Drohnenangriffe in der Ukraine Human Rights Watch: Hier macht Russland Jagd auf Zivilisten

Russische Streitkräfte haben in der südukrainischen Stadt Cherson offenbar wiederholt Zivilisten mit bewaffneten Drohnen attackiert. Es deutet vieles darauf hin, dass es sich um Kriegsverbrechen handelt.
Russische Streitkräfte haben offenbar in der südukrainischen Stadt Cherson systematisch Zivilisten und zivile Infrastruktur mit bewaffneten Drohnen angegriffen. Seit Juni 2024 sei es laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch vermehrt zu gezielten Angriffen mit sogenannten Quadcopter-Drohnen gekommen, die sich durch ihre Wendigkeit und einfache Steuerbarkeit auszeichnen.
Wie die Menschenrechtsorganisation berichtet, kamen dabei kommerziell erhältliche Drohnen zum Einsatz, die mit Sprengkörpern, Brandwaffen sowie verbotenen Antipersonenminen bestückt waren. Die Steuerung erfolgte per Fernbedienung oder Smartphone, häufig aus mehreren Kilometern Entfernung. Die eingesetzten Geräte seien klein und leicht genug, um sich zwischen Gebäuden zu bewegen und einzelne Personen zu verfolgen.
Mindestens 45 Drohnenangriffe auf Zivilisten dokumentiert
Besonders betroffen waren laut Bericht die Stadtteile Antonivka und Dniprowskyj auf dem nördlichen Ufer des Dnipro-Flusses. Dort griffen russische Drohnen unter anderem Passanten, Busse, Radfahrer, Einsatzkräfte und Versorgungsfahrzeuge an. Auch Krankenhäuser, Supermärkte sowie Strom-, Wasser- und Gasleitungen wurden mehrfach beschädigt. Infolge mussten zahlreiche Geschäfte schließen, wodurch die Grundversorgung der Bevölkerung stark eingeschränkt wurde.
Human Rights Watch dokumentierte mindestens 45 Drohnenangriffe, bei denen es sich demnach um gezielte Attacken auf Zivilisten oder zivile Objekte handelte. In mehreren Fällen konnten die Aussagen von Augenzeugen mit Videos abgeglichen werden, die auf russischen militärnahen Telegram-Kanälen veröffentlicht wurden. Daraus gehe hervor, dass den Drohnensteuernden die zivile Natur der Ziele bekannt gewesen sei.
Die Menschenrechtsorganisation interviewte für ihren Bericht zahlreiche Zivilisten aus Cherson. Ihr Urteil ist eindeutig: Mit den Drohnen veranstalteten russische Soldaten buchstäblich eine Jagd auf die Zivilbevölkerung, insbesondere Fahrradfahrer seien beliebte Ziele, erklärt etwa die von Human Rights Watch zitierte Sanitäterin Nastja. Viele Bewohner Chersons würden so wenig Zeit wie nötig im Freien verbringen, um keiner Attacke zum Opfer zu fallen.
Human Rights Watch verurteilt Angriffe als Kriegsverbrechen
Zwischen Mai und Mitte Dezember 2024 wurden laut Angaben der Stadtverwaltung von Cherson mindestens 30 Zivilpersonen durch Drohnenangriffe getötet und 483 verletzt. Besonders in den Monaten November und Dezember verließen viele Bewohner die betroffenen Gebiete. In Antonivka halbierte sich die Einwohnerzahl innerhalb weniger Wochen.
Laut Human Rights Watch stellen viele dieser gezielten Drohnenangriffe auf Zivilpersonen und zivile Einrichtungen Kriegsverbrechen dar. Die Angriffe seien Teil eines Musters, das auf eine systematische Strategie zur Einschüchterung der Zivilbevölkerung hinweise.
- hrw.org: "Hunted From Above" (englisch)
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