Zwei Beamte erschossen â neue Details zu VerdĂ€chtigem und Opfern
Bundesweit herrscht groĂes Entsetzen: Bei einer Verkehrskontrolle in Rheinland-Pfalz haben Unbekannte zwei Polizeibeamte erschossen. Die Polizei hat zwei TatverdĂ€chtige festgenommen.
Zwei Polizisten sind am frĂŒhen Montagmorgen im Landkreis Kusel (Rheinland-Pfalz) bei einer Verkehrskontrolle erschossen worden. Nun wurden zwei TatverdĂ€chtige festgenommen. Bei einem handele es sich um den gesuchten Mann, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Zudem wurde ein weiterer VerdĂ€chtiger gefasst. Die FahndungsmaĂnahmen liefen aber weiter, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass es weitere MittĂ€ter gebe.
Lesen Sie hier, was bereits ĂŒber die VerdĂ€chtigen bekannt ist.
Die Tat ereignete sich laut Polizeiangaben gegen 4.20 Uhr auf der KreisstraĂe 22 im Landkreis Kusel. Die Beamten der Polizeiinspektion Kusel seien auf einer routinemĂ€Ăigen Streifenfahrt unterwegs gewesen. Bei einer Verkehrskontrolle seien die tödlichen SchĂŒsse gefallen.
Hinweise aus der Tatnacht oder zur Fahndung nimmt die Polizei unter der Nummer 0631-369-2528 entgegen. Die Polizei warnt davor, in der Region Anhalter mitzunehmen.
Fahndung nach TÀtern lÀuft
Am Montag liefen SpurensicherungsmaĂnahmen am Tatort, sagte ein Sprecher des PolizeiprĂ€sidiums Westpfalz t-online. Gefahndet werde nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch im benachbarten Saarland. "Es sind zivile und uniformierte KrĂ€fte im Einsatz."
Aufnahmen vom Tatort sehen Sie oben im Video.
"Es gehen ganz viele Hinweise aus der Bevölkerung ein", sagte eine Polizeisprecherin. Momentan wĂŒrden rund 50 Hinweise nach und nach ausgewertet.
Beamte konnten noch Kollegen kontaktieren
Bei den beiden getöteten Polizisten handelt es sich um eine 24-JÀhrige und einen 29-JÀhrigen. Die 24-JÀhrige studierte laut der Gewerkschaft der Polizei (GdP) noch an der Polizeihochschule. Der andere Beamte, ein Polizeioberkommissar, sei ein "erfahrener, guter Polizist" gewesen, sagte ein Sprecher dem "Tagesspiegel". Beide stammen aus dem Saarland, teilte der saarlÀndische MinisterprÀsident Tobias Hans mit. "Ich habe Innenminister Klaus Bouillon gebeten, als Ausdruck der SolidaritÀt die Flaggen im Saarland auf halbmast zu setzen", so Hans.
Bevor die Polizisten getötet wurden, konnten sie noch ihre Kollegen kontaktieren. Sie informierten ihre Kollegen darĂŒber, totes Wild im Fahrzeug gefunden zu haben. Doch nach den Worten "Die schieĂen" riss der Kontakt ab. Die Polizei bestĂ€tigte dem "Spiegel" diese Details.
Die Beamten waren wohl schon nĂ€her an das Fahrzeug herangetreten und hatten mit der Kontrolle begonnen, als das Feuer auf sie eröffnet wurde. Der Polizist soll demnach am Tatort noch mehrere SchĂŒsse abgegeben haben. Die Waffe seiner Kollegin kam offensichtlich nicht zum Einsatz. Wie "Bild" und "ntv" berichteten, sollen die Polizisten durch KopfschĂŒsse getötet worden sein. Diese Informationen bestĂ€tigte die Polizei zunĂ€chst nicht.
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"Man ist hier in groĂer Alarmbereitschaft"
Als die VerstĂ€rkung am Tatort ankam, sei die Polizistin bereits tot gewesen, ihr Kollege sei wenig spĂ€ter seinen Verletzungen erlegen, so ein Sprecher zu t-online. Was der Anlass der Fahrzeugkontrolle auf der um diese Uhrzeit wenig befahrenen KreisstraĂe in Rheinland-Pfalz war, blieb zunĂ€chst noch unklar. "Da ist nur Wald und Wiese", sagte ein Polizeisprecher in einem Pressestatement.
Auch wie oft geschossen wurde, stand noch nicht fest. Die Polizei geht davon aus, dass eine Obduktion angeordnet wird. Die beiden Opfer waren als Zivilstreife auf einer Routinefahrt unterwegs, trugen aber Uniformen und Sicherheitswesten, wie eine Sprecherin der Polizei Kaiserslautern sagte.
Die KreisstraĂe 22 ist bei Mayweilerhof und Ulmet voll gesperrt. Aufgrund der Fahndungen kommt es dort teilweise zu Verkehrsbehinderungen. Ăber dem Fahndungsgebiet kreise ein Hubschrauber, berichtete ein t-online-Reporter vor Ort. "Man ist hier in groĂer Alarmbereitschaft." Die Polizei lasse niemanden durch, es trĂ€fen immer mehr Ermittler ein. Auch ein Gerichtsmediziner befinde sich am Tatort.
"Realer Alptraum aller Polizistinnen und Polizisten"
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) Ă€uĂerte sich "tiefbestĂŒrzt". "Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen der beiden Getöteten und auch bei allen Kolleginnen und Kollegen. Wir durchleben gerade den realen Alptraum aller Polizistinnen und Polizisten", sagte die Landesvorsitzende Sabrina Kunz. Sie appellierte an die BĂŒrger in der Region Kusel und Kaiserslautern, sich an diesem Montagabend "aus RĂŒcksichtnahme" nicht an Versammlungen gegen Corona zu beteiligen. Die EinsatzkrĂ€fte wĂŒrden auch fĂŒr die Ermittlungen in dem doppelten Tötungsdelikt gebraucht.
Zu HintergrĂŒnden der Tat wollte sich die GdP Rheinland-Pfalz am Montagmorgen noch nicht Ă€uĂern. Die stellvertretende Pressesprecherin Stefanie Loth schĂ€tzt das Risiko fĂŒr Beamte bei Verkehrskontrollen aber insgesamt als sehr hoch ein: "Die Verkehrskontrolle ist eine der gefĂ€hrlichsten Momente in der Polizeiarbeit â weil man so gar nicht weiĂ, was in dem Auto los ist."
"Die Tat ist entsetzlich"
Auch die rheinland-pfĂ€lzische MinisterprĂ€sidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz zeigten sich "zutiefst schockiert" ĂŒber die Tat. "Wir wollen im Moment die Ermittlungen in den absoluten Vordergrund stellen", sagte Lewentz (SPD). Es werde in alle Richtungen ermittelt. "Ich habe bewusst das Wort 'brutal' genommen", sagte er mit Blick auf die Schwere der Tat.
Die MinisterprĂ€sidentin ordnete aufgrund der Ereignisse als sichtbares Zeichen der Trauer im Einvernehmen mit dem Innenminister Trauerbeflaggung (halbmast) im Land an. FĂŒr alle Streifenwagen des Landes ist Trauerflor vorgesehen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser bot Lewentz jede UnterstĂŒtzung an, die fĂŒr eine möglichst schnelle Festnahme der TĂ€ter und fĂŒr die Ermittlungen benötigt werde. Lesen Sie hier mehr Reaktionen zu der Tat.
In Rheinland-Pfalz gab es nach Angaben von Landesinnenminister Lewentz zuletzt am 17. MĂ€rz 2010 einen Mord an einem Polizisten. Damals wurde ein Beamter des Spezialeinsatzkommandos bei einer Hausdurchsuchung von einem Mitglied der Rockerbande "Hells Angels" erschossen. Der Rocker wurde wegen "irrtĂŒmlich angenommener Notwehr" spĂ€ter freigesprochen.