Kurden bedroht: Türkische Nationalisten sollen Angriffe in Deutschland planen

Erst am vergangenen Wochenende wurden Kurden bei Feierlichkeiten angegriffen. Neue Drohungen lassen aufhorchen – auch in Deutschland.

Sie wollten das kurdische Neujahr Newroz feiern, stattdessen wurden sie angegriffen: Am vergangenen Sonntag haben türkische Nationalisten eine Gruppe kurdischer Familien in Belgien attackiert. Mindestens sechs Menschen wurden schwer verletzt. Wiederholen sich die Ereignisse? Diesmal sogar in Deutschland?

Das befürchtet unter anderem Civan Akbulut von der "Informationsstelle Antikurdischer Rassismus". Auf Anfrage von t-online sagt er: "Es wird für Samstag nach Belgien mobilisiert". Dafür verantwortlich seien Strukturen innerhalb der türkischen Nationalisten der Grauen Wölfe – darunter auch Mitglieder in Deutschland. Deshalb sei nicht auszuschließen, dass auch Kurden hierzulande in Gefahr seien.

Zur Kommunikation werden Kanäle auf Telegram genutzt. Da diese aber geschlossen seien, sei "alles ein bisschen unklar", so Akbulut. "Ich hoffe, dass sich auch die deutschen Sicherheitsbehörden vorbereiten." Inwieweit das der Fall ist, könne er jedoch nicht beurteilen.

Zeigt Video Drohungen aus Deutschland?

Ein Video, das in den sozialen Medien für Aufruhr sorgt, zeigt zwei vermummte Männer. Beide haben dabei Messer in ihren Händen. Einer der Männer zeigt dabei das Zeichen der Grauen Wölfe.

Ein kurdischer Aktivist mutmaßt auf X, dass das Video in Bochum aufgenommen worden sei. Der Grund: Auf einem Plakat ist eine Telefonnummer mit Bochumer Vorwahl kurz in der Aufzeichnung zu sehen.

"Türkische Faschisten mobilisieren für diesen Samstag bundesweit", schreibt Azad Bingöl auf X. Er ist Mitglied im Migrationsbeirat München. Ein Bild, dass er teilt, soll einen entsprechenden Aufruf zeigen. Bingöl befürchtet Gewalttaten: "Genau wie in Belgien, wird es dann weiter zu Angriffen, Hetzjagden auf Kurdinnen & Kurden kommen!"

Nach Angaben eines kurdischen Aktivisten werden derzeit zudem Adressen, Namen und Autokennzeichen von Kurden in Belgien und Deutschland gesammelt. Hinter der Aktion sollen türkische Nationalisten von den sogenannten Grauen Wölfen stecken.

Ob die deutschen Behörden die Drohungen im Blick haben, ist unklar. Auf Anfrage von t-online wollte sich das Bundeskriminalamt nicht äußern. Ein Pressesprecher der Polizei Bochum erklärte auf Nachfrage, dass die Existenz des Videos mit den beiden Männern bisher nicht bekannt sei und die Leitstelle den polizeilichen Staatsschutz mit den Ermittlungen beauftragt habe.