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Haiti: Bandenchef "Barbecue" warnt vor Bürgerkrieg und Völkermord


Gewalt eskaliert
Bandenchef "Barbecue": "Haiti wird zum Paradies oder zur Hölle"

Von afp, lw

Aktualisiert am 06.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Jimmy Chérisier: Der Bandenchef ist auch unter dem Namen "Barbecue" bekannt.Vergrößern des BildesJimmy Chérisier: Der Bandenchef ist auch unter dem Namen "Barbecue" bekannt. (Quelle: Ralph Tedy Erol/reuters)
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Die Situation in Haiti ist weiter angespannt. Ein mächtiger Bandenchef pocht auf den Rücktritt des Ministerpräsidenten – andernfalls drohen Konsequenzen.

In Haiti spitzt sich die Lage nach einem Angriff bewaffneter Banden auf das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince weiter zu. Der mächtige Bandenchef Jimmy Chérisier, auch als "Barbecue" bekannt, warnte vor einer weiteren Eskalation: "Wenn Ariel Henry nicht zurücktritt und die internationale Gemeinschaft ihn weiterhin unterstützt, steuern wir geradewegs auf einen Bürgerkrieg zu, der zu einem Völkermord führen wird", sagte er laut dem Nachrichtensender France 24.

"Entweder wird Haiti zu einem Paradies oder zu einer Hölle für uns alle. Es kommt nicht infrage, dass eine kleine Gruppe reicher Leute, die in großen Hotels leben, über das Schicksal der Menschen in den Arbeitervierteln entscheidet", sagte der 46-Jährige dem Bericht zufolge.

Chérisier führt eine Gruppe von Banden an, die als "G9-Familie und Verbündete" bekannt ist. Laut Berichten dient als sein Vorbild Francois "Papa Doc" Duvalier, der in den 1960er- und 70er-Jahren in Haiti regierte – mit rücksichtsloser Brutalität. Chérisier ist ein ehemaliger Polizeibeamter, der wegen Menschenrechtsverletzungen unter UN-Sanktionen steht.

Rückkehr von Ministerpräsident verzögert

Derweil verzögerte die Eskalation der Bandengewalt offenbar die Rückkehr von Ministerpräsident Ariel Henry aus Kenia. Die Behörden des Karibikstaats Puerto Rico bestätigten am Dienstagabend, dass Henrys Regierungsmaschine kurz dort gelandet sei. Sie wisse aber nicht, ob Henry sich noch in Puerto Rico aufhalte, sagte die Sprecherin des Gouverneurs der Nachrichtenagentur AFP.

Aufgrund der aufgeladenen Situation konnte der Flughafen von Haitis Hauptstadt Port-au-Prince nicht angeflogen werden. In der benachbarten Dominikanischen Republik erhielt Henry keine Landegenehmigung, wie die dominikanische Mediengruppe CDN berichtete. Die Dominikanische Republik setzte am Dienstag alle Flüge nach Haiti aus.

Banden kämpfen für Henrys Rücktritt

Die Gewalt war am vergangenen Donnerstag eskaliert. Rivalisierende bewaffnete Gruppen, die weite Teile des Landes beherrschen, kämpfen offenbar gemeinsam für den Rücktritt des Regierungschefs Henry, der eigentlich Anfang Februar aus dem Amt scheiden sollte. Stattdessen einigte Henry sich Ende Februar mit der Opposition darauf, bis zur Abhaltung von Neuwahlen "innerhalb von zwölf Monaten" gemeinsam zu regieren.

Vergangene Woche reiste er nach Kenia, wo er ein Abkommen über den Einsatz von kenianischen Polizeikräften in Haiti unterzeichnete. Kenia hatte sich bereit erklärt, eine multinationale, vom UN-Sicherheitsrat gebilligte Eingreiftruppe zu leiten, um die Lage in Haiti zu stabilisieren.

Am Samstagabend hatten kriminelle Banden das Nationalgefängnis in der Hauptstadt Port-au-Prince gestürmt, um Häftlinge zu befreien (hier lesen Sie mehr dazu). Die jüngsten Angriffe sind offenbar Teil einer koordinierten Aktion krimineller Banden, die sich unter dem Namen "Vivre Ensemble" ("Zusammen leben") organisiert haben. Bandenchef Chérisier sagte, die Bewaffneten hätten schlimme Taten begangen, aber "ich glaube, dass die Gesellschaft ihnen verzeihen und sich zusammenschließen muss, um ein neues Haiti zu schaffen".

Video | Gefängnis gestürmt: Gewalt in Haiti eskaliert
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Quelle: t-online

Schwere Krise in Haiti

Der Karibikstaat Haiti steckt seit Jahren in einer schweren Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Not gehören. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der auf humanitäre Hilfe angewiesenen Menschen in dem Land nach UN-Angaben verdoppelt.

Die Ermordung von Präsident Moïse im Jahr 2021 verschlimmerte die Sicherheitslage dramatisch. Allein im Januar wurden nach UN-Angaben in Haiti mehr als 1.100 Menschen getötet, verletzt oder entführt. Die kriminellen Banden im Land sind anscheinend besser bewaffnet als die Polizei. Seit 2016 gab es keine Wahlen mehr in dem Karibikstaat. Der Posten des Präsidenten ist vakant.

Verwendete Quellen
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