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Ukraine-Krieg: Nach Angriff auf Energieversorgung drohen massive Folgen


Angriffe auf Infrastruktur
An dieser Stelle trifft Russland die Ukraine empfindlich


03.06.2024Lesedauer: 3 Min.
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Wasserkraftwerk am Dnipro (Archivbild): Nach Raketenangriffen ist das Werk beschädigt. (Quelle: IMAGO/Dmytro Smolienko/imago-images-bilder)

Einschläge in einen Staudamm haben in der Ukraine Bedenken zur Stabilität der kritischen Infrastruktur in der Ukraine geweckt. Die Trinkwasserversorgung könnte gefährdet sein.

Russland nimmt die ukrainische Energieinfrastruktur immer mehr unter Beschuss. Ein mutmaßlicher Angriff auf das Wasserkraftwerk DniproHES bei Saporischschja könnte auch Folgen für die Trinkwasserversorgung des Landes haben.

Ein von Anwohnern aufgenommenes Video zeigt den Einschlag von mindestens drei Langstrecken-Marschflugkörpern in den zum Kraftwerk gehörenden Staudamm. Das Video soll aus der Nacht zum Samstag stammen. Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko bestätigte Angriffe auf fünf Energieanlagen in mehreren Regionen, darunter Saporischschja.

"Schwierige Nacht für ukrainischen Energiesektor"

Demnach starteten in der Nacht von Freitag auf Samstag sechs strategische Bomber vom Typ Tu-95MS die Angriffe auf die ukrainischen Anlagen. "Es war eine weitere äußerst schwierige Nacht für den ukrainischen Energiesektor. Der Feind beschoss Anlagen der Energieinfrastruktur in fünf Regionen der Ukraine, darunter zwei Wasserkraftwerke. Auch die Infrastruktur außerhalb dieser Anlagen wurde beschädigt", erklärte der Betreiber der ukrainischen Wasserkraftwerke Ukrhidroenerho auf Telegram.

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Der genaue Schaden stehe noch nicht fest, der Staudamm war zunächst für den Verkehr gesperrt. "Kritische Schäden an der Anlage. Die Wasserkraftwerksbetreiber arbeiten daran, die Folgen zu beseitigen", heißt es in der Erklärung weiter. Seit Beginn des Krieges seien demnach mehr als 110 Raketen auf alle ukrainischen Wasserkraftwerke abgefeuert worden.

Auch das DniproHES und der Staudamm wurden nicht das erste Mal attackiert. Bereits am 22. März wurde das Wasserkraftwerk getroffen, damals war die Lage allerdings schnell unter Kontrolle, die Gefahr eines Dammbruchs bestand nicht.

Stromabschaltungen für die ganze Woche geplant

Bei den neuerlichen Angriffen sind die Folgen noch unklar. Erste Auswirkungen auf die Stromversorgung sind allerdings schon spürbar. Am Montag wurden zunächst Stromabschaltungen für die ganze kommende Woche angekündigt. Das Defizit im Energiesystem werde höher sein als in der vergangenen Woche, sagte der Chef des Energieversorgers, Wolodomyr Kudryzkyj, im ukrainischen Fernsehen. Wegen der Engpässe werde es Stromabstellungen innerhalb des ganzen Tages geben, vor allem am Morgen und in den Abendstunden.

Wie das Energieministerium mitteilt, muss die Ukraine am Montag so viel Elektrizität importieren wie nie zuvor. Es werde damit gerechnet, dass sich die Zukäufe aus fünf europäischen Ländern auf 27.178 Megawattstunden belaufen.

Neben der Stromversorgung gibt es nach dem Angriff auf den Staudamm nun allerdings auch Sorge um die Trinkwasserversorgung des Landes. Das DniproHES ist das größte Wasserkraftwerk des Landes. Hinter der 60 Meter hohen und 760 Meter langen Staumauer aus Stahlbeton befindet sich der Saporischschja-Stausee mit 1.500 Millionen Kubikmetern Wasser. Der See ist wesentlich für die Trinkwasserversorgung der Region, ein Brechen des Dammes würde mit der enormen Wassermasse zahlreiche Städte fluten und Menschen in Lebensgefahr bringen.

Dammbruch in der Ukraine: Es gibt ein warnendes Beispiel

Ein ähnliches Ereignis gab es bereits am 6. Juni 2023. Damals brach der von Russland kontrollierte Kachowka-Staudamm, mindestens 59 Menschen kamen nach russischen Angaben dabei ums Leben, die Ukraine berichtete von 31 Toten auf eigenem Gebiet. Die Zahl der Verstorbenen auf russischer Seite liegt wahrscheinlich aber noch deutlich höher. Ein AP-Bericht legt nahe, dass Russland die Zahlen absichtlich deutlich unterschätzt hat. Auch wenn sich Ukraine und Russland gegenseitig für die Zerstörung verantwortlich machen, deuten Untersuchungen auf einen russischen Angriff hin.

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Auch auf die Trinkwasserversorgung hatte die Zerstörung des Damms erhebliche Auswirkungen. Die Vereinten Nationen schätzten später, dass etwa 700.000 Menschen in der Region sauberes Trinkwasser benötigten, während allein im Oblast Dnipropetrowsk über eine Million Menschen mit Wasserknappheit zu rechnen hatten.

Bei einem weiteren Dammbruch wären die Folgen womöglich noch größer, fing der Stausee doch die Versorgung des benachbarten Saporischschja-Stausees teilweise auf. Die Bedenken hinsichtlich der Stabilität und Sicherheit der kritischen Infrastruktur in der Ukraine wurden durch den Angriff nun neu geweckt.

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