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Wladimir Putin nach Wiederwahl: "Spirale der Gewalt"


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Putin nach Wiederwahl gefährlicher
"Es gibt kein Zurück mehr"


16.03.2024Lesedauer: 1 Min.
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Russland: Wladimir Putin könnte noch gefährlicher werden, vermutet eine Oppositionelle im Interview und zeigt Gefahren für Europa auf. (Quelle: t-online)
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Nach dem Tod von Alexej Nawalny gab es weltweit Proteste gegen Wladimir Putin, selbst in Russland. Eine Oppositionelle sieht neue Gefahren – auch für Deutschland.

Vom 15. bis 17. März finden in Russland die Präsidentschaftswahlen statt. Der Sieger ist schon jetzt so gut wie sicher: Wladimir Putin wird aller Voraussicht nach erneut zum russischen Präsidenten gewählt.

110 Millionen Russinnen und Russen sind wahlberechtigt – doch es handelt sich um eine Scheinwahl, in die hohe Bestechungsgelder fließen und bei der Druck auf Wahlhelfer ausgeübt wird.

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Natalia Korotkova lebt seit zehn Jahren in Deutschland und engagiert sich seit Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine für den Münchner Verein Free Russians e.V. Nach dem Tod des Kremlgegners Alexej Nawalny sieht Korotkova einen nie dagewesenen Scheidepunkt.

Sie befürchtet außerdem einen noch radikaleren Wladimir Putin nach seiner Wiederwahl und spricht im Video-Interview mit t-online auch über konkrete Gefahren für Deutschland.

Videotranskript lesenEin- oder Ausklappen

Natalia Korotkova:
"Was der Tod von Alexej gezeigt hat, ist, dass die Gefahr vom Kreml real ist. Die ist auch in Deutschland real."

Nach dem Tod des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny ist ein Ruck durch die Welt gegangen.

Sogar in Russland selbst formierte sich am Tag seiner Beerdigung öffentlicher Widerstand gegen das Regime – und das trotz angedrohter Strafen seitens der Regierung.

Natalia Korotkova lebt seit zehn Jahren in Deutschland. Sie engagiert sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs intensiv bei dem Verein Free Russians e.V. in München. Seit Nawalnys Tod gebe es einen regelrechten Ansturm auf den Verein.

Natalia Korotkova:
"Es ist vor allem verrückt geworden, seit bekannt wurde, dass Alexej Nawalny gestorben ist."

Eine erste Welle des Widerstands war schon nach Nawalnys Vergiftung zu spüren, dann, als Putin seinen Angriffskrieg in der Ukraine begann.

Natalia Korotkova:
"Und es ist ja nicht nur eine Welle, das ist ein - ich weiß nicht, ein Scheidepunkt. Wir haben eine Grenze überschritten. Eine, nach der es kein Zurück mehr gibt.
Ich denke, sein Tod ist wie eine Explosion einer Supernova. Das ist einmalig."

Die Gefahr, die vom Kreml ausgehe, dürfe hierzulande nicht unterschätzt werden, warnt Korotkova.

Natalia Korotkova:
"Ich glaube, was der Tod von Alexej gezeigt hat, ist, dass die Gefahr vom Kreml real ist. Die ist auch in Deutschland real. Und das darf man auf keinen Fall unterschätzen - auf der deutschen Ebene und auch auf der europäischen Ebene."

Europa habe noch nicht ausreichend zur Kenntnis genommen, mit wem man es hier zu tun hat.

Natalia Korotkova:
"Und Putin ist sehr geschickt darin, dich in Abhängigkeit von ihm zu bringen, weil seine Art zu denken ist nicht die eines Politikers, sondern die eines Kriminellen. Und das muss man realisieren."

Die Teilnehmer der Proteste am Tag der Beerdigung müssen mit Konsequenzen rechnen. Und dennoch sieht Korotkova einen Hoffnungsschimmer:

Natalia Korotkova:
"Wir wissen auch, dass jetzt Menschen, die zu seiner Beerdigung gegangen sind, zu Hause Besuch bekommen von den Behörden. Und wir wissen noch gar nicht, was mit ihnen dann passiert und wie hart der Staat dazu durchgreifen wird.
Ich denke, dass auf einer Ebene, die wir nicht sehen und nicht nachvollziehen können, diese Menschen anfangen, sich zu vernetzen. Und das ist schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung."

Um den Widerstand aufrechtzuerhalten, braucht es eine Person, die die Kräfte bündelt und die Fäden zieht:

Natalia Korotkova:
"Wir haben jetzt Julia, seine Frau, die gesagt hat, dass sie seine Sache weiter fortführen will. Das ist bewundernswert und wird auch von allen Seiten unterstützt.
Wenn die russische Opposition im Exil, aber auch in Russland einen Anführer oder eine Anführerin benötigt, dann dafür, um sich zu vereinen, um die unterschiedlichen Lager und die unterschiedlichen Kräfte endlich dazu zu bringen, zusammenzuarbeiten. Und es kann durchaus sein, dass Julia dazu in der Lage ist."

Was sagen die Proteste und der weltweite Widerstand über Wladimir Putins Position aus?

Natalia Korotkova:
"Es wird vermutet, dass man ihm jetzt nicht die ganze Wahrheit sagt, wenn jemand so lange an der Macht ist, dann neigt man dazu, nur das hören zu wollen, was einem passt. Und die Menschen neigen dann dazu, diese Informationen auch zu geben. Es ist möglich, dass es ihm eben gar nicht so bewusst ist, was da eigentlich passiert.
Putin lebt in seiner eigenen Welt. Ich glaube nicht, dass er das unbedingt realisiert, was im Land passiert und auch was in der Welt eigentlich so passiert."

Und trotzdem wird Wladimir Putin aller Voraussicht nach die Scheinwahlen in Russland vom 15. bis 17. März gewinnen – und erneut als Präsident daraus hervorgehen.

Natalia Korotkova:
"Wir nennen das entweder Nicht-Wahlen oder elektorale Geschehnisse. Wir haben alle möglichen Worte dafür und es tut immer ein bisschen weh, das Wahl zu nennen."

Korotkova äußert ganz konkret, was sie nach der Scheinwahl befürchtet:

Natalia Korotkova:
"Nach der Wahl von Putin ist vor allem mehr Repression zu erwarten aus meiner Sicht. Ich bin da mit vielen Experten einverstanden. Es ist vermutlich eine erneute Mobilisierung zu erwarten, um den Krieg in der Ukraine noch weiter voranzukommen, um diese Erfolge zu präsentieren. Und. Noch mehr Eskalation und eine weitere Spirale der Gewalt. Leider ja.
Das ist das Perfide an dieser ganzen Situation, weil eine Wahl ist etwas, was man mit einer Demokratie assoziiert. Aber das ist ja keine. Und wir stecken in einer Zwickmühle diesbezüglich, weil wir einerseits sagen, wir wollen Demokratie, wir wollen demokratisches Prozedere und dann sagt uns die Propaganda Ja, ihr habt es doch und es liegt jetzt an uns, auch das zu beweisen, dass das, was da passiert, nicht demokratisch ist."

In Russland werde Druck auf Personen ausgeübt, die beim Staat angestellt sind und die Wahlen in den öffentlichen Einrichtungen durchführen. Viele würden aber auch freiwillig bei den Fälschungen helfen. Auch Firmen stehen im Fokus:

Natalia Korotkova:
"Man übt Druck auf Firmen aus, so wie es jetzt gerade auch passiert. Und man sagt denen, ihr müsst jetzt eure Quote erfüllen - ich weiß nicht, 100 bis 1000 Menschen - je nach Größe. Sie müssen so und so abstimmen. Macht das. Oder sie müssen an einer Onlineabstimmung teilnehmen. Das geht in Russland mittlerweile seit einigen Jahren. Die ist sehr, sehr einfach zu fälschen."

Auch Bestechungsgelder würden einfließen, um die Wahlen zu manipulieren. Die Armut vieler Menschen komme der Politik gerade recht:

Natalia Korotkova:
"Da wird ein bisschen Geld ausgegeben, quasi, wenn du jetzt teilnimmst, gibt es - ich weiß nicht - einen 1000er und da die Menschen meistens jetzt nicht allzu viel verdienen, grad auch in ein paar Regionen, ist für sie so ein Geld, ich weiß nicht, ein Geschenk fürs Kind zum Beispiel."

Wladimir Putin sei zwar der Schuldige, doch er stehe nicht allein da:

Natalia Korotkova:
"Man sagt in Deutschland, der Fisch stinkt vom Kopf. Das heißt, all diese Gesetze, all diese Ideen, diese ganze propagandistische Richtung, die das Land eingeschlagen hat, das kommt ja alles von ihm.
und auch von seiner Umgebung.
Am Ende ist er verantwortlich für alles, was passiert. Man darf nur, wenn man ihn in das Spotlight stellt, also ihn ins Licht bringt, nicht vergessen, dass es auch andere gibt, die mindestens genauso mitverantwortlich sind und dass es das ist wichtig, das darf man nicht vergessen."

Trotz Putins Macht sehen einige Historiker und Russlandexperten das Ende seines Regimes kommen. Doch bis es zu einem Machtwechsel kommt und wie der genau aussehen könnte, darüber lässt sich bisher nur spekulieren.

Welche Grenze sie überschritten sieht, inwiefern sich Europa vor dem Kremlchef in Acht nehmen sollte und warum Nawalnys Tod wie eine Supernova sei, erfahren Sie im Video hier oder oben.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters
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