Kremlchef setzt offenbar weiter auf Krieg Putin zeigt sich von Trumps Ultimatum unbeeindruckt

Der Kreml und andere Politiker aus Russland reagieren auf das drohende Ultimatum von US-Präsident Trump in Bezug auf den Ukraine-Krieg. Laut Insidern zeigt sich auch Machthaber Wladimir Putin unbeeindruckt.
Ein Ende im Ukraine-Krieg ist auch nach dem verschärften Ton von Donald Trump in Richtung Wladimir Putin wohl weiter nicht in Sicht. Denn Russland sieht den vom US-Präsidenten anvisierten Ankauf von amerikanischen Waffen durch Nato-Staaten für die Ukraine nicht als Signal für Friedensbemühungen.
Solche Entscheidungen nehme die ukrainische Seite als Zeichen für eine Fortsetzung des Krieges wahr, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung im Ukraine-Krieg.
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Ultimatum im Ukraine-Krieg: Russland reagiert auf Trump-Aussagen
Der Kreml hat die Äußerungen von US-Präsident Donald Trump vom Montag über militärische Hilfslieferungen an Kiew zur Kenntnis genommen und wird seine Rhetorik gründlich analysieren, sagte Peskow bei einem Pressebriefing.
"Die jüngsten Äußerungen des US-Präsidenten sind sehr ernst. Etwas darin betrifft Präsident [Wladimir] Putin persönlich", spielte Peskow auf die Aussage an, dass Trump "enttäuscht" von Russlands Machthaber Putin sei. "Wir werden sicherlich Zeit brauchen, um die Rhetorik aus Washington zu analysieren", fügte er hinzu.
Die Nato-Mitgliedsstaaten seien nicht an einer friedlichen Lösung des Konflikts in der Ukraine interessiert, äußerte auch der stellvertretende russische Außenminister Alexander Gruschko bei russischen Nachrichtenagentur Tass weitere Kritik. Er kommentierte die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump über geplante Waffenlieferungen an die Ukraine auf Kosten der europäischen Länder mit den Worten: "Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass die NATO-Länder wirklich kein Interesse am Frieden haben."
Der hochrangige Diplomat erinnerte an die Äußerungen von NATO-Generalsekretär Mark Rutte über Pläne, die Ukraine "tödlicher" zu machen. In diesem Zusammenhang erklärte Grushko, dass das Ziel auch sei, "die Ukraine im Kampf zu halten".
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Medwedew mit deutlichen Worten in Richtung Trump und Europa
Darüber hinaus reagierte der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, auf das Ultimatum von US-Präsident Donald Trump, harte Sanktionen gegen Russland zu verhängen, wenn nicht innerhalb von 50 Tagen ein Friedensabkommen im Ukraine-Krieg erreicht wird, ebenfalls mit deutlichen Worten.
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Ex-Präsident Medwedew bezeichnete Trumps Äußerungen als "theatralisches Ultimatum an den Kreml". Die Welt habe wegen der befürchteten Folgen gezittert, die streitsüchtigen Europäer seien enttäuscht, "Russland war es egal", schrieb der Politiker auf X.
Trotz Trumps Drohungen: Putin will Ukraine-Krieg wohl fortsetzen
Auch Wladimir Putin soll gänzlich unbeeindruckt von Trumps Ukraine-Ultimatum zeigen. Der russische Präsident hat sich zwar bislang nicht persönlich zu der Zolldrohung geäußert, doch will den Krieg in der Ukraine offenbar fortsetzen.
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Dies gelte so lange, bis der Westen auf Putins Bedingungen für einen Frieden eingehe, berichten drei mit dem Kreml vertraute Quellen. Putins Gebiets-Forderungen könnten sich sogar noch ausweiten, wenn russische Truppen weiter vorrückten. Der russische Präsident gehe davon aus, dass Russlands Wirtschaft und Militär auch bei weiteren westlichen Sanktionen stark genug seien, so die Insider weiter.
Auch Lawrow äußert sich zu Trumps Kurswechsel im Ukraine-Krieg
Ähnlich äußerte sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Er habe jedoch keinen Zweifel daran, dass Russland mit möglichen neuen Sanktionen fertig werde, sagt Lawrow auf einer Pressekonferenz am Rande des Gipfels der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in der chinesischen Stadt Tianjin. Darüber hinaus wolle Russland nach Aussage des Außenministers die Beweggründe von US-Präsident Donald Trump für dessen Kurswechsel in der Ukraine-Politik verstehen. "Fünfzig Tage … Davor waren es 24 Stunden, dann 100 Tage. Das haben wir alles schon einmal durchgemacht", gab sich Lawrow auf der Pressekonferenz gelassen.
Weitere Häme kam vom Vizechef des russischen Föderationsrates. "Wenn das alles ist, was Trump heute zur Ukraine sagen wollte, dann sind die Erwartungen bisher zu hoch gesteckt worden", schrieb Konstantin Kossatschow, am Montagabend bei Telegram. Die Stimmung in Russland werde Trump nicht beeinflussen, allein die US-Rüstungsindustrie profitiere und die Europäer zahlten die Zeche, schrieb er.
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Keine Einladung zu Verhandlungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs
Der prominente Moskauer Politologe Fjodor Lukjanow sieht bei Trump ein Zögern, "sich mit voller Wucht in eine Konfrontation mit Russland zu stürzen". Daher wiederhole er ständig, dass dies nicht sein Krieg sei, sondern der von Amtsvorgänger Joe Biden. "Aus Trumps Sicht ist das, was angekündigt wurde, ein sehr moderater, kompromissbereiter Ansatz", sagte der Chefredakteur des Politmagazins "Russland in der globalen Politik". Mit dem Kauf der Waffen durch Nato-Staaten wolle Trump eine direkte Konfrontation mit Moskau vermeiden.
"Russland wird diesen Schritt von Trump kaum als Einladung zu Gesprächen verstehen. Das ist Druck, und die russische Führung arbeitet nicht unter Druck", sagte Lukjanow im Hinblick auf die 50-Tage-Frist und ein Abkommen gür ein Ende des Ukraine-Kriegs. Für möglich hält er, dass sich die militärische Lage für Moskau verschlechtere, aber nicht grundlegend. "Das eigentliche Gespräch geht an den Fronten weiter."
China äußert sich zu Trumps Sanktionsdrohung
Auch Peking will sich nicht unter Druck setzen lassen. Angesprochen auf die Androhung aus den USA, weitere Zölle gegen Handelspartner Russlands zu erheben, betonte Chinas Außenministerium, China lehne illegale, einseitige Sanktionen ab. In einem Zollkrieg gebe es keine Gewinner, sagte Sprecher Lin Jian in Peking.
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Zwang und Druck würden das Problem nicht lösen. Mit Blick auf die "Ukraine-Krise" sei Chinas Haltung klar, Dialog und Verhandlung seien der einzige Weg, sagte Lin.
Trump schlägt im Ukraine-Krieg neue Töne gegen Putin an
Der US-Präsident hatte am Montag mit Strafzöllen gegen Russlands Handelspartner gedroht, sollte in 50 Tagen noch keine Einigung für ein Kriegsende erzielt sein. Gleichzeitig schlug Trump nach rund sechsmonatigen Vermittlungsbemühungen im Ukraine-Krieg neue Töne gegenüber Russland an und kündigte neue Waffenlieferungen für die Ukraine an. Unter anderem würde Washington Patriot-Flugabwehrsysteme, Raketen und andere Waffen an die Ukraine liefern, die die europäischen Nato-Länder bezahlen sollen.
Darüber hinaus soll der US-Präsident laut einem Bericht der "Financial Times" die Ukraine sogar zu Angriffen tief im russischen Hinterland ermutigt haben. Bei einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj habe Trump gefragt, ob die Ukraine Russlands Hauptstadt Moskau oder die zweitgrößte Stadt des Landes, St. Petersburg, treffen könne, falls die USA Langstreckenwaffen lieferten, hieß es unter Berufung auf zwei mit dem Gespräch vertraute Personen.
Das Weiße Haus kommentierte den Bericht nicht, Kremlsprecher Peskow sprach von mutmaßlichen Falschmeldungen.
- Nachrichtenagenturen dpa, afp, Reuters