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Impfflaute: Eindringlicher Appell mit Blick auf Herbst


Dresden
Impfflaute: Eindringlicher Appell mit Blick auf Herbst

Von dpa
20.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Coronavirus - Impfzentren SachsenVergrößern des BildesEine Frau geht zum Eingang des Impfzentrums in Leipzig. (Quelle: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Angesichts der geringen Corona-Impfquote und mangelnden Bereitschaft zur Immunisierung in Sachsen haben Regierung und Verbände erneut an die Bevölkerung appelliert. "Wir brauchen ein gesamtgesellschaftliches Verständnis, wir brauchen Solidarität und Nächstenliebe", sagte Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am Dienstag nach einem Impfgipfel der Regierung in Dresden. Die Zahl der gegen Covid-19 Geimpften sei noch zu gering, um die Pandemie endgültig zu beenden. Lasten wie in den vergangenen Monaten blieben dem Land in der vierten Welle nur dann erspart, wenn sich das ändere.

"Impfen schützt uns nicht nur selbst, sondern leistet einen Beitrag, dass die Gesellschaft insgesamt geschützt ist, vor allem Kinder und Jugendliche, Menschen mit Vorerkrankungen", mahnte Kretschmer. Vor allem die noch Unentschlossenen sollten angesprochen und Bewusstsein für die Immunisierung erzeugt werden, sich einzureihen. Einen Zwang wird es jedoch nicht geben, bekräftigte er. "Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat."

Klaus Heckemann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), sieht, wie Vertreter der Wirtschaft, die nachlassende Impfbereitschaft mit Sorge. Es gehe nicht mehr um die Ablehnung eines Impfstoffes oder um den Wunsch nach einem bestimmten Präparat, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Angesichts niedriger Infektionszahlen seien viele Menschen sorglos. Auf die Impfung zu verzichten, sei ein "persönliches, individuelles Risiko", das sich eigentlich vermeiden lasse. Derzeit sei die Gefahr gering. "Aber das wird sich ändern, es wird ein Winter kommen mit deutlich mehr Neuinfektionen."

Auch mit Blick auf den Herbst beriet das Kabinett mit gut 20 Vertretern aus dem medizinischen, Gesundheits- und Sozialbereich sowie Wirtschaft, Kultur, Tourismus und Sport. Im Ergebnis sind Verbände und Unternehmen gefordert, ihre Mitglieder, Mitarbeiter und Beschäftigte an das Thema Impfen zu erinnern.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) hat der Freistaat die geringste Impfquote aller Bundesländer. Laut der Übersicht (Stand 19. Juli) haben 50,9 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Dosis erhalten und 43,2 Prozent sind vollständig immunisiert. Das liegt auch unter dem Bundesdurchschnitt von 60 und 46,7 Prozent.

Der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission, Thomas Grünewald, mahnte, die Impfung als Chance statt als Problem zu sehen. Deren hohe Wirksamkeit zeige sich in den geringen Infektionszahlen. "Von 140.000 Geimpften kann einer an Covid sterben, in der gleichen Zeit sterben knapp 550 Ungeimpfte." Das könne nur gehalten werden, "wenn wir jetzt kontinuierlich weiterimpfen". Der bestehende Zeitverzug von 60 bis 70 Tagen gegenüber dem Geschehen in Großbritannien müsse genutzt werden, um das Impfen in Richtung einer Herdenimmunität voranzutreiben.

"Ein neuer Lockdown wäre eine Katastrophe, die es zu verhindern gilt", sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden, Andreas Sperl. Unternehmen sollten die Belegschaft motivieren, sich impfen zu lassen und auch die Möglichkeiten dafür schaffen. Alle trügen Verantwortung dafür, dass Fahrlässigkeit nicht die erreichte Rückkehr zur Normalität gefährde, sagte Arbeitgeberpräsident Jörg Brückner. Der Landesschülerrats sieht das aktuelle Impfprivileg der Erwachsenen als Verpflichtung, Kinder und Jugendliche zu schützen.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sollen noch mehr niedrigschwellige Angebote gemacht und verstärkt auf Menschen zugegangen werden - mit Impfungen vor Ort, in Sportvereinen, Einkaufszentren oder mit mobilen Teams. Auch mit einer neuen Video-App, wo Geimpfte ihre Motivation erklären, wird geworben, damit Kultur, Restaurantbesuche oder Reisen auch im Herbst möglich sind und Kitas oder Schulen geöffnet bleiben können. "Je mehr Menschen sich jetzt sofort impfen lassen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen milden Herbst erleben", sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD).

Die Leute sollten nicht mehr zur Impfung gehen müssen, sondern der Impfstoff zu ihnen kommen, findet die Landtagsabgeordnete Susanne Schaper (Linke). Das müsse sich "nebenbei" im Alltag erledigen lassen. Für ihre SPD-Kollegin Simone Lang ist das Impfen "eine moralische Pflicht".

Landesbauernverbands-Präsident Torsten Krawczyk forderte die Landwirte auf, das freiwillige Impfangebot zu nutzen. "Wir haben es selbst in der Hand, gesund zu bleiben", sagte er auch hinsichtlich der gelungenen Sicherung der Lebensmittelversorgung während der bisherigen Pandemie-Wellen. Der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck, verwies auf die bisherigen Belastungen des Gesundheitssystems und die Folgen der Pandemie für den Normalbetrieb von Kliniken. "Wenn wir erst im Herbst anfangen, ist es zu spät."

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