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Toronto: Der Amokfahrer war offenbar ein "Incel" – Was ist das?


Angreifer von Toronto
Dieser Frauenhasser-Bewegung folgte der Amokfahrer

Von t-online, afp, ap, dru

Aktualisiert am 25.04.2018Lesedauer: 2 Min.
Das Täterfahrzeug: Der mutmaßliche Todesfahrer Alek Minassian hielt gezielt auf Frauen zu.Vergrößern des BildesDas Täterfahrzeug: Der mutmaßliche Todesfahrer Alek Minassian hielt gezielt auf Frauen zu. (Quelle: Frank Gunn/The Canadian Press/ap)
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Er rief frustrierte Männer zur Rebellion auf und huldigte einem mehrfachen Mörder. Der Amokfahrer von Toronto fühlte sich offenbar als Teil der Frauenhasser-Bewegung "Incel". Was steckt dahinter?

Hass auf Frauen war womöglich das Tatmotiv für die Todesfahrt von Toronto.

Wenige Minuten vor dem Verbrechen postete der Verdächtige Alek Minassian eine "kryptische" Facebook-Botschaft. Sie legt nahe, dass er Teil einer Online-Gruppe frustrierter Männer war, die sich selbst "Incels" nennen: Erfolglos in Liebesdingen, was sie Frauen ankreiden, die sie angeblich zur sexuellen Enthaltsamkeit zwingen.

Bei der Amokfahrt waren am Montag zehn Menschen getötet und 14 verletzt worden. Minassian wurde nahe dem Tatort gestellt. Laut Ermittler Graham Gibson handelt es sich bei den Toten und Verletzten überwiegend um Frauen. Die Opfer sind zwischen etwa 20 und 80 Jahren alt. Noch aber sei es zu früh, ein konkretes Motiv zu nennen, so Gibson.

Der Amokfahrer huldigte einem Mörder

Klar ist aber: Minassian setzte vor seiner Amokfahrt einen Post auf Facebook ab, in dem er dem mehrfachen Mörder Elliot Rodger huldigt. Er bezeichnete Rodger als "Obersten Gentleman". Der hatte 2014 nahe der Universität von Santa Barbara in Kalifornien mit einer Schusswaffe und Messern sechs Menschen getötet und 13 verletzt. Anschließend tötete er sich selbst.

In einem Manifest hatte Rodger Frust über seine Jungfräulichkeit und die Zurückweisung durch Frauen geäußert und in Online-Postings gegen Frauen wiederholt das Wort "Incel" verwendet.

Auch Minassian sprach in seinem Facebook-Post von einer "Incel-Rebellion", die begonnen habe. Und er schrieb: "Wir werden alle Chads und Stacys stürzen." Er bediente sich also einer typischen Sprache dieser Gruppen.

Die Begriffe: "Incels" gegen "Chads" und "Stacys"

Incel steht dabei für "involuntarily celibate", zu Deutsch "unfreiwilliges Zölibat". Gemeint ist, dass Männer unfreiwillig zum Single-Dasein oder zur sexuellen Enthaltsamkeit gezwungen seien – durch die Zurückweisung von Frauen. Dass sie keinen Sex haben, liege nicht an ihnen, sagen Incels; schuld seien nicht sie; nicht sie müssen ihr Verhalten ändern; schuld seien die Frauen. Dahinter steht offenbar der Glaube, einen Anspruch auf Sex zu haben.

Mit "Chads" und "Stacys" meinen Incels Menschen, die ein erfülltes Sexleben haben. Die Begriffe sind herabwürdigend gemeint.

In ihren Foren zeigen sich Incels offen für Gewalt: Besonders radikale Incels befürworten Vergewaltigungen und andere Formen von Gewalt gegen Frauen. Manchmal ist in den Foren von einer "Incel-Rebellion" die Rede, deren Ziel es ist, den als unterdrückend wahrgenommenen Feminismus zu beseitigen – auf diese Rebellion bezog sich auch Minassian.

Ihre wohl größte Plattform hatten die Incels auf der Website Reddit. An die 40.000 Mitglieder sollen der Frauenhasser-Gruppe auf Reddit angehört haben. Im November 2017 sperrte Reddit die Gruppe aus. Auf anderen Plattformen wie 4chan lebt der Hass aber fort. Incels erinnern dort jährlich an das Massaker ihres "Helden" Elliot Rodger.

Parallelen zu Hochschul-Massaker in Montreal

Die jüngsten Erkenntnisse um die Todesfahrt von Toronto erinnern außerdem an ein Massaker 1989 an der École Polytechnique, einer Ingenieurschule in Montreal. Dort kam Marc Lepine in einen Seminarraum, forderte die Männer zum Gehen auf und erschoss 14 Frauen, ehe er sich selbst tötete. In einer Abschiedsnotiz warf er Feministinnen vor, sein Leben ruiniert zu haben.

Verwendete Quellen
  • Tweets des kanadischen Journalisten Arshy Mann
  • Eigene Recherchen
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