Russischer Moderator nach Geheimoperation "Kann man diesen Rekruten nicht einfach erschießen?"

Über den verheerenden ukrainischen Drohnenangriff vom vergangenen Wochenende berichten die Staatsmedien kaum. Sie konzentrieren sich auf ein anderes Thema.
Der ukrainische Drohnenangriff auf russische Militärflughäfen bestimmte die Nachrichtenlage am Wochenende. Bis zu 40 Kampfflugzeuge will die Ukraine laut eigenen Angaben mit Hilfe von nach Russland geschmuggelten Drohnen ausgeschaltet haben – teils mehrere Tausend Kilometer tief im russischen Hinterland. Die Attacke ist der mit Abstand folgenschwerste ukrainische Angriff seit der russischen Invasion im Februar 2022.
Davon bekamen die Zuschauer des russischen Staatsfernsehens allerdings kaum etwas mit, wie das russische Exil-Medium "Meduza" berichtet. Stattdessen konzentrierten sich die Sender Channel One und Rossija-1 nahezu ausschließlich auf zwei Zugunglücke in den Grenzregionen Brjansk und Kursk.
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Nachrichten fokussieren sich auf Zugunglücke
In den Nachrichtensendungen wurden die Explosionen an zwei Eisenbahnbrücken und die darauffolgenden Zugunglücke ausführlich thematisiert. Die Berichte zeigten Rettungseinsätze und Passagiere, die einander halfen. Ein Reporter des Senders Channel One sagte: "Nach dem Zugunglück zeigten sich die Tugenden unseres Volkes im Angesicht der Not."
Die Berichterstattung über die Drohnenangriffe fiel dagegen knapp aus, schreibt "Meduza". In den Nachrichtensendungen am Sonntag verlasen die Moderatoren lediglich eine kurze Militärmitteilung über die Angriffe auf mehrere Luftwaffenstützpunkte. NTV-Moderator Wladimir Tschernyschew verurteilte die Drohnenangriffe der Ukraine als "dreist und selbstmörderisch für denjenigen, der sie geplant hat". Er sagte den Zuschauern, dass "diese Provokation" darauf abziele, "die militärischen Operationen zu eskalieren" und warnte, dass Russland hart zurückschlagen werde.
Moderator will Soldaten erschießen lassen
Auch der bekannte Fernsehmoderator Wladimir Solowjow äußerte sich in seiner Sendung am Sonntagabend zum ukrainischen Angriff. Allerdings ging er nicht auf die militärischen Auswirkungen der Drohnenschläge ein, sondern forderte die Exekution eines russischen Soldaten, der mutmaßlich Aufnahmen von den Folgen eines Drohnenangriffs verbreitet haben soll. "Kann man diesen Rekruten nicht einfach erschießen?", fragte Solowjow und nannte ihn einen "Verräter am Vaterland".
Der Drohnenangriff mit dem Namen "Operation Spinnennetz" erfolgte am Sonntag nach monatelanger Planung durch die ukrainischen Geheimdienste. Die an der Aktion beteiligten Agenten seien bereits in die Ukraine zurückgekehrt, so der Geheimdienst SBU. Berichte über Festnahmen in den russischen Medien seien "nur für das heimische Publikum" bestimmt, so der SBU. Am frühen Abend hatten die russischen Sicherheitskräfte nach Angaben der Staatsagentur Tass einige Beteiligte festgenommen.
Der Plan sei von Präsident Wolodymyr Selenskyj überwacht worden, berichtete Ukrinform, die staatliche Nachrichtenagentur der Ukraine. Die Vorbereitungen zu dem Angriff dauerten demnach knapp eineinhalb Jahre.