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Afrika: Zyklon "Idai" in Mosambik – Betroffener berichtet über Katastrophe


Opfer des Sturms in Mosambik
"Es ist alles zerstört"

Von Nathalie Rippich

Aktualisiert am 21.03.2019Lesedauer: 3 Min.
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Angelina Paulo mit ihrem Sohn Antonio: Die Familie der 35-Jährigen hatte Glück, sie konnte sich retten. Das Schicksal Tausender anderer ist ungewiss.Vergrößern des Bildes
Angelina Paulo mit ihrem Sohn Antonio: Die Familie der 35-Jährigen hatte Glück, sie konnte sich retten. Das Schicksal Tausender anderer ist ungewiss. (Quelle: UNICEF Mozambique/2019/Javier Rodriguez)

Sechs Tage nach der Katastrophe in Mosambik ist das wahre Ausmaß immer noch nicht absehbar. Klar ist aber: Viele Überlebende sind nach wie vor vom Tod bedroht. Eine Betroffene berichtet.

Als der Zyklon "Idai" am Freitag über Zentral-Mosambik hinwegzog, war Angelina Paulo mit den vier jüngsten ihrer sieben Kinder in ihrem Haus in Cafumpe. Der Wind habe in starken Böen am Haus gerüttelt, es sei sehr laut gewesen. "Dann fing es an, heftig zu regnen und auf einmal brach das Dach über unseren Köpfen zusammen", erzählt die 35-Jährige Mitarbeitern von Unicef, die die Familie in einer Notunterkunft betreuen.

Irgendwie hätten sie und die vier Kinder es geschafft, nach draußen zu kommen und sich in das Haus eines Nachbarn zu retten. "Wir haben dort gewartet bis der Sturm abzieht, dann haben wir Zuflucht in einer Schule gesucht." Von dort wurden sie in die Notunterkunft der Hilfsorganisation umgesiedelt. "Ich bin zurückgegangen, um noch irgendetwas zu retten, doch es ist alles zerstört. Ich habe alles verloren", sagt Paulo.

Im Vergleich zu Hunderten, vielleicht Tausenden anderen haben Angelina Paulo und ihre Kinder die Naturgewalt überlebt. Sorgen macht sie sich trotzdem. Ihr dreijähriger Sohn Antonio hat Fieber, ist zudem unterernährt. Malaria wurde diagnostiziert. In der Notunterkunft kümmern Helfer sich um die Familie. Antonios Chancen sind gut.

Malaria und Cholera bedrohen weitere Menschenleben

Viele Opfer der Katastrophe können nicht erreicht werden. Es gibt keinen Strom, die medizinische Versorgung ist zusammengebrochen. Wie viele Menschen in den abgeschnittenen Regionen ausharren, wie viele Tote es dort gibt, ist ungewiss. Dass Krankheiten sich ausbreiten hingegen ist wahrscheinlich. Malaria, Cholera, Unterernährung und weitere Folgen der Katastrophe sorgen für eine zunehmende Verschlechterung der Lage der Bevölkerung.

Laut Angaben von Unicef sind mindestens 600.000 Menschen von der Naturkatastrophe betroffen, fast die Hälfte davon sind Kinder. Nach Angaben der Hilfsorganisation könnten weit mehr Menschen als bisher befürchtet dem Zyklon zum Opfer gefallen sein. Noch mehr Menschen dürften ähnlich wie Angelina Paulo alles verloren haben, obdach- und mittellos sein.

Immer noch harren Menschen auf Dächern und Bäumen aus. Sind der Natur – etwa giftigen Schlangen – ausgeliefert. Die Region rund um die stark getroffene Großstadt Beira ist durch die Wassermassen von der Außenwelt abgeschnitten, können aufgrund der anhaltenden Regenfälle vorerst auch nicht erreicht werden. In der 500.000-Einwohner-Stadt selbst gibt es weder Wasser noch Strom. 90 Prozent der Wohnhäuser sind zerstört.

Die Folgen von "Idai" werden noch lange spürbar sein

Im Inland haben zwei große Flüsse durch die Fluten regelrechte Binnenmeere gebildet. Die Ernte für das ganze Jahr ist in den betroffenen Regionen zerstört. Mosambiks Präsident Filipe Nyusi hat am Mittwoch den Notstand für sein Land ausgerufen. Außerdem hat er eine dreitägige Staatstrauer verordnet.

Es werden Hunderte Tonnen Hilfsgüter gebraucht. Akut vor allem Lebensmittel und Medizin. Die Europäische Union hat 3,5 Millionen Euro Soforthilfe angekündigt. Die Hilfsorganisationen vor Ort machen jedoch deutlich, dass Mosambik, das zu den zehn ärmsten Ländern der Welt gehört, nach dieser Naturkatastrophe noch lange Unterstützung brauchen wird. Die Infrastruktur ist zerstört, Hunderttausende sind obdachlos, das ganze Ausmaß von "Idai" noch gar nicht absehbar. Die Regierung des Landes dürfte mit der Situation überfordert sein, ist auf massive Unterstützung aus dem Ausland angewiesen.


Der Zyklon mit der Stärke vier von fünf war in der Nacht zum Freitag mit Windböen von bis zu 160 Kilometer pro Stunde vom Indischen Ozean bei Beira auf Land getroffen. Es folgten Sturmfluten und massive Überschwemmungen. Im Hinterland von Beira steigen die Flusspegel wegen anhaltenden Regens weiter an.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit Unicef. Zitate und das Foto der Protagonistin wurden von Unicef bereitgestellt.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherche
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