Musikmanager Prigoschin lästert wohl über Putin: "Nicht mehr zu retten"

In einem Telefongespräch sollen zwei prominente Russen angeblich über Wladimir Putin gelästert haben. Er sei nicht mehr zu retten, heißt es in dem Mitschnitt.

Ein geleaktes Telefongespräch, in dem der russische Präsident Wladimir Putin unter anderem als "Satan" und "Zwerg" bezeichnet wird, sorgt für Aufsehen. Es handelt sich offenbar um eine Unterhaltung zwischen dem russischen Oligarchen Farchad Achmedow und dem bekannten Musikproduzenten Iosif Prigoschin und wurde zuerst auf Telegram veröffentlicht. Russische und ukrainische Medien berichteten ebenfalls darüber.

In den Mitschnitten wettern die beiden Teilnehmer gegen die Kremlführung, was das Zeug hält. "Putin ist nicht mehr zu retten, er ist für alles verantwortlich", wird gesagt. Der Satz "Die haben das Land gefickt, die haben jeden gefickt" wird Achmedow zugeordnet. Prigoschin soll gesagt haben, dass Putin "das russische Volk beerdigt habe". Der Kreml, soll der Musikmanager geklagt haben, bestehe aus lauter Kriminellen.

Das Gespräch hat offensichtlich schon vor einigen Wochen stattgefunden. Was es zu etwas Besonderem macht, ist der offensichtliche Einblick in die Denkweise zweier recht bekannter Russen, die bislang als unbedingte Putin-Anhänger galten. Prigoschin, der nicht mit dem gleichnamigen Chef der Wagner-Söldnertruppe verwandt ist, ist ein prominenter Musikproduzent in Russland, der mit mehreren Sängerinnen und Sängern zusammenarbeitet. Achmedow stammt aus Aserbaidschan, kam aber schon in jungen Jahren nach Moskau und hat sein Geld mit Öl, Gas und landwirtschaftlichen Produkten verdient. Er gehört laut Forbes zu den 200 reichsten Russen.

"KakerIaken in einem Glas"

In den Aufzeichnungen, deren Echtheit nicht unabhängig bestätigt werden kann, wird Präsident Putin immer wieder genannt und seine Führung kritisiert – auch hinsichtlich des Umgangs mit seinen Getreuen. "Es gab keinen einzigen richtigen Zug. Er ließ sie auf einem Schachbrett gegeneinander antreten. Nur um sich selbst zu retten", wird gesagt. Am Ende werde Putin verantwortlich gemacht werden, heißt es weiter. Doch derzeit gebe es interne Kämpfe. "Das sind Kakerlaken in einem Glas", wird der Kreis um Putin eingeschätzt.

Nach Berichten ukrainischer und exilrussischer Medien soll das Gespräch echt sein. Der russische Geheimdienst FSB soll bereits sein Interesse gezeigt haben, berichtet die "New Voice of Ukraine". Der Musikmanager Prigoschin äußerte sich bereits selbst zu den Aufnahmen. "Menschen können in einem privaten Gespräch über alles reden", sagte er der russischen Nachrichtenseite "Fontanka".

Er habe im Januar mit Achmedow telefoniert, könne sich aber nicht an Einzelheiten erinnern. "Neuronale Netzwerke", so sagte er, könnten aber heute viele Dinge tun. Die Aufzeichnung sei eine Mischung aus gesprochenen und generierten Worten. Dennoch sprach er von einer Attacke auf seine Privatsphäre. Er habe Respekt vor Putin und unterstütze ihn, verwies aber ebenso darauf, dass "alle private Konversationen haben, in denen Zweifel geäußert werden".

Ein russischer Militärblogger mit dem Namen Anatoloy Shariy will sogar herausgefunden haben, dass das Gespräch über Achmedows Freisprechanlage aufgenommen wurde. Von wem, ist aber ebenso unklar wie die Wege, über die der angebliche Mitschnitt an die Öffentlichkeit kam.