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London-Inferno: Restgefahr auch in Deutschland


Brandschutz-Experte zu London-Inferno
"Auch in Deutschland bleibt eine Restgefahr"

t-online, David Ruch

Aktualisiert am 15.06.2017Lesedauer: 2 Min.
Der ausgebrannte Grenfell Tower im Londoner Stadtteil Kensington.Vergrößern des BildesDer ausgebrannte Grenfell Tower im Londoner Stadtteil Kensington. (Quelle: Victoria Jones/PA Wire/dpa-bilder)
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Nach mehr als 24 Stunden sind die letzten Flammen gelöscht. Mindestens 17 Tote hat die Feuertragödie im Grenfell Tower in London gefordert. Es ist zu befürchten, dass die Zahl weiter steigt. Gleichzeitig werden Fragen laut nach dem Warum und ob so etwas auch in Deutschland passieren könnte. t-online.de fragte nach.

Vor allem der Brandschutz in dem Hochhaus im Stadtteil Kensington gerät ins Visier. Aufnahmen vom Ort der Tragödie zeigen, wie die Flammen entlang der Fassade rasch von Stockwerk zu Stockwerk übergriffen.

Die britische Feuerschutzvereinigung (FPA) vermutet, die Wärmedämmung sei zum Brandbeschleuniger geworden. Auch wenn die Ursache der Katastrophe noch nicht geklärt sei: Grundsätzlich seien einige Dämmmaterialien zu leicht entflammbar, schrieb die Organisation in einer Stellungnahme.

"Eine Restgefahr bleibt"

In Deutschland gelten strengere Vorschriften bei der Gebäudeisolierung. "Bei uns dürfen anders als in Großbritannien nur besonders geprüfte Dämmstoffe verwendet werden", sagt der Präsident des Technischen Hilfswerks, Albrecht Broemme, zu t-online.de. Dennoch sieht der frühere Berliner Landesbranddirektor Risiken.

"Noch vor zwei Tagen hätte ich gesagt, ein derartiges Unglück kann bei uns nicht passieren", so Broemme. "Nach den gestrigen Ereignissen bin ich aber vorsichtiger geworden."

Jüngste Tests mit Gebäudedämmungen hätten gezeigt, dass eine Restgefahr bleibt – "selbst wenn man alles nach aktueller DIN ausführt". Der Brandschutz-Experte sieht auch Nachbesserungsbedarf bei der Kontrolle der Einhaltung von Brandschutzregeln. Die Bundesbauministerkonferenz wisse um die Probleme und habe sich dessen angenommen.

Dämmmaßnahmen "verrückter" geworden

Broemme sieht den Umfang der Dämmmaßnahmen generell als Problem. "Früher hat man 4 bis 5 Millimeter Styropor unter dem Putz verbaut. Das war unproblematisch. Heute werden bis zu 20 Zentimeter dicke Platten aufgetragen. Das ist verrückter geworden." Das Material könne sich leichter entzünden.

Statt des Styropors, das wegen der relativ geringen Haltbarkeit zusätzlich noch enorme Mengen an Sondermüll produziere, sieht der Brandschutz-Experte lieber den Einsatz anderer Dämmstoffe wie Steinwolle und Mineralwolle. Diese Stoffe seien nicht brennbar und ermöglichten auch den Austausch von Feuchtigkeit in der Fassade.

Unfall wie in der "Dritten Welt"

Bei Gebäuden über 22 Metern Höhe sind in Deutschland grundsätzlich nur nicht brennbare Dämmstoffe erlaubt. In London könnten neben der Isolierung aber noch andere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Bewohner des Hauses berichteten, es habe keinen Feueralarm gegeben. Viele Mieter wurden erst durch Rauchmelder in den eigenen Wohnungen wach.

Der britische Brandschutz-Experte Jon Hall formulierte es drastisch: Ein Unfall wie im Grenfell Tower komme eigentlich nur in der "Dritten Welt" vor. "Alle Bestandteile der Feuersicherheit und des Gebäudemanagements" müssten versagt haben, vermutete Hall auf Twitter.

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Experte sieht auch Bürger gefordert

THW-Präsident Broemme sieht auch beim deutschen Brandschutz noch Luft nach oben. "Ein häufiges Problem sind zugeparkte Zufahrten, die Einsatzkräften den Weg versperren. Oder Kinderwagen in Eingängen von Treppenhäusern. Werden sie in Brand gesteckt, kann das bei alten Holztreppen leicht auf das ganze Haus übergreifen."

Broemme sieht den einzelnen Bürger gefordert. "Jeder kann durch sein Verhalten dazu beitragen, das Brandrisiko zu minimieren." Ein wichtiger Schritt sei die Einführung der Rauchmelderpflicht gewesen. "So kümmert sich jeder auch ein stückweit um sich selbst. Und das ist gut."

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