Rocker-Überfall in Berlin Lange Haft für Mord-Kommando der Hells Angels

Für den gemeinschaftlichen Mord an einem 26-Jährigen hat das Berliner Landgericht hohe Strafen verhängt. Alle acht Angeklagten der Rockergruppe Hells Angels müssen für lange Zeit ins Gefängnis.
In einem der bundesweit größten Rocker-Prozesse hat das Berliner Landgericht acht der zehn Angeklagten zu lebenslangen Gefängnisstrafen verurteilt. Sieben von ihnen wurden am Dienstag des gemeinschaftlichen Mordes schuldig gesprochen. Ein 35-Jähriger, der als Rockerchef der Hells Angels gilt und die tödlichen Schüsse in einem Wettbüro in Auftrag gegeben haben soll, wurde wegen Anstiftung zum Mord verurteilt.
Sechs Kugeln trafen das Opfer
Ein weiterer Angeklagter wurde ebenfalls des Mordes schuldig gesprochen, bekam aber wegen seiner Hilfe bei der Aufklärung des Falls mit zwölf Jahren eine niedrigere Strafe. Der zehnte Angeklagte erhielt eine geringe Strafe, da das Gericht keinen Tatnachweis für Mord sah.
13 teils vermummte Männer waren am 10. Januar 2014 in das Wettcafé im Berliner Stadtteil Reinickendorf eingedrungen. Der Mann an der Spitze feuerte im Hinterzimmer mit einer Pistole auf das Opfer. Sechs Kugeln trafen, der Mann starb noch im Café. Die Tat dauerte nur 25 Sekunden. Der Anschlag vor laufenden Überwachungskameras soll eine Rache für eine Schlägerei mit einem verletzten Hells-Angels-Rocker gewesen sein.
Der Prozess dauerte knapp fünf Jahre, das Urteil wurde am 300. Verhandlungstag gefällt. Mehr als 370 Zeugen und Sachverständige waren gehört worden. Die meisten der deutschen und türkischen Angeklagten sitzen seit mehr als fünfeinhalb Jahren in Untersuchungshaft. Einige schwiegen im Prozess, andere bestritten einen Tötungsauftrag.
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In einem rechtlichen Hinweis des Landgerichts hieß es im Vorjahr, das Landeskriminalamt habe gewusst, dass ein solcher Mord passieren könnte, jedoch keine ausreichenden Gegenmaßnahmen ergriffen. Die Staatsanwaltschaft leitete daher Ermittlungen gegen drei Beamte wegen Totschlags durch Unterlassen ein. Die Ermittlungen dauerten an, sagte eine Sprecherin.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP