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Energieversorgung: Hightech in Bullerbü-Europas größter Windpark


Hightech in Bullerbü - Europas größter Windpark

von Marc Preel

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Ein deutscher Unternehmer errichtet in der nordschwedischen Provinz einen gigantischen Windkraftpark. Der Aufbau der Anlage wird zwölf Jahre dauern und mehr als fünf Milliarden Euro kosten. In seiner letzen Ausbaustufe sollen die Turbinen soviel Energie wie zwei Atomkraftwerke produzieren. Neben viel Unterstützung der Menschen in der strukturschwachen Region gibt es aber auch Widerstand: Die Samen, letztes indigene Volk Nordeuropas, fürchten um ihre Weidegründe.

Wolfgang Kropp steht im Hafen von Pitea am Bottnischen Meerbusen und schwärmt vom Umland der Stadt: Auf riesigen Weideflächen grasen Rentierherden, hier und da steht ein buntes Holzhaus zwischen dichten Nadelwäldern - ein Bullerbü-Idyll für Touristen. Doch Kropp ist nicht wegen der malerischen Landschaft gekommen, sondern wegen des Windes, der hier weht. Bis 2022 will der Unternehmer im nahen Markbygden den größten Windpark Europas bauen, mit 1101 Windkraftanlagen auf über 500 Quadratkilometern, einer Fläche mehr als halb so groß wie Berlin.

Weniger bürokratische Hindernisse

"Wenn ich das Gleiche in Deutschland versuchen würde, müsste ich 20 Jahre warten, ehe ich von jedem Besitzer das Einverständnis hätte", ist sich der Projektleiter sicher. "So eine große Fläche würde bei uns wahrscheinlich 10.000 Leuten gehören." In dem dünn besiedelten Nordschweden seien es gerade mal drei. Deshalb ist Kropp auch nach Schweden gekommen, auf der Suche nach einem geeigneten Ort für sein Projekt "Svevind" ("Schwedenwind"). Die Windanlagen soll der große deutsche Hersteller Enercon aus dem ostfriesischen Aurich liefern.

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Während Windparkprojekte in anderen Teilen Europas oft am Widerstand der Anwohner scheitern, ist das gigantische Projekt im kleinen Markbygden ziemlich beliebt. Viele Menschen setzten große Hoffnungen in das Energieprojekt: Neue Einkommensquellen könnten erschlossen, die Landflucht aufgehalten werden.

Ausbau zum "grünen Energiezentrum"

Kropp ist offenbar zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Auf der Klimakonferenz in Kopenhagen Ende des vergangenen Jahres hat sich Schweden verpflichtet, seine CO2-Emissionen bis 2020 um 20 Prozent zu reduzieren. Somit muss auch die Forst-, Papier- und Metallindustrie in Mittel- und Nordschweden neue Umweltstandards erfüllen. Der Windpark in der Nachbarschaft kommt ihnen gerade recht. "Wir wollen diese Region zu einem Zentrum der grünen Energie machen", bekräftigt Robert Bergman vom Forschungsinstitut Solander Science Park in Pitea, wo er das Potenzial von Papier- und Holzbrennstoffen untersucht.

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Weideland für Rentierherden bedroht

Doch auch hier regt sich Widerstand: Vor allem die ortsansässigen Samen sind gegen den Park. Sie fürchten, dass die hoch aufragenden Turbinen das Weideland für ihre Rentierherden erneut verringern, nachdem schon Forstwirtschaft und Tourismus es deutlich beschneiden. Im April hat der Samen-Rat von Oestra Kikkejaure eine Kompensationszahlung von fünf Millionen Kronen (520.000 Euro) pro Jahr abgelehnt.
"Diese Summe steht in keinem Verhältnis zu den Problemen, die der Park schafft und zu der Bedrohung, die er für unsere Herden bedeutet", sagt der Ratsvorsitzende Anders Ruth. "In Zukunft müssen wir die gleiche Anzahl an Rentieren auf einer deutlich kleineren und unruhigeren Fläche grasen lassen. Das wird nicht funktionieren und andere Weidegründe werden wir nicht finden."

Opfer der wirtschaftlichen Entwicklung

Um den Samen entgegenzukommen, haben die Projektentwickler versprochen, keine Zäune um die Turbinen zu errichten. Allerdings müssen 600 Kilometer neue Straßen durch den dichten Wald gebaut und die Weidefläche dramatisch verringert werden. Mikael Kyrk von Svevind kann die Bedenken der Samen verstehen. "Es stimmt, die Papierindustrie hat sich ihrer Wälder bemächtigt, die Dämme habe ihnen die Flüsse genommen und die Minen den Boden. Und nun kommen die Windturbinen", sagt Kyrk. Er fügt jedoch auch hinzu: "Aber so ist das nun mal mit der wirtschaftlichen Entwicklung."

Quelle: afp / von Marc Preel

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