Deutschlands "Bunkerbrecher": So zerstörerisch ist der "Taurus"
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Bisher zögerte die Bundesregierung, nun könnten die "Taurus"-Marschflugkörper doch an die Ukraine geliefert und für Putins Truppen gefährlich werden.
Schon länger fordert die Ukraine von Deutschland die Lieferung der Marschflugkörper "Taurus". Nach langem Zögern soll die Bundesregierung bald eine Aushändigung verkünden. Zuletzt hatten neben der Opposition auch immer mehr Politiker der Ampelregierung eine Abgabe gefordert.
Nach Berichten des "Spiegel" sollen die Marschflugkörper vor der Auslieferung aber modifiziert werden. Demnach hat das Verteidigungsministerium den "Taurus"-Hersteller gebeten, die Ziel-Programmierung zu begrenzen.
Die Ukraine will mit den Marschflugkörpern Stellungen der russischen Truppen hinter der Front angreifen. Die Bundesregierung zögerte bisher, weil die Geschosse auch russisches Staatsgebiet erreichen könnten.
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Ein Marschflugkörper rast im Gleitflug über das Meer, dann folgt eine Explosion im Zielgebiet. Diese Aufnahmen stammen von einem Bundeswehr-Übungseinsatz in Südafrika. Das Testobjekt: der Marschflugkörper “Taurus”.
Die bunkerbrechenden Lenkwaffen könnten zukünftig auch in der Ukraine eingesetzt werden. Das forderte Unions-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter.
Rund fünf Meter ist der “Taurus” lang, auf der Oberseite sind zwei ausklappbare Tragflächen angebracht, am Heck vier kleine Leitflächen. Angetrieben wird er von einem kleinen Jet-Triebwerk, das am Ende der Rakete sitzt. Es verleiht dem “Taurus” eine Marschgeschwindigkeit von rund 1.000 Kilometern pro Stunde.
Im vorderen Bereich befinden sich vier voneinander unabhängige Navigationssysteme. Sie ermöglichen es dem “Taurus”, sein Ziel zu finden, auch bei gegnerischen Störmaßnahmen. Die Flugroute ist bereits im Vorfeld ausgeplant und im Navigationssystem des “Taurus” abgespeichert.
Dahinter sitzt der Tandem-Gefechtskopf “Mephisto”, der selbst stark gehärtete Zielstrukturen wie beispielsweise Bunkeranlagen durchschlägt.
Eine Hohlladung sprengt zunächst ein Loch in das Ziel, durch das dann der sogenannte Penetrator eindringen kann. Dieses etwa zwei Meter lange, mit Sprengstoff gefüllte Wuchtgeschoss dringt mit rund 900 km/h ins Ziel ein und explodiert im Innern. Rund eine halbe Tonne Sprengstoff hat der “Taurus” geladen.
Mit einem Gesamtgewicht von 1,4 Tonnen und einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern zählt der “Taurus” zu den durchschlagskräftigsten Lenkflugkörpern der Bundeswehr. Kostenpunkt: rund eine Million Euro – pro Stück.
Die Vorteile der Marschflugkörper: Sie sind klein, was das Entdecken und Abfangen erschwert. Zudem fliegt “Taurus” in einer Höhe von lediglich etwa 50 Metern, womit er gegnerische Flugabwehrsysteme unterfliegen kann.
Etwa 600 Einheiten des “Taurus” hat die Bundeswehr in ihren Beständen, auch Spanien und Südkorea nutzen die Lenkrakete.
Die deutsche Luftwaffe startet den “Taurus” bisher von Tornado-Kampfflugzeugen aus. Ob und wie sie von Kampfflugzeugen sowjetischer Bauart, wie sie die ukrainische Luftwaffe einsetzt, gestartet werden können, ist bislang noch unklar.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich hinsichtlich des Vorschlags einer Lieferung deutscher Marschflugkörper vom Typ “Taurus” an die Ukraine zurückhaltend. Auf eine hypothetische Frage wolle er keine hypothetische Antwort geben, sagte der SPD-Politiker am Dienstag am Rande des EU-Verteidigungsministertreffens in Brüssel.
Was den Marschflugkörper "Taurus" auszeichnet und wie er eingesetzt wird, sehen Sie hier oder oben im Video.
- Mit Informationen und Material der Deutschen Bundeswehr und Taurus Systems GmbH
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa