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Schock nach Germanwings-Absturz: "Es sind nur noch Trümmer und Leichen übrig"


Schock nach Germanwings-Absturz
"Es sind nur noch Trümmer und Leichen übrig"

Von t-online, afp, dpa, reuters
Aktualisiert am 24.03.2015Lesedauer: 3 Min.
Das Bild zeigt das Ausmaß der Zerstörung an der Unglücksstelle in Frankreich.Vergrößern des BildesDas Bild zeigt das Ausmaß der Zerstörung an der Unglücksstelle in Frankreich. (Quelle: ap-bilder)
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Der Schock sitzt nach dem verheerenden Unglück tief: Beim Absturz eines Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings in den französischen Alpen kamen wahrscheinlich alle 150 Insassen ums Leben - darunter 67 Deutsche. Ein französischer Politiker, der sich nach der Katastrophe ein Bild vom Unglücksort machen konnte, sprach von einer "apokalyptischen Szene".

Der Parlamentsabgeordnete aus der Region, Christophe Castaner, war mit Innenminister Bernard Cazeneuve über den Absturzort geflogen. "Es sind nur noch Trümmer und Leichen übrig", so Castaner.

Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier war zur Unglücksstelle gereist: "Vor Ort zeigt sich ein Bild des Grauens", sagte Steinmeier. "Die Trauer der Familien und Angehörigen ist unermesslich." Alle müssten den Hinterbliebenen jetzt gemeinsam beistehen: "Wir sind alle in großer Trauer vereint", so der Außenminister.

Mehrere deutsche Schüler unter Opfern

Flug 4U9525 war auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf am Dienstagvormittag in den französischen Alpen abgestürzt. Zu den Opfern zählen 16 Schüler und zwei Lehrer eines Gymnasiums im westfälischen Haltern. Sie waren auf dem Rückweg von einem Austausch bei Barcelona.

Bei dem Absturz rund 100 Kilometer nordwestlich von Nizza wurde die Maschine völlig zerstört. "Ich habe keinen Zweifel, dass das Flugzeug gegen die Felswand geprallt ist", zitierte die Zeitung "La Provence" einen Augenzeugen. Die Wucht des Aufpralls mache wenig Hoffnung auf Überlebende, sagte Frankreichs Innenminister Cazeneuve.

Nach dem Absturz des Airbus A320 stellen sich die örtlichen Behörden auf die Ankunft der Angehörigen ein. In der Sporthalle des Alpenortes Digne sollten 800 Betten aufgebaut werden, berichtete die Zeitung "La Provence" in ihrer Online-Ausgabe.

Unklarheit über Absturzursache

Unklarheit herrscht noch bezüglich der Absturzursache: Vor dem Unglück war die Maschine nach Angaben von Germanwings in einem achtminütigen Sinkflug. Der Leiter des Flugbetriebs bei Germanwings, Stefan-Kenan Scheib, sagte, es habe dazu keine Kommunikation gegeben.

Die Besatzung der abgestürzten Maschine setzte nach Behördenangaben keinen Notruf ab. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf die für zivile Luftfahrt zuständige Stelle DGAC. Deswegen habe die Flugsicherung beschlossen, einen Notfall für das Flugzeug auszurufen. Es habe keinen Kontakt mehr zwischen Crew und Bodenkontrolle gegeben. In ersten Berichten war von einem Notsignal die Rede gewesen.

Die Piloten waren nach Ansicht des Flugexperten Niki Lauda möglicherweise handlungsunfähig. "Acht Minuten sind in so einem Zustand irrsinnig lang. Deswegen wundert es mich, dass keiner der Piloten mit der Flugkontrolle geredet hat", sagte der ehemalige Airline-Chef am Dienstagabend in der ORF-Nachrichtensendung "Zib2".

"Das ist die große Frage: Warum die Piloten nicht mehr in der Lage waren, sich zu melden?", sagte Lauda, der selber erfahrener Pilot ist. Die beiden Piloten seien offenkundig von einem Problem überrascht worden, das sie handlungsunfähig gemacht habe.

Die Absturzursache dürfte erst in einigen Wochen geklärt sein, wie Luftfahrt-Analyst Thomas Saquer von der Unternehmensberatung Frost & Sullivan sagte.

Flugschreiber bereits gefunden

Helfen könnten dabei die Blackboxen der Maschine: Einsatzkräfte haben mittlerweile beide Flugschreiber gefunden.

Die Absturzstelle liegt in einem schwer zugänglichen Berggebiet zwischen den kleinen Gemeinden Le Vernet und Prads-Haute-Bléone im Südosten Frankreichs. Das Gebiet ist nur aus der Luft oder zu Fuß zu erreichen. In der Nacht wurden die Sucharbeiten wegen der Dunkelheit vorübergehend eingestellt.

Germanwings-Crews treten Dienst nicht an

Lufthansa hat unterdessen einen Bericht von "Spiegel Online" bestätigt, nachdem einige Germanwings-Crews am Dienstag ihren Dienst nicht angetreten haben. Sie hätten aber ausschließlich persönliche Gründe genannt, sagte eine Lufthansa-Sprecherin.

Wie viele Beschäftigte dies waren und an welchen Flughäfen, ist noch unklar. Der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit war nicht bekannt, dass sich Crews geweigert haben, zu fliegen.

"Spiegel Online" hatte zuvor berichtet, die Unglücksmaschine habe am Montag den ganzen Tag wegen technischer Probleme auf dem Düsseldorfer Flughafen am Boden gestanden und dies in Zusammenhang mit dem "Streik" der Piloten gebracht. Es habe ein "Problem an der 'Nose Landing Door'" gegeben, bestätigte Lufthansa. Dies sei aber behoben worden.




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