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Bachmut I Droht Putins Truppen die Einkesselung?


Droht Putins Truppen die Einkesselung?
"Sie sind in die Mausefalle gekrochen"

Von t-online, aj

Aktualisiert am 18.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Ukrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Nähe von Bachmut ab: Seit Monaten ist die Stadt im Osten des Landes schwer umkämpft.Vergrößern des BildesUkrainische Soldaten feuern eine Kanone in der Nähe von Bachmut ab: Seit Monaten ist die Stadt im Osten des Landes schwer umkämpft. (Quelle: LIBKOS/AP/dpa)
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Die Ostfront im Krieg gegen die Ukraine ist schwer umkämpft. Steht die Stadt kurz vor dem Fall? Ein Militärexperte sieht einen Hoffnungsschimmer.

Bachmut ist zum Schauplatz der blutigsten Gefechte in der Ukraine geworden. Und die Lage auf dem Schlachtfeld rund um die ehemals 70.000 Einwohner zählende Stadt bleibt weiterhin unübersichtlich. Während die ukrainische Armee dort jüngst Erfolge verkündete, lassen andere Berichte darauf schließen, dass die Stadt im Osten des Landes kurz vor dem Fall stehen könnte. Zumindest scheint es einen Hoffnungsschimmer zu geben: Das aktuelle militärische Vorgehen in Bachmut könnte Teil eines größeren Plans der Ukraine sein.

So sieht der Militärökonom Marcus Keupp von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich die jüngsten ukrainischen Geländegewinne bei Bachmut nicht als Teil der Gegenoffensive, sondern als eine opportunistische Aktion. "In Bachmut sehen wir eher das Ausnutzen einer temporären russischen Schwäche", erklärte Keupp bei "ZDF-heute". Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, habe seine Kämpfer von den Flanken abgezogen. Nun würden diese im Norden und Süden Bachmuts von schlecht ausgebildeten russischen Soldaten gehalten.

Keupp: Gegenoffensive wahrscheinlich im Südwesten des Landes

Keupp betonte in dem Gespräch, dass das Vorgehen der Ukraine in Bachmut allerdings Teil der Vorbereitungen auf die beginnende Gegenoffensive sein könnte. Diese aber erst wirklich starte, wenn die Attacken auf Russlands Logistik abgeschlossen seien. "Wenn die Ukraine einen mechanisierten Vorstoß unternehmen wird, denke ich, dass sie dann dort durchstoßen werden, um die Schwarzmeerküste und die Krim zu erreichen", sagte Keupp.

Daher sei die im Südwesten gelegene Region Saporischschja ein wahrscheinlicher Punkt für die Offensive. Ein wichtiges Mittel seien die britischen "Storm Shadow"-Raketen. Die Reichweite dieser mächtigen Waffe reicht bis zur von Russland annektierten Halbinsel Krim.

Auch andere Experten stimmen dieser Einschätzung zu: "Ich würde zu der Interpretation tendieren, dass die Ukraine versucht, die russischen Streitkräfte in Bachmut festzusetzen, um sie zu zwingen, an einem bestimmten Punkt der Front zu bleiben", sagte Ivan Klyszcz vom Thinktank ICDS in Estland. Gleichzeitig könnte die Ukraine andernorts angreifen. "In den russischen Militärkanälen kam kürzlich Panik auf wegen angeblicher ukrainischer Bewegung auf Stellungen in den von den Russen kontrollierten Gebieten", sagt Klyszcz. Doch diese Quellen seien "nicht immer zuverlässig".

"Die Ukraine hat in und um Bachmut örtlich begrenzte Gegenoffensiven ausgeführt, um die Russen zurückzudrängen und die Verteidigung in der Region zu testen", sagte der Experte Lucas Webber, Mitbegründer der Website "Militant Wire". Auch an anderen Stellen der Front spiele sich Ähnliches ab. "Es ist schwer zu sagen, ob die geplante eigentliche Gegenoffensive begonnen hat, aber diese Aktionen deuten darauf hin, dass die Ukraine etwas viel Größeres plant", sagt Webber.

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Bachmut trotz ukrainischer Geländegewinne kurz vor dem Fall?

Die "Bild"-Zeitung berichtete derweil in der Nacht auf Donnerstag, dass die ukrainische Stadt kurz vor dem Fall stehe. Den Wagner-Söldnern sei in den vergangenen zwei Tagen der Durchbruch im westlichen Teil der Stadt gelungen. Damit halte die Ukraine nur noch eine Straßenseite der westlichsten Straße der Stadt.

Die Zeitung beruft sich bei ihrer Analyse unter anderem auf ein Video der ukrainischen Armee, das zeigt, wie die Soldaten um die Juwileina-Straße kämpfen. Dahinter lägen nur Garagen und offenes Feld bis zum nächsten Dorf mit dem Namen Iwaniwske. Russlands Streitmacht habe die östliche Straßenseite erreicht und kontrolliere 99 Prozent von Bachmut. Aufgabe der ukrainischen Armee sei nun nur noch die Verzögerung des russischen Vormarsches westlich von Bachmut. Zudem wolle man die Wagner-Truppen an den Flanken einkesseln.

Einen ersten Hinweis auf diese Taktik lieferte Oleksandr Syrskij, Befehlshaber der ukrainischen Landstreitkräfte. "Die Wagner-Söldner sind nach Bachmut wie die Ratten in die Mausefalle gekrochen", sagte der 57-Jährige vor wenigen Tagen bei einem Besuch im Frontgebiet.

Prigoschin sieht Vorteil für Ukraine in Bachmut

"Wenn die Russen nicht sehr aufpassen, könnte es tatsächlich sein, dass es der Ukraine gelingt, sie zu umgehen und zu umzingeln", sagte dagegen Keupp im ZDF. Für die Wagner-Söldner sehe die Lage in Bachmut prekär aus, ihnen drohe trotz eigener Vorstöße die Einkesselung. "Ein interessantes Spektakel", so Keupp.

Auch Wagner-Chef Prigoschin bestätigte laut der Nachrichtenagentur Reuters den Vorstoß der ukrainischen Truppen in der umkämpften Stadt Bachmut. "Trotz der Tatsache, dass der Feind nur ein paar Prozent des Territoriums in Bachmut hat, scheint es nicht möglich zu sein, den Feind einzukesseln", sagt er in einer Audiobotschaft. "Infolge des Vormarsches des Feindes ... haben russische Fallschirmjäger Positionen eingenommen, die für den Feind einen Vorteil darstellen."

Seit einigen Wochen konzentrieren sich die russischen Truppen auf die Defensive und versuchen die mehr als 800 Kilometer lange Front zu sichern – mit Panzergräben, Panzersperren und Schützengräben. Stellenweise gibt es drei Verteidigungslinien.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: Interview mit Militärökonom Marcus Keupp
  • bild.de: "Bachmut jetzt zu 99 Prozent in russischer Hand!"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur afp
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