieht das Hanna Veiler, Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion in Deutschland (JSUD): "Gil Ofarim hat der jüdischen Gemeinschaft mit seiner Lüge wirklich einen Bärendienst erwiesen", sagte sie t-online. Der Antisemitismus, den der Musiker vorgegeben habe, erlebt zu haben, sei eine Erfahrung, die Jüdinnen und Juden tagtäglich machen und die genau so vorkommen könne. Was sie dann brauchen würden, ist, dass ihnen geglaubt wird, sagte Veiler.

"Dadurch, dass Gil Ofarim diese Lüge als PR-Strategie genutzt hat, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist es jetzt aber schwieriger für Jüdinnen und Juden, zu beweisen, dass ihre Antisemitismuserfahrungen real sind", kritisierte die JSUD-Präsidentin. Es sei gut, dass Ofarim seine Lüge eingestanden habe, das aber müsse erst der Anfang eines Prozesses mit der Auseinandersetzung darüber sein, was sie für die jüdische Gemeinschaft bedeute.

Hotelmanager: Sind froh, dass Wahrheit ans Licht gekommen ist

Der baden-württembergische Antisemitismusbeauftragte Michael Blume nimmt den jüdischen Sänger in Schutz. "Es gibt weder eine jüdische Weltverschwörung noch eine Fehlerlosigkeit", sagte er am Dienstag in Stuttgart. Ofarim habe seinen Fehler eingestanden, er habe den Hotelmanager um Entschuldigung gebeten und damit Verantwortung übernommen. "Wir haben den Antisemitismus dann überwunden, wenn wir verstanden haben, dass Jüdinnen und Juden keine schlechteren oder besseren Menschen sind – sondern Menschen wie wir alle", sagte Blume weiter.

Der Manager des Hotels, dessen Mitarbeiter Ofarim beschuldigt hatte, ist nach den Angaben froh, dass "die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte". Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Bäumgärtner am Dienstag am Landgericht Leipzig nicht: "Wir sind so weit mit dem Abschluss zufrieden und dabei bleibt es auch", erklärte Baumgartner. "Was Besseres hätte uns nicht passieren können."

Ofarim hatte im Oktober 2021 in einem Video Antisemitismusvorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Das Video verbreitete sich schnell in den sozialen Netzwerken. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft Leipzig hatte sich der Vorfall jedoch nicht so zugetragen. Nach umfangreichen Ermittlungen folgte eine Anklage gegen Ofarim. Das Verfahren gegen den Hotelmanager wurde eingestellt. Das Video habe er nun gelöscht, sagte Ofarim vor Gericht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • zentralratderjuden.de: "Statement zum Geständnis von Gil Ofarim"
  • Anfrage an Dr. Felix Klein
  • Anfrage an Hanna Veiler, JSUD-Präsidentin
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