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Sicherheitsdienst misshandelt Flüchtlinge in Notunterkunft in NRW


"Wie in Guantanamo"
Foto zeigt Misshandlungen eines Flüchtlings durch Sicherheitsmänner

Von dpa
Aktualisiert am 29.09.2014Lesedauer: 2 Min.
In einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen sollen Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes Asylbewerber misshandelt haben.Vergrößern des BildesMitten in Deutschland: Das Handyfoto, das Ermittler bei einer Durchsuchung eines Asylbewerberheimes in NRW wegen eines anderen Misshandlungsverdachtes fanden, zeigt Sicherheitsleute, die einen Algerier malträtieren. (Quelle: dpa-bilder)
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In einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen ist es zu mindestens zwei schrecklichen Vorfällen gekommen: Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes sollen dort Asylbewerber misshandelt haben. Ein Video zeigt ein in erbrochenem sitzendes Opfer, das Schläge angedroht bekommt. Ein Handyfoto zeigt ein Opfer gefesselt am Boden, den Fuß eines Wachmanns im Nacken. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen vier Verdächtige.

Die Ermittler zeigten ein Handy-Foto aus der Einrichtung in Burbach im Siegerland, auf dem ein gefesselt am Boden liegender Mann und zwei uniformierte Sicherheitsmänner zu sehen sind.

"Bilder die man aus Guantanamo kennt"

Einer der beiden stellt dem Opfer, einem etwa 20 Jahre alten Algerier, seinen Fuß in den Nacken. Laut Polizei grinsen die Sicherheitsleute auf dem Foto. "Das sind Bilder, die man sonst nur aus Guantanamo kennt", sagte der Hagener Polizeipräsident Frank Richter unter Verweis auf das berüchtigte US-Gefangenenlager auf Kuba, in dem Fälle bekannt wurden, in denen die Wärter systematisch die Gefangenen vorführten und misshandelten.

Seit Freitag laufen die Ermittlungen. Inzwischen seien etwa 100 der insgesamt rund 700 Bewohner der Unterkunft befragt worden. Danach gebe es Hinweise auf weitere Körperverletzungsdelikte, an denen zum Teil Mitarbeiter des Wachdienstes beteiligt gewesen sein könnten, sagte Richter weiter.

Video mit Misshandlung liegt Staatsanwalt vor

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Freitag ein Video erhalten, das einen anderen Übergriff auf einen Flüchtling in der Einrichtung zeigt. Die etwa zehn- bis 15-sekündige Sequenz zeigt nach Angaben der Polizei einen Mann, der neben Erbrochenem auf einer Matratze sitzt und unter Androhung von Schlägen gezwungen wird, sich hinzulegen.

Bei anschließenden Durchsuchungen fanden die Ermittler auf dem Handy eines der Verdächtigen das besagte Foto. Außer den beiden Männern auf dem Bild stehen zwei weitere Wachleute im Fokus der Ermittler: Bei ihnen seien verbotene Waffen wie Schlagstöcke gefunden worden. Zwei der vier Männer hätten sich zu den Vorwürfen geäußert, sagte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Johannes Daheim. Alle vier Beschuldigten sind auf freiem Fuß.

Die Einrichtung in einer ehemaligen Kaserne in Burbach wird von einem Privatunternehmen geführt, das nach eigenen Angaben seit 1989 Wohnheime für Asylbewerber und Flüchtlinge betreibt. Nach Angaben der Behörden ist das Unternehmen für insgesamt 6 der 19 vom Land betriebenen Unterkünfte in Nordrhein-Westfalen zuständig.

In vier davon habe es den betreffenden Sicherheitsdienst eingesetzt, sagte der Arnsberger Regierungspräsident Gerd Bollermann. Der Wachdienst sei inzwischen in allen Einrichtungen von seinen Aufgaben entbunden. Künftig will Bollermann die Eignung des Wach- und Betreuungspersonals in den Unterkünften intensiver prüfen.

Gleicher Sicherheitsdienst in anderen Misshandlungsfall verwickelt

Auch in einem Flüchtlingsheim in Essen soll es nach einem Bericht des WDR-Magazins "Westpol" Attacken des Wachdienstes auf Asylbewerber gegeben haben. "Westpol" liegt nach eigenen Angaben ein ärztliches Attest eines Flüchtlings vor, das Verletzungen dokumentiert.

Nach Auskunft der für die Flüchtlinge zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg wird das Essener Heim vom selben privaten Betreiber geführt wie die Unterkunft in Burbach. Dieser habe dort auch denselben Sicherheitsdienst engagiert.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) forderte eine zügige Aufklärung der Übergriffe. "Wir dulden keine Gewalt gegen Asylsuchende. Wer Menschen in Not bedroht und schikaniert, muss hart bestraft werden", sagte er. "Die Menschen, die Schreckliches erlebt haben, müssen sich darauf verlassen können, dass wir sie schützen."

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