Buschfeuer in Australien: Der Schrecken nimmt kein Ende
Canberra (dpa) - Die Menschen in den Feuergebieten von Australien haben ein Horrorwochenende hinter sich. Die Zahl der Toten stieg auf 24, ganze Landstriche brannten nieder. Der Schrecken nimmt noch kein Ende.
In der Hauptstadt Canberra schlossen LΓ€den und ΓΆffentliche Einrichtungen wegen des Rauchs und der Luftverschmutzung. Die Schutzmasken wurden knapp.
Ein 47-JΓ€hriger erlitt einen tΓΆdlichen Herzinfarkt, als er sΓΌdwestlich von Canberra ein GrundstΓΌck vor der Feuersbrunst schΓΌtzen wollte, wie die Polizei des Bundesstaates New South Wales mitteilte. Auf der KΓ€nguru-Insel, einem beliebten Urlaubsziel im Bundesstaat South Australia, starben zwei Menschen durch die BrΓ€nde.
Die Feuer wΓΌten seit Oktober und haben landesweit mittlerweile eine FlΓ€che von mehr als sechs Millionen Hektar zerstΓΆrt, grΓΆΓer als die Niederlande. Hunderte von Millionen Tieren wurden nach SchΓ€tzungen getΓΆtet, darunter Tausende Koalas - wenn nicht sogar mehr.
Australiens Premierminister Scott Morrison kΓΌndigte an, 3000 Reservisten der StreitkrΓ€fte zu mobilisieren. Der konservative Politiker, ein FΓΆrderer der Kohle-Industrie, steht wegen seines Krisenmanagements in der Kritik. Er war wΓ€hrend der Feuer zum Urlaub nach Hawaii gereist. Vergangene Woche wurde er bei einem Besuch im Brandgebiet als "Idiot" beschimpft.
Wie groΓ die SchΓ€den sind, ist noch nicht abzusehen. Nach der extremen Hitze und den starken Winden vom Samstag gebe es Berichte, dass Hunderte weitere GrundstΓΌcke und HΓ€user den BrΓ€nden zum Opfer gefallen seien, sagte der regionale Feuerwehrchef Shane Fitzsimmons am Sonntag.
Er sprach angesichts des auch ΓΌber die Nacht zum Sonntag wΓΌtenden Infernos von einem "schrecklichen Tag". Allerdings war die Wetterprognose fΓΌr Sonntag etwas gΓΌnstiger, nachdem die Temperaturen westlich der Millionenmetropole Sydney tags zuvor fast 50 Grad erreicht hatten.
WΓ€hrend im Bundesstaat New South Wales nach wie vor rund 170 BuschbrΓ€nde wΓΌten und es auch am Sonntagmorgen vielerorts keinen Strom gab, lodern im Nachbarstaat Victoria etwa 50 BrΓ€nde. Dort wurden noch immer sechs Menschen vermisst. Die Opferzahl kΓΆnnte also noch weiter steigen.
Die in Australien lebende Deutsche Cornelia Schroller hat bange Stunden nahe dem KΓΌstenort Mallacoota hinter sich. Bei einem Urlaub ΓΌber den Jahreswechsel erlebte sie, wie dort die Feuer bedrohlich nahe kamen und die StraΓen gesperrt wurden, wie die 31-JΓ€hrige der Deutschen Presse-Agentur erzΓ€hlte. "Ein Hotelmanager hat uns auf dem Sofa schlafen lassen."
Danach wartete die Unternehmensberaterin mit ihrem Mann darauf, wie viele andere Gestrandete mit einem Marine-Schiff in Sicherheit gebracht zu werden. Diese Rettungsaktion erlebte sie als sehr gut organisiert, auch wenn improvisiert wurde. "Wir haben ΓΌberall geschlafen, wo Platz war." Die Reise auf dem Boot nach Melbourne dauerte gut einen Tag.
Was Australien derzeit erlebt, bewegt auch das britische KΓΆnigshaus. KΓΆnigin Elisabeth, qua Verfassung Staatsoberhaupt des Landes, Γ€uΓerte sich entsetzt: "Ich bin zutiefst betroffen ΓΌber die Berichte von den anhaltenden BuschbrΓ€nden und ihren zerstΓΆrerischen Folgen in vielen Teilen Australiens.". Ihr Dank gelte allen Helfern, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um sich den Flammen entgegenzustellen.
Prinz Harry und seine Frau Meghan drΓΌckten bei Instagram ihr MitgefΓΌhl aus und warben um Spenden. Sie sehen die Katastrophe im globalen Umweltkontext: Neben dem Bild eines Koalas im Arm eines Feuerwehrmannes verwiesen sie auf andere BrΓ€nde, wie in Kalifornien und in Afrika, sowie auf die ZerstΓΆrung des Amazonas.
Viele Prominente nehmen Anteil an den BrΓ€nden. Hollywoodschauspielerin Nicole Kidman erklΓ€rte auf Instagram, ihre Familie habe 500 000 Dollar (rund 448 000 Euro) an die Feuerwehr gespendet. Auch die US-SΓ€ngerin Pink kΓΌndigte eine solche Spende an. Sie sei beim Anblick der Bilder von den schrecklichen BrΓ€nden "vΓΆllig verzweifelt", schrieb Pink auf Twitter. Die Spende solle den Feuerwehrleuten, die "an vorderster Front so schwere Arbeit leisten", zuflieΓen.
Eine australische Komikerin, Celeste Barber, sammelte in einer Benefizaktion sage und schreibe 16 Millionen Dollar ein.