Internationale Ermittlungen Verbreitung von Kindesmissbrauch – Plattformbetreiber festgenommen
Seit drei Jahren ermitteln bayerische Kriminalbeamte zur Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen an Kindern. Mehrere Involvierte sind festgenommen worden.
Bayerischen Ermittlern ist ein Schlag gegen Betreiber von internationalen Plattformen für Missbrauchsdarstellungen an Kindern im Darknet gelungen. Mehrere Verdächtige in den USA, in Großbritannien und in Deutschland seien festgenommen worden, teilten das bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Zentralstelle Cybercrime in Bamberg am Freitag mit. Drei Darknet-Plattformen seien stillgelegt worden.
Auf den Plattformen seien mehrere Tausend Nutzer aus dem In- und Ausland aktiv gewesen. Sie verbreiteten dort demnach monatlich mehr als 20.000 Bilder und Videos von sexualisierter Gewalt gegen Kinder und veröffentlichten 120.000 Postings. "Die Täter müssen auch in diesem Bereich damit rechnen, überführt und zur Verantwortung gezogen zu werden. Auch das Darknet ist kein rechtsfreier Raum", sagte LKA-Präsident Harald Pickert.
22-Jähriger im November in Bonn festgenommen
Der in Deutschland festgenommene Verdächtige soll Moderator einer Plattform gewesen sein. Der 22-Jährige war im November in Bonn festgenommen worden. Er sitzt derzeit in U-Haft. Ihm werde unter anderem die bandenmäßige Zugänglichmachung kinderpornografischer Inhalte in einer Vielzahl von Fällen vorgeworfen, hieß es weiter. Dieses Verfahren werde von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime in Nordrhein-Westfalen geführt.
In Großbritannien nahmen Ermittler laut "Spiegel"-Informationen zeitgleich zwei mutmaßliche Moderatoren und im US-amerikanischen Alabama den amerikanischen Hauptadministrator aller drei Plattformen fest.
Beweise führten in die USA, nach Großbritannien und Australien
Die Ermittlungen begannen 2019. Im Rahmen der Auswertung von sichergestellten Beweismitteln konnten die bayerischen Ermittler Bezüge in die USA, nach Großbritannien sowie nach Australien herstellen. Um gemeinsam gegen die Plattform-Verantwortlichen zu ermitteln, gab es ein Treffen der internationalen Experten in München.
Der Bamberger Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet, das bei der Zentralstelle Cybercrime angesiedelt ist, sagte, das LKA und die Spezial-Staatsanwaltschaft hätten akribisch ermittelt und einen langen Atem bewiesen. Es seien zudem zahlreiche Nutzer der Plattformen identifiziert worden.
Auch Justizvollzugsbeamter unter Nutzern
So habe man bereits im Mai 2021 einen Mann aus Schwaben festnehmen können. Bei ihm seien mehr als 800.000 Bilder und Videos von sexualisierter Gewalt gegen Kinder gefunden worden. Das Strafverfahren dauere an, teilten LKA und Zentralstelle weiter mit. Auch ein Justizvollzugsbeamter aus Bayern soll Nutzer der Plattform gewesen sein. Gegen ihn werde nun Anklage wegen Drittbesitzverschaffung kinderpornografischer Inhalte in zehn Fällen erhoben.
Kopien der Darknet-Seiten liegen häufig auf verschiedenen Servern vor, sodass die Szene gelöschte Plattformen häufig schnell wieder neu aufsetzen kann. Diesmal sei es den internationalen Strafverfolgern allerdings gelungen, reale Serverstandorte zu identifizieren und abzuschalten, erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Goger dem "Spiegel". "Dass diese drei Seiten in der bisherigen Form wieder online gehen können, ist nach unserer Bewertung ausgesprochen unwahrscheinlich", sagt er.
- Nachrichtenagentur dpa
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